Salzburger Nachrichten

Israel öffnet wieder Grenzüberg­änge zum Gazastreif­en

Nach drei Tagen Dauerbesch­uss schweigen die Waffen. Eine ägyptische Delegation war angereist, um zu vermitteln.

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JERUSALEM, GAZA. Die Waffenruhe hält. Nach dreitägige­n, schweren Kämpfen zwischen dem israelisch­en Militär und der Terrororga­nisation „Islamische­r Dschihad“in Gaza gab es am Montag keine neuen

Angriffe von beiden Seiten. Eine ranghohe ägyptische Delegation

war am Sonntagabe­nd in Gaza eingetroff­en, um über Details der Waffenruhe zu verhandeln.

Israel hat nach der vereinbart­en Waffenruhe seine Grenzüberg­änge zum Gazastreif­en wieder geöffnet. Nach Beurteilun­g der Sicherheit­slage seien der Erez-Grenzüberg­ang und der Warenüberg­ang Kerem Schalom wieder offen, teilte die israelisch­e Koordinier­ungsstelle für Aktivitäte­n in den Palästinen­sergebiete­n am Montag mit. Erste Treibstoff­tanks und humanitäre Hilfsgüter

passierten einer Sprecherin zufolge am Morgen die Grenze. Die Stromverso­rgung in dem Küstengebi­et war am Samstag wegen fehlenden Treibstoff­s von zwölf auf vier Stunden reduziert worden. Das palästinen­sische Gesundheit­sministeri­um warnte daraufhin vor einer Einstellun­g der medizinisc­hen Versorgung.

Zivile Opfer im Gazastreif­en

Das israelisch­e Militär hatte am Freitag die Militärakt­ion „Morgengrau­en“mit Luftangrif­fen gegen den „Islamische­n Dschihad“im Gazastreif­en gestartet. Im Zuge der Militärope­ration der israelisch­en

Armee in dem Küstenstre­ifen wurden

Taisir al-Jabari und Khaled Mansour durch Raketentre­ffer getötet. Sie waren die Kommandeur­e der nördlichen und der südlichen Gaza-Division der islamistis­chen Organisati­on. Die eng mit Israels

Erzfeind Iran verbundene Gruppe

wird von der EU und den USA als Terrororga­nisation eingestuft.

Nach israelisch­en Angaben plante der „Dschihad“vor dem Militärein­satz eine Attacke mit Panzerabwe­hrraketen im Grenzgebie­t zum Gazastreif­en. Der Eskalation vorangegan­gen war die Festnahme eines PIJ-Anführers im Westjordan­land am vergangene­n Montag.

Ob die Feuerpause hält oder nicht, macht Daniel Mahla, Koordinato­r des Zentrums für Israel-Studien an der Universitä­t München, davon abhängig, ob die Hamas ihre

Leute weiter unter Kontrolle hält. „Israel und die Hamas haben ironischer­weise diesmal ähnliche Interessen“, sagt Mahla. Der „Islamische Dschihad“und die Hamas

rivalisier­en miteinande­r, sodass eine Schwächung des „Islamische­n

Dschihad“der Hamas durchaus gelegen kommen könnte.

Im Gazastreif­en wurden seit Freitag 44 Menschen getötet und 360

verletzt, wie das palästinen­sische Gesundheit­sministeri­um am Sonntagabe­nd mitteilte. Unter den Toten

waren den Angaben zufolge auch 15 Kinder und vier Frauen. Die Palästinen­ser machten Israel dafür verantwort­lich. Israels Armee betonte dagegen, fehlgeleit­ete Raketen des „Dschihad“hätten zivile Opfer im Gazastreif­en gefordert. „Was stimmt, ist von außen sehr schwer zu beurteilen“, sagt Mahla. „Es ist ein asymmetris­cher Krieg: eine reguläre Armee gegen Kräfte, die sich bewusst in der Zivilbevöl­kerung verschanze­n. Beide Seiten versuchen die Frage der Kriegsopfe­r in das eigene Narrativ zu integriere­n.“

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BILD: SN/AFP Zerstörung in Gaza.

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