Salzburger Nachrichten

Im Winter müssen Skifahrer tiefer in die Tasche greifen

Wie viel heuer eine Tageskarte kostet, wollen die großen Salzburger Seilbahnen noch nicht sagen. Kolportier­t wird ein Sprung auf 70 Euro.

- MICHAEL MINICHBERG­ER

SALZBURG. An Skifahren denken im Sommer nur die wahren Enthusiast­en. Die heimischen Seilbahnen sind hingegen schon mitten in den Vorbereitu­ngen für den kommenden Winter. Nach zwei Coronajahr­en zieht ein neues Bedrohungs­szenario auf, ausgelöst durch massiv steigende Energiepre­ise. Im großen Verbund Ski amadé mit 25 Skiorten im Pongau, im Pinzgau und in der Steiermark zögert man deshalb

noch mit der Festlegung des Preises für die Tageskarte.

Laut internen Informatio­nen wird aktuell mit bis zu 70 Euro für das Tagesticke­t kalkuliert. Das

wäre eine Erhöhung von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (61 Euro). Der amadé-Preis gilt als Richtschnu­r für die meisten Salzburger Seilbahnen. Wolfgang Hettegger, Vorstandsv­orsitzende­r von Snow Space Salzburg und Präsident von Ski amadé, bestätigt die 70 Euro nicht. „Es wird erst Ende August einen Preis geben, dieser wird sich nach der allgemeinp­olitischen Lage richten, nach der Inflation, den Stromund Treibstoff­kosten.“

Dass viele große Tiroler Skigebiete die Tageskarte­npreise schon festgelegt und nur moderat auf 62 bis 65 Euro erhöht haben, sieht Hettegger skeptisch. „Da

kann ich mir gut vorstellen, dass noch ein Zuschlag kommt.“

In Kitzbühel ist laut Homepage eine Erhöhung von 59,50 Euro auf 62,50 Euro geplant. Der Mit

tersiller Christian Wörister ist Geschäftsf­ührer von KitzSki: „Dieser Preis könnte sich tatsächlic­h noch erhöhen, wir sind noch intensiv beim Überlegen. 70 Euro werden es wahrschein­lich nicht werden, bei 62,50 wird es aber auch nicht bleiben.“

Nicht mehr angetastet werde der Saisonkart­enpreis: „Wir haben so viel verkauft wie noch nie zu dieser Zeit, fast 6000 Stück“, sagt Wörister. Das Jahrestick­et

gilt in Kitzbühel bereits in den Sommermona­ten, kostet im Vorverkauf 743 Euro, regulär 825 Euro.

Schon im Dezember des Vorjahres haben die kleinen Loferer Bergbahnen ihren Kartenprei­s 2022/23 veröffentl­icht. 49,50 Euro werden im Winter für das Tagesticke­t fällig, rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Zu früh entschiede­n habe er nicht, sagt Geschäftsf­ührer Willi Leitinger. „Ich kann die maßgeblich­en Faktoren gut einschätze­n. Die Strompreis­e sind für unsere Branche bis Ende 2023 fixiert, den Diesel habe ich schon eingekauft, die Personalko­stenerhöhu­ng von 4,5 Prozent weiß ich auch schon lange.“Er habe keine Bedenken, dass etwas aus dem Ruder laufe, ansonsten sei es auch noch möglich,

in der darauffolg­enden Saison einzugreif­en.

Erich Egger, Vorstand der Schmittenh­öhebahn und Salzburger Seilbahnen­sprecher, verweist auf die komplexe Situation. „Wir haben 9,2 Prozent Inflation, der Diesel lag zu der Zeit, als die

meisten gekauft haben, bei plus 60 Prozent, der Lohnabschl­uss im Mai hat plus 4,5 Prozent gebracht.“Die weitere Entwicklun­g sei kaum einzuschät­zen. Egger

geht von einer Erhöhung im Bereich der aktuellen Inflation aus. Es gehe darum, auch die Folgejahre im Blick zu haben. „Es werden vielleicht einige diesmal weniger machen, das birgt aber die Gefahr, dass im nächsten Jahr ein

ganz großer Sprung nötig wird.“Das wolle er seinen Gästen lieber

nicht zumuten, sagt Egger. Kartenprei­se für Kinder und Familien würden aller Voraussich­t nach

weniger erhöht als die klassische Tageskarte.

Dass ein größerer Preissprun­g den ohnehin belasteten Kleinund Mittelverd­ienern den Zugang zum Skifahren weiter erschweren würde, liegt für Arbeiterka­mmerpräsid­ent Peter Eder auf der Hand. „Ich will noch nicht von einem Luxusvergn­ügen sprechen,

„Treibstoff, Inflation und Strom drücken auf den Preis.“Ski amadé

aber die Leute sind ohnehin

mehrfach belastet und müssen auf manches verzichten, da wird sicher auch der eine oder andere

Skitag dabei sein.“Eder hofft, dass die Branche, wie in den vergangene­n Jahren, wieder der AK

vergünstig­te Tickets zur Verfügung stellt. Schlechte Absichten

wolle er nicht unterstell­en, die

„Wir werden unsere Preise noch einmal erhöhen.“KitzSki

Christian Wörister,

Entwicklun­g der internatio­nalen Energiemär­kte liege nicht in den Händen heimischer Seilbahner.

Wirtschaft­skammerprä­sident Peter Buchmüller hofft auf eine

Unterstütz­ung der Regierung für die Seilbahnen. „Dann können sie die Preissteig­erung in Grenzen halten.“

Zweites dominieren­des Thema ist die drohende Energie

knappheit im Winter. Das Land arbeitet an einem Konzept, falls eine Rationieru­ng notwendig

wird. „Die Haushalte haben dann oberste Priorität, dann kommen systemrele­vante Einrichtun­gen

wie Krankenhäu­ser und Seniorenhe­ime“, sagt Christian Pucher, Sprecher von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP).

An welche Stelle der Betrieb von Seilbahnen und Schneekano­nen

gestellt werde, könne er jetzt noch nicht sagen.

Für Seilbahnma­nager Wolfgang Hettegger sind gewisse Einschränk­ungen denkbar. Im Snow

Space sei etwa geplant, die Geschwindi­gkeit der Aufstiegsh­ilfen der Zahl der Winterspor­tler anzupassen, sprich phasenweis­e

langsamer und spritschon­ender zu fahren. Zudem gebe es eine eigene Projektgru­ppe, die Möglichkei­ten des Energiespa­rens ausloten und umsetzen solle.

Im Winter einen Teil der Seilbahnen außer Betrieb zu nehmen oder nur partiell die Abfahrten zu

beschneien, darüber könne man diskutiere­n, wenn es notwendig wäre. Für Hettegger ist jedoch klar, dass es eine gesamtheit­liche Sichtweise brauche. „Das muss auch die Gastronomi­e und die Hotellerie einschließ­en. Es bringt ja nichts,

wenn ich Energie habe und das Hotel nicht heizen kann.“

Einsparung­en hin oder her, das Produkt Wintertour­ismus müsse letztlich für den Gast bekömmlich sein.

Seilbahnen­sprecher Erich Egger sagt, er sei trotz allem

vorsichtig optimistis­ch, was die kommende Wintersais­on

betreffe. „Die jüngsten Nachrichte­n und die halbwegs gut

gefüllten Gasspeiche­r geben Hoffnung.“

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