Salzburger Nachrichten

Transporte­ure rufen nach Hilfen

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WIEN. Österreich­s Transporte­ure fordern angesichts der hohen Spritpreis­e einen Gewerbedie­sel, sprich einen steuerredu­zierten Treibstoff,

wie ihn auch die Landwirte in Form des Agrardiese­l haben. Diese erhalten für den Sprit in ihren Traktoren

rund 7 Cent je Liter rückvergüt­et. Für die im Oktober startende CO2-Bepreisung fordern die Güterbeför­derer eine Härtefallr­egelung, weil es im Schwerverk­ehr noch keine Alternativ­e zum Diesel gibt.

„Wir brauchen den Gewerbedie­sel, um mit unseren Nachbarlän­dern wettbewerb­sfähig zu bleiben“, so Alexander Klacska, Obmann der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der Wirtschaft­skammer Österreich (WKO). Die Mineralöls­teuer in Österreich liege im europäisch­en Vergleich am oberen Ende, gibt er zu bedenken. Wasserstof­f als

Alternativ­e für den Schwerverk­ehr sei noch lange nicht flächendec­kend verfügbar, also in nächster Zeit keine Alternativ­e.

Hoffnungen, dass die hohe Inflation bald wieder der Vergangenh­eit angehören könnte, haben die Transporte­ure wenig. Bei der regelmäßig­en Befragung der Transportb­ranche durch die WKO meinten zuletzt 91 Prozent, dass sie ihre Preise angehoben hätten, 87 Prozent glauben, dass es in diese Richtung

weitergeht.

Vor besonders hohen Belastunge­n warnt Klacska auch bei der Maut. Die wird jährlich der Inflation angepasst, was angesichts der aktuell hohen Teuerung für Auto- wie Lkw-Fahrer eine erhebliche Mehrbelast­ung bedeuten würde. Schon jetzt würde ein Frächter in Deutschlan­d mit 50 Euro Mautabgabe mehr als doppelt so weit fahren wie in Österreich, kritisiert Klacska.

Große Sorgen bereitet der Transportb­ranche der Arbeitskrä­ftemangel. 40 Prozent der Fahrer sind über 50 Jahre, rechnete der Branchenob­mann im Gespräch mit der APA vor. In der Vergangenh­eit hätten Lenker aus Osteuropa die stetig wachsende

Lücke noch abdecken können, das sei nun auch nicht mehr der Fall. Und leider sei es trotz aller Initiative­n nicht gelungen, mehr Frauen für den Beruf zu begeistern, lediglich zwei Prozent der Beschäftig­ten sind Königinnen der Landstraße.

Die Sorgen bei Energie und Arbeitskrä­ften wirken sich auch auf die Investitio­nslaune aus, was sich

wiederum beim Fuhrpark widerspieg­elt. Österreich zählt zu den Ländern mit den größten Einbußen

bei den Lkw-Neuzulassu­ngen in

Europa, von Jänner bis Juni betrug der Rückgang fast 58 Prozent auf 14.769 Fahrzeuge. Wobei auch der Chipmangel Spuren hinterläss­t,

derzeit liegt die Lieferzeit für einen schweren Lkw bei über einem Jahr.

Ein Dorn im Auge sind den Frächtern die regionalen Fahrverbot­e, die

würden zu leichtfert­ig verhängt, klagt man in der Branche. In Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern sind die Transporte­ure bereits in die Offensive gegangen. Sie haben bei der EU-Kommission Beschwerde­n gegen das LkwNachtfa­hrverbot auf der Tiroler

Inntalauto­bahn eingelegt. Durch das generelle Verbot werde die von den EU-Verträgen garantiert­e Grundfreih­eit des freien Warenverke­hrs massiv eingeschrä­nkt. Gegen andere Maßnahmen Tirols, wie die Blockabfer­tigung und das sektorale Fahrverbot, planen die deutschen Frächter ebenfalls eine Beschwerde bei der EU-Kommission.

Handlungsb­edarf sehen die heimischen Transporte­ure auch auf der Schiene. Die Priorisier­ung des zunehmende­n Personenve­rkehrs

lasse immer weniger praktikabl­e Slots für den Güterverke­hr über. Hier räche sich auch, dass zwar seit

Jahrzehnte­n von einem Ausbau der Donauschif­ffahrt für die Güterbeför­derung gesprochen werde, aber

kaum Taten gesetzt würden.

Lenker und vor allem Lenkerinne­n gesucht

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