Anders als das Püppchen für Summer Lovin’
Olivia Newton-John gehörte in den späten 1970ern zu den bekanntesten Pop-Gesichtern. Später kämpfte sie jahrelang gegen Krebs.
SYDNEY. „Summer Nights“heißt der Song. Verheißen wird darin eine hitzige Unbeschwertheit in einer
Welt lange vor unserer Zeit. Nun aber – in der Erinnerung, die der
Tod weckt – lässt sich das Gefühl der späten 1970er-Jahre leicht noch einmal herstellen. Dieses jugendhafte Gefühl, wie das so ungleiche Highschool-Paar Danny und Sandy da aufeinander zusingt und zutanzt: „He got friendly, holdin’ my
hand/Well, she got friendly, down in the sand.“Er will alles. Sie will’s
romantisch. Und sie hat auch die Stimme dazu, in der Sehnsucht und Schmerz unwiderstehlich treffen. Heute ginge so eine Püppchen-Rebellen-Beziehung wegen der so klischeehaften Geschlechtszuordnung nicht mehr durch. Damals, als Olivia Newton-John als Sandy zum
Star wurde, war’s anders. Und sie – die am Montag im Alter von 73 Jahren verstorben ist – war anders als das Musical-Püppchen, das zum Superstar wurde.
Charmant, warmherzig, liebenswürdig – das seien oft Klischees, doch in Bezug auf Olivia NewtonJohn sei das alles wahr, sagte am Dienstag Regisseur Randal Kleiser
in einem Interview mit der BBC. Vor der Kamera des mittlerweile 76-jährigen Regisseurs war Newton-John in „Grease“zum Weltstar geworden
– und zu einem Liebling, der Grenzen sprengte, ein Popstar im größten Sinn des Wortes: Man wird schwer wen finden, der sie nicht geliebt hätte. Der australische Schauspieler
Hugh Jackman erzählt etwas, das manche und mancher nachvollziehen kann, wenn man den Hype um die Frau erlebt hatte: „Es ist kein Geheimnis, dass Olivia
mein erster Schwarm war. Ich habe ihr Poster jeden Abend vor dem Schlafengehen geküsst.“
Am Montag war Olivia NewtonJohn „friedlich“im Kreise von Freunden und Familie auf ihrer Ranch in Kalifornien gestorben, teilte Ehemann John Easterling mit.
Rührend gedachte John Travolta seiner „Grease“-Kollegin: „Meine liebste Olivia, du hast all unsere Leben so viel besser gemacht“, schrieb der US-Schauspieler. Travolta unterzeichnete sein Posting mit „Dein Danny, dein John!“. In „Grease“im Jahr 1978 spielte Travolta den Danny und Newton-John war Sandy.
44 Jahre ist das her, dass sie als blond gelockte Sandy dem jung-rebellischen Danny in der Musicalverfilmung den Kopf verdrehte und berühmt wurde. Doch schon Jahre bevor sie in „Grease“mit Pferdeschwanz, Pettycoat und Travolta im Duett „You’re the One That I Want“trällerte, war sie ein Star.
Am 26. September 1948 wurde sie in eine deutsch-britische Akademikerfamilie geboren. Als sie fünf Jahre alt war, wanderte die Familie nach Australien aus. Newton-John
gründete als Teenager eine Mädchenband. Ein Talentwettbewerb brachte die 15-Jährige nach Großbritannien zurück, wo sie 1966 ihre erste Platte aufnahm. 1974 vertrat sie Großbritannien mit ihrem Song „Long Live Love“beim Eurovision Song Contest und wurde Vierte.
Später stand sie für das Musical „Xanadu“(1980) auf Rollschuhen, dessen Titelsong ein Hit wurde. Mit dem Album „Physical“gelang ihr 1981 ein Nummer-eins-Hit in den
USA. Auch einen Grammy gab es für das Album. Manche Radiostationen
boykottierten den Song wegen sexueller Anspielungen.
1992 wurde bei Newton-John Brustkrebs diagnostiziert. Sie erlebte mehrere Rückschläge in der Behandlung und setzte sich für Brustkrebs-Überlebende ein und sammelte Gelder für Forschung und Behandlung.
Zur eigenen Behandlung setzte sie auf Schulmedizin und Cannabisöl. Auch Singen
war für sie Therapie. „Olivia war ein Symbol für Sieg und Hoffnung, mehr als 30 Jahre lang, in denen sie ihren Weg mit Brustkrebs teilte“, schrieb Easterling.
„Zu jung, um diese Welt zu verlassen“, schrieb Barbra Streisand nach der Todesmeldung. Sänger Rod Stewart schrieb, die
knallengen Röhrenhosen, die sie in „Grease“getragen habe, hätten ihn zu seiner „Da Ya Think I’m Sexy“-Ära inspiriert. Ihre australische Landsfrau Kylie Minogue würdigte sie als große Inspiration. „Seit ich zehn Jahre alt
war, habe ich Olivia NewtonJohn geliebt und zu ihr aufgeschaut. Und das wird immer so
bleiben.“
Küsse für das Olivia-Poster: „You’re the One That I Want“