Venezianer Salzburgs“
Leben mit Kind in der Altstadt gut möglich. „Aber Felix ist ein sehr lebhaftes Kind, irgendwann
braucht er wohl einen Garten, wo er sich austoben kann. Während Corona hat uns die Terrasse gerettet.“
Am Bruderhof schätzt die 43Jährige das „Dorffeeling“. Der Brunnen sei eine Art Treffpunkt.
Auf die Frage nach seinen Lieblingsplätzen nennt Felix auch den Brunnen am Platzl und beim Gablerbräu und die Wasserrinne
mit den bunten Bällen in der Richard-Mayr-Gasse.
Zu den Lieblingsorten von Thomas Steinmaurer gehört der St.-Sebastians-Friedhof. Der 59-Jährige vermisst in der Altstadt Grünzonen
und Wohlfühlorte für die Einheimischen, etwa in der Paris-Lodron-Straße. Die Pflanztröge an der Straße seien eine vertane Chance. „Rund um die Andrä-Kirche herrscht Steppe.“Statt des Mirabellparkplatzes wünscht sich Steinmaurer eine Markthalle. Eine autofreie Innenstadt wäre für das Paar kein Problem. Weil es
im Welterbe viel mehr Touristen als Bewohner gebe, fehle die kritische Masse, um Verbesserungen für die Einheimischen herbeizuführen, meint Thomas Steinmaurer.
„Die wenigen Bewohner sind die Venezianer Salzburgs. Wir sind Statisten in einer Kulisse.“Michelle Steinmaurer pflichtet ihrem Mann bei: „Manchmal habe ich das Gefühl, in einer künstlichen Stadt zu wohnen, Linz ist
viel lebendiger.“Im Lockdown sei ihr bewusst geworden, wie
wenige Menschen tatsächlich hier leben. „Achtzig Prozent der Fenster blieben dunkel.“
Obwohl sogar ein Parkplatz mitten im Bruderhof zur Wohnung gehört, benutzt die Familie das Auto während der Woche so
gut wie nie. „Wir erledigen alles zu Fuß“, sagt Michelle Steinmaurer. Sie arbeitet in dem Concept Store Small Heroes am Mirabellplatz, das Büro ihres Mannes liegt in der Sigmund-Haffner-Gasse,
und Felix besucht den Kindergarten in der Schwarzstraße. Einen Supermarkt betritt die Familie selten. „Wir ernähren uns fast nur von der Schranne, den Rest
kaufen wir im Sparmarkt in der Linzer Gasse.“Obwohl es in der Gasse jede Menge Schuhgeschäfte gebe, bekomme sie dort aber
keine Kinderschuhe mehr. Verschwunden seien auch der Metzger, das Papierfachgeschäft und das Kerzengeschäft von Familie Nagy. Steinmaurer bedauert auch sehr, dass die Spielzeugschachtel
nicht mehr in der Schrannengasse, sondern nur noch im Europark beheimatet ist.
Familie wünscht sich mehr Grünbereiche