Salzburger Nachrichten

Jugendlich­e skaten im selbst gebauten Park

Kaprun ist eine der wenigen Gemeinden im Land Salzburg, die zwei Skaterpark­s hat. Entstanden ist das zufällig, weil plötzlich Zement verfügbar war.

- ANTONELLA BACHER

KAPRUN. Einen öffentlich­en Skatepark gab es in der Gemeinde Kaprun schon seit mehr als 15

Jahren. Die bewegliche­n Elemente stellten die Jugendlich­en jedoch nicht zufrieden. Wünsche nach einem Ausbau des Parks

wurden von der Gemeinde lange nicht wahrgenomm­en. Moritz Kaufmann und Felix Schett entschloss­en sich, einen eigenen Skatepark auf Privatgrun­d zu errichten. Ihr Ziel: ein anspruchsv­oller Park mit Bowl, eine Art Schüssel aus Beton für Skateboard­fahrer. „Wenn die richtigen Skatebedin­gungen nicht vorhanden sind, muss man sie sich eben selbst schaffen“, sagt Moritz Kaufmann, stellvertr­etender Obmann des Vereins mit dem Namen Botch Bowl. Im Pinzgau habe es damals kein gutes Angebot für Skater gegeben. „Nun bauen

wir seit sieben Jahren an unserem eigenen Skatepark.“

Angefangen hat alles im Jahr 2015 mit einer Ausschreib­ung eines Energy-Drink-Händlers. Skater konnten ihr Do-it-yourselfPr­ojekt einreichen. Die Jugendlich­en

hatten Erfolg, nur wenige

Tage nach der Einreichun­g wurde der versproche­ne Zement für den

Bau geliefert. „Wie groß und zeitaufwen­dig das Bauen werden

würde, war uns damals noch nicht bewusst“, erinnert sich Moritz Kaufmann. Das Grundstück für den Skatepark bekam der

Kapruner von seinem Vater, der eine angrenzend­e Grünfläche neben der Landesstra­ße zur Verfügung hatte. Auf dieser Fläche

wurde schließlic­h gebaut. Unterstütz­ung suchte man sich im

Freundeskr­eis. So gelang es auch schnell, eine Grube auszuheben.

„Drei Jahre hat es gedauert, bis das Herzstück des Parks, die Bowl, fertiggest­ellt wurde“, sagt

Jakob Reitinger, Obmann des Vereins. In den vergangene­n Jahren

wurde der Park sukzessive erweitert. Inzwischen umfasst die fast fertige Anlage eine Skatefläch­e

von 400 Quadratmet­ern. „Beton zu verarbeite­n ist eine Kunst. In allem, was man sieht, stecken 100 Prozent Handarbeit“, sagt Jakob Reitinger. Anfangs habe man den Beton selbst gemischt, mittlerwei­le komme der Betonmisch­er. Den Bau finanziert­en sich die Jugendlich­en durch Mitgliedsb­eiträge und Sponsoreng­elder. Rund 25.000 Euro sind in den Park geflossen. Das Jahr 2020 stellte einen Meilenstei­n für die Jugendlich­en dar: die offizielle Vereinsgrü­ndung. Im Moment zählt der

Verein 40 Mitglieder. Der Blick

ins Bundesland zeigt: Fünf ähnliche Vereine finden sich im öffentlich­en Register.

Die Anlage sei von Skatern für Skater und spreche somit auch die Bedürfniss­e von Sportlern

mit höherem Level an, sagt Reitinger. „Die Wände sind steiler als in einem Park für Anfänger. Es

gibt mehr Möglichkei­ten, sich auszuprobi­eren.“

Betonierte Skateparks seien seit einigen Jahren ein Trend in der Szene. Beton sei nicht nur robust und beständig, er biete auch eine optimale Skatefläch­e. Was

Jakob Reitinger aufgefalle­n ist: „Sobald es ein Angebot gibt, wächst auch die Nachfrage.“Der

Verein bietet auch Tagesmitgl­iedschafte­n an, für all jene, die nur schnuppern möchten.

Ortswechse­l in die Kapruner Feldstraße: Dort befindet sich der öffentlich­e Skatepark der Gemeinde.

Nach einer Jugendumfr­age entschied sich auch die Gemeinde, einen neuen, betonierte­n Park zu errichten – allerdings eine Anlage für Anfänger.

Aktuell fehlt es der Gemeinde an einem Jugendbeau­ftragten. Der für den Skatepark verantwort­lich gewesene Jugendbeau­ftragte, Gerald Wiener, erinnert sich: „Wir haben uns gemeinsam mit dem Verein entschiede­n, einen Park für Anfänger zu bauen, da Profis im privaten Park skaten können.“Von der Gemeinde erhält der Verein mit dem privaten Skatepark nur eine Vereinsför­derung, keinen Baukostenz­uschuss.

Künftig möchten sich die Vereinsmit­glieder mehr im Gemeindele­ben engagieren. Im öffentlich­en Park sollen Anfänger- und Kinderkurs­e angeboten werden.

Auch am Kapruner Dorffest, das am Wochenende stattfinde­t, wird der Verein zum ersten Mal mit einem Stand vertreten sein.

„Wie zeitaufwen­dig das Bauen wird, war uns nicht bewusst.“Moritz Kaufmann, Skater „Die Wände sind steiler als in einem Skatepark für Anfänger.“Jakob Reitinger, Obmann

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Verein.
BILD: SN/ANTONELLA BACHER Obmann Jakob Reitinger (links), Max Sonnleithn­er und Moritz Kaufmann sind Mitglieder im Verein.

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