Bekannte Weberei ist insolvent
Über die Designweberei Wittek in Golling wurde ein Konkursverfahren eröffnet. Geschäftsführerin Evelin Wittek peilt keine Weiterführung an.
In den 1970er-Jahren gründete Wolfgang Heger die
Weberei in Golling, 2004 übernahm das aus Deutschland stammende Ehepaar Walter und Evelin Wittek die Geschicke. Nun steht das Unternehmen vor dem
Aus. Evelin Wittek zeigte sich in ihrer ersten Reaktion emotional: „Für mich ist das sehr traurig, wir waren die letzte Maschinenweberei im Land Salzburg.“
Nach dem Unfalltod ihres Ehemanns vor drei Jahren habe sie
versucht, das Unternehmen zu erhalten, sagt die 65-Jährige. „Ich
habe es nicht geschafft.“Die vergangenen Jahre seien enorm schwierig gewesen – angesichts des Unfalls ihres Manns, Altlasten sowie der Pandemie. Einen
Ausgleich und eine Weiterführung des Betriebs strebt die Unternehmerin nicht an. „Ich werde die Firma schließen. Ich habe keine Kraft mehr.“
Eröffnet wurde das Konkursverfahren mit 1. August, ausgelöst durch einen Gläubigerantrag,
wie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) meldet. Die genaue Höhe der Außenstände sei noch nicht geklärt, sagt Elisabeth Eppich vom KSV.
Betroffen sind sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir haben ein tolles Team, sie alle haben gekämpft bis zum Schluss“, sagt Evelin Wittek. Der Betrieb
produzierte Spezialanfertigungen, immer wieder waren auch aufsehenerregende Aufträge dabei. Zuletzt steuerte Wittek das
Design und den Stoff für die neuen Messgewänder für den Salzburger Dom bei. Auch der Polsterstoff für die Bestuhlung im Großen Festspielhaus und im Mozarteum kommt aus dem Tennengau. Zu den langjährigen Kunden zählten außerdem bekannte Namen wie der deutsche Möbelhersteller Rolf Benz und der Textilriese Joop. Auch die
Ausstattung von Hotels und Restaurants gehörte zum Portfolio.
„Ich werde die Firma schließen. Ich habe keine Kraft mehr.“Unternehmerin
Masseverwalter ist Rechtsanwalt Dieter Perz aus Hallein. Er hofft auf eine Übernahme und eine Weiterführung. „Ich wüsste aber ehrlich gesagt nicht, wo ich suchen soll. Vielleicht helfen die Kontakte der bisherigen Eigentümerin.“In der Branche gebe es einen Trend, in Billiglohnländern zu produzieren. Aktuell geht Perz eher von einem Verkauf der Webmaschinen und des Lagerbestands aus. Den Wert der Aktiva
könne er überhaupt nicht einschätzen. Ein Sachverständiger werde gesucht.
Ob die Firma nach dem gerade laufenden Betriebsurlaub noch einmal aufsperrt, weiß Evelin Wittek noch nicht. „Vielleicht arbeiten wir noch Aufträge ab, aber leider kann ich nicht mehr selbst
bestimmen.“