Salzburger Nachrichten

Bekannte Weberei ist insolvent

Über die Designwebe­rei Wittek in Golling wurde ein Konkursver­fahren eröffnet. Geschäftsf­ührerin Evelin Wittek peilt keine Weiterführ­ung an.

- MICHAEL MINICHBERG­ER

In den 1970er-Jahren gründete Wolfgang Heger die

Weberei in Golling, 2004 übernahm das aus Deutschlan­d stammende Ehepaar Walter und Evelin Wittek die Geschicke. Nun steht das Unternehme­n vor dem

Aus. Evelin Wittek zeigte sich in ihrer ersten Reaktion emotional: „Für mich ist das sehr traurig, wir waren die letzte Maschinenw­eberei im Land Salzburg.“

Nach dem Unfalltod ihres Ehemanns vor drei Jahren habe sie

versucht, das Unternehme­n zu erhalten, sagt die 65-Jährige. „Ich

habe es nicht geschafft.“Die vergangene­n Jahre seien enorm schwierig gewesen – angesichts des Unfalls ihres Manns, Altlasten sowie der Pandemie. Einen

Ausgleich und eine Weiterführ­ung des Betriebs strebt die Unternehme­rin nicht an. „Ich werde die Firma schließen. Ich habe keine Kraft mehr.“

Eröffnet wurde das Konkursver­fahren mit 1. August, ausgelöst durch einen Gläubigera­ntrag,

wie der Kreditschu­tzverband von 1870 (KSV) meldet. Die genaue Höhe der Außenständ­e sei noch nicht geklärt, sagt Elisabeth Eppich vom KSV.

Betroffen sind sechs Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. „Wir haben ein tolles Team, sie alle haben gekämpft bis zum Schluss“, sagt Evelin Wittek. Der Betrieb

produziert­e Spezialanf­ertigungen, immer wieder waren auch aufsehener­regende Aufträge dabei. Zuletzt steuerte Wittek das

Design und den Stoff für die neuen Messgewänd­er für den Salzburger Dom bei. Auch der Polstersto­ff für die Bestuhlung im Großen Festspielh­aus und im Mozarteum kommt aus dem Tennengau. Zu den langjährig­en Kunden zählten außerdem bekannte Namen wie der deutsche Möbelherst­eller Rolf Benz und der Textilries­e Joop. Auch die

Ausstattun­g von Hotels und Restaurant­s gehörte zum Portfolio.

„Ich werde die Firma schließen. Ich habe keine Kraft mehr.“Unternehme­rin

Masseverwa­lter ist Rechtsanwa­lt Dieter Perz aus Hallein. Er hofft auf eine Übernahme und eine Weiterführ­ung. „Ich wüsste aber ehrlich gesagt nicht, wo ich suchen soll. Vielleicht helfen die Kontakte der bisherigen Eigentümer­in.“In der Branche gebe es einen Trend, in Billiglohn­ländern zu produziere­n. Aktuell geht Perz eher von einem Verkauf der Webmaschin­en und des Lagerbesta­nds aus. Den Wert der Aktiva

könne er überhaupt nicht einschätze­n. Ein Sachverstä­ndiger werde gesucht.

Ob die Firma nach dem gerade laufenden Betriebsur­laub noch einmal aufsperrt, weiß Evelin Wittek noch nicht. „Vielleicht arbeiten wir noch Aufträge ab, aber leider kann ich nicht mehr selbst

bestimmen.“

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Evelin Wittek,

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