Im Winter müssen Skifahrer tiefer in die Tasche greifen
Wie viel heuer eine Tageskarte kostet, wollen die großen Salzburger Seilbahnen noch nicht sagen. Kolportiert wird ein Sprung auf 70 Euro.
SALZBURG. An Skifahren denken im Sommer nur die wahren Enthusiasten. Die heimischen Seilbahnen sind hingegen schon mitten in den Vorbereitungen für den kommenden Winter. Nach zwei Coronajahren zieht ein neues Bedrohungsszenario auf, ausgelöst durch massiv steigende Energiepreise. Im großen Verbund Ski amadé mit 25 Skiorten im Pongau, im Pinzgau und in der Steiermark zögert man deshalb
noch mit der Festlegung des Preises für die Tageskarte.
Laut internen Informationen wird aktuell mit bis zu 70 Euro für das Tagesticket kalkuliert. Das
wäre eine Erhöhung von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (61 Euro). Der amadé-Preis gilt als Richtschnur für die meisten Salzburger Seilbahnen. Wolfgang Hettegger, Vorstandsvorsitzender von Snow Space Salzburg und Präsident von Ski amadé, bestätigt die 70 Euro nicht. „Es wird erst Ende August einen Preis geben, dieser wird sich nach der allgemeinpolitischen Lage richten, nach der Inflation, den Stromund Treibstoffkosten.“
Dass viele große Tiroler Skigebiete die Tageskartenpreise schon festgelegt und nur moderat auf 62 bis 65 Euro erhöht haben, sieht Hettegger skeptisch. „Da
kann ich mir gut vorstellen, dass noch ein Zuschlag kommt.“
In Kitzbühel ist laut Homepage eine Erhöhung von 59,50 Euro auf 62,50 Euro geplant. Der Mit
tersiller Christian Wörister ist Geschäftsführer von KitzSki: „Dieser Preis könnte sich tatsächlich noch erhöhen, wir sind noch intensiv beim Überlegen. 70 Euro werden es wahrscheinlich nicht werden, bei 62,50 wird es aber auch nicht bleiben.“
Nicht mehr angetastet werde der Saisonkartenpreis: „Wir haben so viel verkauft wie noch nie zu dieser Zeit, fast 6000 Stück“, sagt Wörister. Das Jahresticket
gilt in Kitzbühel bereits in den Sommermonaten, kostet im Vorverkauf 743 Euro, regulär 825 Euro.
Schon im Dezember des Vorjahres haben die kleinen Loferer Bergbahnen ihren Kartenpreis 2022/23 veröffentlicht. 49,50 Euro werden im Winter für das Tagesticket fällig, rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Zu früh entschieden habe er nicht, sagt Geschäftsführer Willi Leitinger. „Ich kann die maßgeblichen Faktoren gut einschätzen. Die Strompreise sind für unsere Branche bis Ende 2023 fixiert, den Diesel habe ich schon eingekauft, die Personalkostenerhöhung von 4,5 Prozent weiß ich auch schon lange.“Er habe keine Bedenken, dass etwas aus dem Ruder laufe, ansonsten sei es auch noch möglich,
in der darauffolgenden Saison einzugreifen.
Erich Egger, Vorstand der Schmittenhöhebahn und Salzburger Seilbahnensprecher, verweist auf die komplexe Situation. „Wir haben 9,2 Prozent Inflation, der Diesel lag zu der Zeit, als die
meisten gekauft haben, bei plus 60 Prozent, der Lohnabschluss im Mai hat plus 4,5 Prozent gebracht.“Die weitere Entwicklung sei kaum einzuschätzen. Egger
geht von einer Erhöhung im Bereich der aktuellen Inflation aus. Es gehe darum, auch die Folgejahre im Blick zu haben. „Es werden vielleicht einige diesmal weniger machen, das birgt aber die Gefahr, dass im nächsten Jahr ein
ganz großer Sprung nötig wird.“Das wolle er seinen Gästen lieber
nicht zumuten, sagt Egger. Kartenpreise für Kinder und Familien würden aller Voraussicht nach
weniger erhöht als die klassische Tageskarte.
Dass ein größerer Preissprung den ohnehin belasteten Kleinund Mittelverdienern den Zugang zum Skifahren weiter erschweren würde, liegt für Arbeiterkammerpräsident Peter Eder auf der Hand. „Ich will noch nicht von einem Luxusvergnügen sprechen,
„Treibstoff, Inflation und Strom drücken auf den Preis.“Ski amadé
aber die Leute sind ohnehin
mehrfach belastet und müssen auf manches verzichten, da wird sicher auch der eine oder andere
Skitag dabei sein.“Eder hofft, dass die Branche, wie in den vergangenen Jahren, wieder der AK
vergünstigte Tickets zur Verfügung stellt. Schlechte Absichten
wolle er nicht unterstellen, die
„Wir werden unsere Preise noch einmal erhöhen.“KitzSki
Christian Wörister,
Entwicklung der internationalen Energiemärkte liege nicht in den Händen heimischer Seilbahner.
Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller hofft auf eine
Unterstützung der Regierung für die Seilbahnen. „Dann können sie die Preissteigerung in Grenzen halten.“
Zweites dominierendes Thema ist die drohende Energie
knappheit im Winter. Das Land arbeitet an einem Konzept, falls eine Rationierung notwendig
wird. „Die Haushalte haben dann oberste Priorität, dann kommen systemrelevante Einrichtungen
wie Krankenhäuser und Seniorenheime“, sagt Christian Pucher, Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).
An welche Stelle der Betrieb von Seilbahnen und Schneekanonen
gestellt werde, könne er jetzt noch nicht sagen.
Für Seilbahnmanager Wolfgang Hettegger sind gewisse Einschränkungen denkbar. Im Snow
Space sei etwa geplant, die Geschwindigkeit der Aufstiegshilfen der Zahl der Wintersportler anzupassen, sprich phasenweise
langsamer und spritschonender zu fahren. Zudem gebe es eine eigene Projektgruppe, die Möglichkeiten des Energiesparens ausloten und umsetzen solle.
Im Winter einen Teil der Seilbahnen außer Betrieb zu nehmen oder nur partiell die Abfahrten zu
beschneien, darüber könne man diskutieren, wenn es notwendig wäre. Für Hettegger ist jedoch klar, dass es eine gesamtheitliche Sichtweise brauche. „Das muss auch die Gastronomie und die Hotellerie einschließen. Es bringt ja nichts,
wenn ich Energie habe und das Hotel nicht heizen kann.“
Einsparungen hin oder her, das Produkt Wintertourismus müsse letztlich für den Gast bekömmlich sein.
Seilbahnensprecher Erich Egger sagt, er sei trotz allem
vorsichtig optimistisch, was die kommende Wintersaison
betreffe. „Die jüngsten Nachrichten und die halbwegs gut
gefüllten Gasspeicher geben Hoffnung.“