Intrigen und Skandale sind stete Begleiter der Freiheitlichen
Immer wieder Pleiten, Putsch und Pannen, dazwischen Aufstieg in lichte Wählerhöhen, gefolgt von stets neuen Ränkespielen.
WIEN. Wer auf Intrigen aus den eigenen Reihen setzt, liegt bei der FPÖ nicht oft völlig daneben. „Wer auch immer ein Interesse an meinem Rücktritt und der damit verbundenen Schwächung, vielleicht sogar Zerschlagung der FPÖ gehabt haben könnte: Diese Pläne wären ohne die bereitwillige Mithilfe durch meine ,Parteifreunde‘ nicht umsetzbar gewesen.“Dies schrieb sogar Heinz-Christian Strache in seinem Leider-nein-Bestseller-Buch „Das Ibiza-Attentat“. Auch hinter den Strache-Spesen-Veröffentlichungen stand das offenbar jahrelange Sammeln von Beweisen gegen Strache in den Reihen der Wiener FPÖ, die letztlich gezielt eingesetzt
wurden, um eine StracheRückkehr zu verhindern.
Auch vor 20 Jahren war die FPÖ – damals sogar in der Regierung mit der ÖVP – nicht nur an Jörg Haiders
gekränktem Ego, das weiter aus
Kärnten alle Fäden in der Partei ziehen wollte, zersplittert, sondern auch an Ehrgeiz und Ränkespielen
von Parteifunktionären, die ihre Stunde damals kommen sahen. Unter ihnen Strache, der im September 2002 beim gegen den Willen von Parteichefin Susanne RiessPasser in Knittelfeld einberufenen Sonderparteitag seinen ersten großen Auftritt hatte. Ein paar Jahre später übernahm Strache nach der Gründung des BZÖ durch Jörg Haider als sehr bemühter Haider-Klon die FPÖ-Reste und führte die Partei
langsam wieder in rechtspopulistische Höhen.
Straches Aufstieg konnten damals nicht einmal Parteifreund
Ewald Stadlers Versuche, ihn durch die Androhung der Veröffentlichung von „Wehrsport“-Jugendfotos in rechtsextremem Umfeld zu
kompromittieren, nachhaltig bremsen. Stadler wollte vergeblich Fördergelder für seine Freiheitliche
Akademie erpressen. Die Bilder gingen raus und Strache geriet dadurch eine Zeit lang in Bedrängnis.
Auch Jörg Haider war ein Meister im Intrigenspiel, sofern er sich nicht gerade wieder mit grenzwertigen Sagern im Wege stand. Von Beginn der SPÖ-FPÖ-Koalition im Jahr 1983 an hatte Haider von Kärnten aus systematisch die Machtübernahme in der blauen Bundespartei
vorbereitet. Bei mehreren Geheimtreffen
der Haider-Freunde im Juli und im August 1986 wurden die
Weichen für einen ÜberraschungsPutsch auf dem Innsbrucker Parteitag gegen den glücklosen Parteichef Norbert Steger gestellt.
In langfristiger Folge des IbizaVideo-bedingten Umsturzes in der FPÖ hat Herbert Kickl im innerparteilichen Bruderkrieg zuletzt den sich in Aufräumarbeiten aufreibenden Strache-Nachfolger Norbert
Hofer abgeschossen. Sollte sich nun der im Raum stehende Verdacht erhärten, dass Hans-Jörg Jenewein mit Wissen Kickls im parteiinternen Machtkampf mit den „Wienern“agierte, könnte es nun auch für Kickl sehr eng werden.