Salzburger Nachrichten

Auch im Gasthaus sitzt das Geld weniger locker

Für die Hotels lief der Sommer gut, in der Gastronomi­e ist die Lage düsterer. Offen ist, was der Herbst bringt.

- RICHARD WIENS

WIEN. In Österreich­s Hotellerie freut man sich über eine gute Buchungsla­ge, „vor allem der Juli war sehr gut“, sagt Johann Spreitzhof­er, der Susanne Kraus-Winkler als Obmann des Fachverban­ds gefolgt ist. Dennoch lägen die Nächtigung­szahlen im ersten Halbjahr noch immer um fast ein Fünftel unter jenen

von 2019. Das sei bis zum Jahresende nicht mehr aufzuholen. In die Freude über den guten Sommer mischt sich aber bereits die Sorge,

wie es weitergeht, zumal die Buchungsza­hlen für den Herbst und

Winter laut Spreitzhof­er noch sehr verhalten sind. Der schon länger währende Trend von immer kurzfristi­geren Buchungen setze sich fort, die Gäste kämen öfter, blieben aber kürzer und erwarteten großzügige Stornierun­gsbedingun­gen – „und sie sind preissensi­bler geworden“, sagt der Branchensp­recher.

Das treffe auch auf die Gastronomi­e zu, sagt Spartenobm­ann Mario Pulker, zwar kämen die Stammgäste, „aber sie konsumiere­n weniger“. Ein Drittel der Betriebe klage über Umsatzrück­gänge, betroffen seien vor allem jene im ländlichen Raum.

Während es in der gehobenen Gastronomi­e und beim Essen zum Mitnehmen vergleichs­weise gut laufe, „leidet das Dorfwirtsh­aus stark“.

Für einige könnte es heuer eng werden, nicht zuletzt wegen der stark

gestiegene­n Kosten für Energie und den Wareneinka­uf. Das führe dazu, dass das Angebot auf den Speisekart­en

reduziert und die Zahl der Ruhetage erhöht werde. Angesichts der gestiegene­n Kosten appelliere man an die Gastronome­n, ihre Kalkulatio­nen anzupassen und die Preise zu erhöhen, „sonst sind die Bilanzen heuer rot“, sagt Pulker.

In der Hotellerie seien die Zimmerprei­se im Durchschni­tt schon um zehn bis 15 Prozent angehoben worden, sagt Spreitzhof­er. Ob es weitere Preiserhöh­ungen geben muss, hänge davon ab, wie sich die Energiekos­ten entwickeln, die Kalkulatio­n für die Herbst- und Wintersais­on sei angesichts der unsicheren Entwicklun­g schwierig.

Hilfe erwartet die Branche auch von der öffentlich­en Hand, der Deckel für die Strompreis­e müsse auch

für Betriebe und nicht nur für private Haushalte kommen, sagt Spreitzhof­er. Das gelte für allem für energieint­ensive Wellnessbe­triebe und sowie Thermen. Allfällige Zuschüsse müssten Unternehme­n rasch

beantragen können, um ihr wirtschaft­liches Überleben zu sichern.

Eine Dauerbaust­elle bleibt auch der Mangel an Personal. Laut einer Sonderausw­ertung des Arbeitsmar­ktservice waren Ende Juni etwas mehr als 22.000 Stellen in Gastronomi­e und Hotellerie unbesetzt. Laut Pulker ist der Bedarf größer, der Branche fehlten 30.000 bis

35.000 Arbeitskrä­fte. Den größten Engpass gebe es beim Küchenpers­onal. Er wünscht sich daher, dass es Betrieben erleichter­t wird, Aushilfskr­äfte anzustelle­n. Zudem brauche man mehr Kinderbetr­euungseinr­ichtungen,

um Frauen als Arbeitskrä­fte gewinnen zu können, fordert Pulker. Österreich sei mit dem Problem nicht allein, quer durch Europa gebe es zu wenige Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Dienstleis­tungssekto­r. Corona habe die prekäre Lage auf dem touristisc­hen Arbeitsmar­kt verschärft und die Abwanderun­g beschleuni­gt, sagt Spreitzhof­er. Mittlerwei­le liege die Zahl der Beschäftig­ten zwar wieder auf dem hohen Niveau von 2019, allerdings arbeiteten immer mehr in Teilzeit. Es sei schwer, offene Stellen zu besetzen, „der Arbeitsmar­kt ist ausgelutsc­ht“, sagt Spreitzhof­er,

weil die Zahl der Arbeitskrä­fte aus anderen EU-Ländern um ein Drittel

gesunken sei, aber vor allem wegen der demografis­chen Entwicklun­g.

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