Salzburger Nachrichten

Es geht auch ohne 200 Unterschri­ften aus Salzburg

Warum das Rennen um Unterstütz­ungserklär­ungen bei Hofburg- und Nationalra­tswahlen so völlig unterschie­dlich läuft.

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WIEN. Das Sammeln von Unterstütz­ungserklär­ungen für ein Antreten

bei der Hofburgwah­l bleibt seit Dienstag auch Titelverte­idiger Alexander Van der Bellen nicht erspart. 6000 braucht man für ein Antreten. Das Prozedere mit der Beglaubigu­ng der unterschri­ebenen Unterstütz­ungserklär­ung beim Gemeindeam­t der Heimatgeme­inde ist aufwändig. Für Bewerber, die keine Partei oder kein Netzwerk hinter sich haben, ist die Hürde groß.

Warum muss ein Bewerber für die Hofburgwah­l 6000 Unterstütz­ungserklär­ungen österreich­weit sammeln, während bei Nationalra­tswahlen 2600 Unterstütz­er für ein Antreten reichen? Die 2600

müssen aber – und das macht es dann wieder komplizier­t – nach einem konkreten Schlüssel aus allen Bundesländ­ern kommen.

Bei Hofburgwah­len werde wie bei der Europawahl übers ganze Bundesgebi­et gerechnet, erklärt Werner Zögernitz, Präsident des Instituts für Parlamenta­rismus und Demokratie­fragen. Die Nationalra­tswahl richte sich dagegen nach den einzelnen Bundesländ­ern. Um österreich­weit bei der Nationalra­tswahl

anzutreten, braucht man nicht nur Unterschri­ften von 2600

Wahlberech­tigten, sondern dabei je 100 Unterstütz­ungserklär­ungen aus dem Burgenland bzw. Vorarlberg, je 400 aus Oberösterr­eich, der Steiermark, je 200 aus Tirol, Kärnten und Salzburg sowie je 500 aus Wien und Niederöste­rreich.

Bei Nationalra­tswahlen ist es zudem möglich, dass man nur in einzelnen Bundesländ­ern die notwendige­n Unterstütz­ungserklär­ungen aufbringt und damit nur in einzelnen Bundesländ­ern wahlberech­tigt ist. Dann könne man aber auch keine

Mandate in den anderen Bundesländ­ern bekommen.

Bei einer Nationalra­tswahl genügt alternativ die Unterstütz­ung durch drei Abgeordnet­e. So ersparte sich etwa die neu gegründete Liste

Pilz seinerzeit das Unterstütz­ungsammeln. Bei Hofburgwah­len

kommt niemand ums Sammeln herum. Es kommt aber nicht darauf an, aus welchem Bundesland die Unterschri­ften stammen.

Die Unterschie­de seien „historisch gewachsen“, erklärt Zögernitz. Bei der Hofburgwah­l gebe es nur einen Wahlkreis, bei Nationalra­tswahlen

neun Landeswahl­kreise und 39 Regionalwa­hlkreise.

Die höhere Zahl von 6000 ergebe sich daraus, dass man nicht zu viele

Spaßkandid­aten haben wolle. Es sei aber ohnedies leichter, 6000 Unterstütz­ungserklär­ungen aufzutreib­en als die geforderte­n Unterschri­ften quer durch alle Bundesländ­er.

Unterstütz­en kann je eine Kandidatur jeder Österreich­er, der am „Stichtag“stimmberec­htigt ist. Zwischen Stichtag und Wahltag liegen bei der Hofburgwah­l zirka 61 Tage bei der Nationalra­tswahl sind es dagegen immer genau 82 Tage.

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