Geheimer Keller kam zum Vorschein
Gut Guggenthal wird unter den strengen Augen des Denkmalschutzes ausgehöhlt. Ein Rundgang durch die Baustelle – ein Jahr nach ihrem Start.
KOPPL. Wo einst der Stall war, schaufelt ein Bagger herum, weil hier nachträglich ein Keller für künftige Gäste-WCs eingezogen wird. In der ehemaligen Gaststube wurde fast einen Meter nach unten gegraben: Hier liegen jetzt Lüftungsrohre mit 35 Zentimetern Durchmesser. Im Raum daneben werkt ein Arbeiter mit Schaufel, Hammer und Spitzha
cke in einer Künette: Gut Guggenthal ist eine Großbaustelle.
Seit genau einem Jahr wird das denkmalgeschützte Ensemble am Fuß des Gaisbergs, das von
Baumeister Valentin Ceconi ab 1864 errichtet wurde, vom neuen Eigentümerkonsortium instandgesetzt. Dessen Sprecher, der Salzburger Anwalt Christoph Bamberger, hat bald nach der
Übernahme im Dezember 2020 angekündigt, den Gasthof noch im Frühjahr 2023 aufsperren zu
wollen – und aus der Villa ein Hotel mit 44 Zimmern zu machen. Das danebenliegende Moarhäusl soll als Genussgreißlerei verpachtet werden. Auch jetzt bleibt Bamberger, der neben Günter Wanner, Ex-Alpine-Chef Dietmar Aluta-Oltyan, Panzerhallen-Eigentümer
Johann Kainz sowie dem Holzindustriellen Franz Stallinger einer der Miteigentümer ist, bei seiner Ansage, schränkt aber ein: „Bedingt durch
die ausgebuchte Bauwirtschaft sind wir etwas hinten im Zeitplan.“Neues Ziel sei, statt im Frühjahr nun im Herbst 2023 aufzusperren. Auch der Investitionsplan werde adaptiert, sagt er: „Die geplanten zehn Millionen Euro werden wohl nicht reichen.“
Der Lokalaugenschein mit Bauleiter Christoph Mayrhofer (Firma Steiner & Wanner, Radstadt) zeigt, dass das Projekt in vollem Gang ist. Der Dachstuhl
bei der ehemaligen Scheune im hinteren Teil des Gasthofs sei etwa fast fertig saniert, sagt Mayrhofer: „Wir haben viele schadhafte Holzteile ausgetauscht.“Anfangs habe man fast jeden Balken
mit dem Bundesdenkmalamt besprechen müssen, sagt er; im Laufe der Zeit habe sich aber ein
Vertrauensverhältnis samt mehr Freiheiten für die Bauarbeiten entwickelt. Allerdings: „Die Balken aus Altholz zu ersetzen wäre wirtschaftlich unvertretbar gewesen.“Bei den Räumen im ersten Stock über der Gaststube sieht man, dass die Holzdecken zwecks Befundung freigelegt
wurden – so wie auch die Bodenkonstruktion. Im Raum darunter machte Mayrhofer eine überraschende Entdeckung: „Wir haben einen rund 20 Quadratmeter
großen Gewölbekeller gefunden, der in keinen Plänen eingezeichnet war.“Vom archäologischen
Dienst sei der Keller, in dem man gut stehen könne, auf das 17. Jahrhundert geschätzt worden, sagt der Bauleiter. Eine künftige Nutzung sei aber aufgrund der baurechtlichen Auflagen nicht möglich, räumt Mayrhofers Chef Günter Wanner ein. Was ist die
größte Herausforderung bei so einem Projekt? Wanners Antwort
kommt prompt: „Dass man Denkmalamt, Naturschutz und die ganzen sonstigen behördlichen Auflagen unter einen Hut bringt.“
Dass diese Vorgaben aber sehr gut eingehalten werden, bestätigt die Chefin des Denkmalamts in
Salzburg, Eva Hody: „Es ist eine schwierige Baustelle, weil der Bestand in einem schlechten Zustand ist. Aber wir sind mit den
Bauherren in einem guten Austausch.“
Für sie ist die sechsmonatige Verzögerung kein großes Problem; ebenso wie für den
Koppler Bgm. Rupert Reischl (ÖVP): „Ich bin sehr zufrieden
und weiß es zu schätzen, dass die Bauherren an ihren Plänen festhalten“, sagt Reischl. Er freut sich
weiters über die bis zu 25 Jobs, die ab 2023 in Gasthof und Hotel entstehen sollen – und hofft auf eine
Umwegrentabilität des Projekts für Gemeinde und Region.
Am Ende des Rundgangs geht es in die ehemalige Ceconi-Villa:
Auch hier wurde der Boden bis zu 60 Zentimeter tief aufgegraben, um Leitungen, Wärmedämmung und Heizung unterzubringen. Drei schöne alte Kachelöfen wurden zwecks Sanierung abgebaut: „Ziel ist, dass wir sie wieder auf
bauen. Aber geheizt werden sie aus Sicherheitsgründen mit der
wassergeführten Heizung oder elektrisch“, sagt Mayrhofer. Worauf freut er sich am Ende der Baustelle am meisten? „Wenn alle Wünsche erfüllt sind“, sagt er – und verweist auf viele Gespräche mit Wanderern, Paragleitern und
Anrainern, die sich häufig über den Fortgang der Arbeiten bei ihm erkundigen.
Ein seit Jahren kritischer Anrainer ist etwa Hans Kutil, der am Fuß des Gutshofs wohnt. Selbst er streut nun Rosen: „Nachdem so lange Jahre nichts passiert ist,
ist ein halbes Jahr Verzögerung auch schon egal. Hauptsache, das
Wirtshaus sperrt überhaupt wieder auf und das Ensemble bleibt erhalten.“