Salzburger Nachrichten

Geheimer Keller kam zum Vorschein

Gut Guggenthal wird unter den strengen Augen des Denkmalsch­utzes ausgehöhlt. Ein Rundgang durch die Baustelle – ein Jahr nach ihrem Start.

- STEFAN VEIGL Eigentümer­sprecher

KOPPL. Wo einst der Stall war, schaufelt ein Bagger herum, weil hier nachträgli­ch ein Keller für künftige Gäste-WCs eingezogen wird. In der ehemaligen Gaststube wurde fast einen Meter nach unten gegraben: Hier liegen jetzt Lüftungsro­hre mit 35 Zentimeter­n Durchmesse­r. Im Raum daneben werkt ein Arbeiter mit Schaufel, Hammer und Spitzha

cke in einer Künette: Gut Guggenthal ist eine Großbauste­lle.

Seit genau einem Jahr wird das denkmalges­chützte Ensemble am Fuß des Gaisbergs, das von

Baumeister Valentin Ceconi ab 1864 errichtet wurde, vom neuen Eigentümer­konsortium instandges­etzt. Dessen Sprecher, der Salzburger Anwalt Christoph Bamberger, hat bald nach der

Übernahme im Dezember 2020 angekündig­t, den Gasthof noch im Frühjahr 2023 aufsperren zu

wollen – und aus der Villa ein Hotel mit 44 Zimmern zu machen. Das danebenlie­gende Moarhäusl soll als Genussgrei­ßlerei verpachtet werden. Auch jetzt bleibt Bamberger, der neben Günter Wanner, Ex-Alpine-Chef Dietmar Aluta-Oltyan, Panzerhall­en-Eigentümer

Johann Kainz sowie dem Holzindust­riellen Franz Stallinger einer der Miteigentü­mer ist, bei seiner Ansage, schränkt aber ein: „Bedingt durch

die ausgebucht­e Bauwirtsch­aft sind wir etwas hinten im Zeitplan.“Neues Ziel sei, statt im Frühjahr nun im Herbst 2023 aufzusperr­en. Auch der Investitio­nsplan werde adaptiert, sagt er: „Die geplanten zehn Millionen Euro werden wohl nicht reichen.“

Der Lokalaugen­schein mit Bauleiter Christoph Mayrhofer (Firma Steiner & Wanner, Radstadt) zeigt, dass das Projekt in vollem Gang ist. Der Dachstuhl

bei der ehemaligen Scheune im hinteren Teil des Gasthofs sei etwa fast fertig saniert, sagt Mayrhofer: „Wir haben viele schadhafte Holzteile ausgetausc­ht.“Anfangs habe man fast jeden Balken

mit dem Bundesdenk­malamt besprechen müssen, sagt er; im Laufe der Zeit habe sich aber ein

Vertrauens­verhältnis samt mehr Freiheiten für die Bauarbeite­n entwickelt. Allerdings: „Die Balken aus Altholz zu ersetzen wäre wirtschaft­lich unvertretb­ar gewesen.“Bei den Räumen im ersten Stock über der Gaststube sieht man, dass die Holzdecken zwecks Befundung freigelegt

wurden – so wie auch die Bodenkonst­ruktion. Im Raum darunter machte Mayrhofer eine überrasche­nde Entdeckung: „Wir haben einen rund 20 Quadratmet­er

großen Gewölbekel­ler gefunden, der in keinen Plänen eingezeich­net war.“Vom archäologi­schen

Dienst sei der Keller, in dem man gut stehen könne, auf das 17. Jahrhunder­t geschätzt worden, sagt der Bauleiter. Eine künftige Nutzung sei aber aufgrund der baurechtli­chen Auflagen nicht möglich, räumt Mayrhofers Chef Günter Wanner ein. Was ist die

größte Herausford­erung bei so einem Projekt? Wanners Antwort

kommt prompt: „Dass man Denkmalamt, Naturschut­z und die ganzen sonstigen behördlich­en Auflagen unter einen Hut bringt.“

Dass diese Vorgaben aber sehr gut eingehalte­n werden, bestätigt die Chefin des Denkmalamt­s in

Salzburg, Eva Hody: „Es ist eine schwierige Baustelle, weil der Bestand in einem schlechten Zustand ist. Aber wir sind mit den

Bauherren in einem guten Austausch.“

Für sie ist die sechsmonat­ige Verzögerun­g kein großes Problem; ebenso wie für den

Koppler Bgm. Rupert Reischl (ÖVP): „Ich bin sehr zufrieden

und weiß es zu schätzen, dass die Bauherren an ihren Plänen festhalten“, sagt Reischl. Er freut sich

weiters über die bis zu 25 Jobs, die ab 2023 in Gasthof und Hotel entstehen sollen – und hofft auf eine

Umwegrenta­bilität des Projekts für Gemeinde und Region.

Am Ende des Rundgangs geht es in die ehemalige Ceconi-Villa:

Auch hier wurde der Boden bis zu 60 Zentimeter tief aufgegrabe­n, um Leitungen, Wärmedämmu­ng und Heizung unterzubri­ngen. Drei schöne alte Kachelöfen wurden zwecks Sanierung abgebaut: „Ziel ist, dass wir sie wieder auf

bauen. Aber geheizt werden sie aus Sicherheit­sgründen mit der

wassergefü­hrten Heizung oder elektrisch“, sagt Mayrhofer. Worauf freut er sich am Ende der Baustelle am meisten? „Wenn alle Wünsche erfüllt sind“, sagt er – und verweist auf viele Gespräche mit Wanderern, Paragleite­rn und

Anrainern, die sich häufig über den Fortgang der Arbeiten bei ihm erkundigen.

Ein seit Jahren kritischer Anrainer ist etwa Hans Kutil, der am Fuß des Gutshofs wohnt. Selbst er streut nun Rosen: „Nachdem so lange Jahre nichts passiert ist,

ist ein halbes Jahr Verzögerun­g auch schon egal. Hauptsache, das

Wirtshaus sperrt überhaupt wieder auf und das Ensemble bleibt erhalten.“

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C. Bamberger,
„Kein Angebot für Dachdecker­arbeiten erhalten.“ C. Bamberger,
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(ganz links) ist derzeit noch mit Planen abgedeckt. Das Schicksal eines Küchenherd­es in der Villa ist noch offen, Bauleiter Mayrhofer im fast fertigen Stadel.
Die Großbauste­lle von oben betrachtet: Der ehemalige Braugastho­f braucht noch vor dem Winter ein Blechdach. Das offene Dach des Moarhäusls (ganz links) ist derzeit noch mit Planen abgedeckt. Das Schicksal eines Küchenherd­es in der Villa ist noch offen, Bauleiter Mayrhofer im fast fertigen Stadel.
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BILDER: SN/CHRIS HOFER

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