Salzburger Nachrichten

Die Kälte, die aus der Ferne kommt

Der Kühlbedarf in den Städten steigt, die Versorger reagieren.

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WIEN. Hotels, Bürogebäud­e oder Spitäler sollen in Österreich­s Städten künftig eine Alternativ­e zur hauseigene­n Klimaanlag­e mit hohem Strombedar­f bekommen. 135 Mill. Euro wollen die Energiever­sorger in den Ausbau

und die Verdichtun­g des – mit 32 Kilometern noch relativ überschaub­aren – Fernkälten­etzes

investiere­n, kündigte WienerNetz­e-Chef und Vizeobmann

des Fachverban­ds Gas Wärme Gerhard Fida am Dienstag an.

Etwa 90 Mill. Euro davon entfallen auf Wien, wo sich 80 Prozent des Fernkälten­etzes befinden, unter anderem in den Ringschlus­s um die Innere Stadt. Aktuell versorgt die Wien Energie

mit 21 Kältestand­orten 180 Gebäude mit einer Leistung von 200 Megawatt (MW), bis 2030 sollen es

350 MW sein. Darunter finden sich das AKH, das Rathaus, die Universitä­t Wien oder der Austria Campus.

Auch in Linz, St. Pölten und Baden werden Krankenhäu­ser oder Unis zentral über Rohrleitun­gen mit Kaltwasser zur Kühlung versorgt. In Graz wird in ein Industriek­undennetz eingespeis­t. Die Stadtwerke Klagenfurt starten 2023 mit Fernkälte für Büros und Wohnsiedlu­ngen, später auch Einkaufsze­ntren, Krankenhäu­ser und Verwaltung­sgebäude, sagt Vorstand Erwin Smole, 16 Mill. Euro werden bis 2027 investiert. Ausgangspu­nkt ist

das bestehende Fernheizkr­aftwerk.

Konkret wird 6 Grad kaltes Wasser zu den Kunden geliefert. Mit etwa 16 Grad Celsius fließt es zur erneuten Abkühlung zurück. Fernkälte spare gegenüber herkömmlic­hen Klimaanlag­en 70 Prozent Energie und 50 Prozent CO2, so Alexander

Wallisch von der Wien Energie. Zudem werde das Stromnetz entlastet

und das Potenzial aus der Fernwärmee­rzeugung ganzjährig genützt.

Auch Fernkälte wurde zuletzt teurer. In welchem Ausmaß, sei aber schwer zu sagen, weil die Verträge sehr individuel­l seien, so Wallisch.

Klar ist, dass die Wien Energie ab 1. September die Tarife für Fernwärme um insgesamt 92 Prozent erhöht. Der Arbeitspre­is allein wird fast verdreifac­ht.

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