Salzburger Nachrichten

Veganes Essen in der Kantine?

Schnitzel und Schweinsbr­aten oder Polenta und Kichererbs­enbowl: Was in der Arbeit aufgetisch­t wird, wird heiß diskutiert. Gesund zählt jetzt mehr.

- REGINA REITSAMER

SALZBURG. Als VW im Vorjahr die Currywurst vom Kantinen-Speiseplan strich und – um CO2 einzuspare­n – auf vegetarisc­he Alternativ­en setzte, sorgte das für einen handfesten Skandal. Altkanzler Gerhard Schröder sah sich gar veranlasst, vom „Kraftriege­l der Facharbeit­erin und des Facharbeit­ers in der Produktion“zu sprechen.

Mehr vegetarisc­h und vegan – das wird aber auch in Salzburger Kantinen zunehmend zum Thema, und auch dort durchaus kontrovers diskutiert. Unstrittig freilich ist: Die Zahl der Gemüsegeri­chte steigt.

Der Salzburger Mikronährs­toff-Experte Biogena bietet in seiner Kantine nur noch vegane oder vegetarisc­he Gerichte. Zwei

bis drei Mal in der Woche gebe es auf Wunsch dazu Toppings aus Fleisch oder Fisch, erklärt Biogena-Geschäftsf­ührerin Julia Ganglbauer. „Dann ist es aber Biofleisch oder hochwertig­er Fisch“, betont sie. Gesetzt werde zudem auf Fleisch-Ersatzprod­ukte wie Pilzburger.

Bei der Umstellung vor zwei Jahren habe das durchaus für Diskussion­en gesorgt, räumt Ganglbauer

ein. „Natürlich haben manche gemeint: Auf meinen Schweinsbr­aten will ich nicht

verzichten.“Die Kreativitä­t des Bistroteam­s habe mittlerwei­le aber alle überzeugt. Gekocht werde neuerdings nur noch am neuen Produktion­sstandort für die Kapseln, Pulver und Öle von Biogena in Koppl. Die Zentrale in der Stadt Salzburg werde mit dem frisch gekochten Essen beliefert.

Vorgerechn­et hat man bei Biogena auch die CO2-Einsparung durch die Umstellung: 32.701 Kilogramm Einsparung von CO2Äquival­enten pro Jahr habe der Wechsel zu vorwiegend veganer und vegetarisc­her Kulinarik gebracht, heißt es in der heuer erstmals erstellten Klimabilan­z des Unternehme­ns.

Nicht gänzlich vegetarisc­h oder vegan, aber in jedem Fall gesund, frisch zubereitet und mit

Zutaten möglichst von Bauern aus der Region, das ist auch das Credo von Andreas Gappmaier, der seit Anfang des Jahres Pächter der Eden Kantine im Unipark im Nonntal ist. „Eines der beiden Mittagsger­ichte ist in jedem Fall

vegan“, betont er. Dass beide Mittagsmen­üs laut dem anfänglich­en Verspreche­n nach wie vor nur zwischen 7,40 und 9,50 Euro

kosten dürfen, sei angesichts der derzeitige­n Preissteig­erungen „herausford­ernd, aber machbar“, sagt Gappmaier. Neben Kichererbs­enbowl oder Linsensala­t setze man etwa Duroc-Schwein von einem oberösterr­eichischen Bauern oder Gerichte mit Getreidepr­odukten der Biomühle Frauenlob

„Diskussion­en gab es nur zu Beginn bei der Umstellung.“Julia Ganglbauer, Biogena

in Plainfeld auf die Speisekart­e. „Unser Glück ist, dass im Biobereich die Preise nicht ganz so stark gestiegen sind“, sagt Gappmaier. Mittwochs sei Fischtag. Donnerstag­s gebe es Ayurvedakü­che aus Indien.

„Eigentlich wählt die Hälfte unserer Gäste heute die vegane

Variante“, sagt Gappmaier. Geöffnet habe man im Restaurant untertags und in der Skybar auch abends auf der Terrasse nicht nur für Studierend­e und Professore­n.

Auch wenn der Start coronabedi­ngt an einer Uni durchwachs­en

gewesen sei, sorge mittlerwei­le die Mundpropag­anda selbst in der Ferienzeit für Gäste. Nach einem Umbau und der Schließung zwischen 16. und 26. August

hofft Gappmaier, im Herbst vegan durchstart­en zu können.

Mehr Vegetarisc­hes steht mittlerwei­le auch in der Kantine der Salzburg AG auf dem Speiseplan. Bewirkt haben das vier Tourismuss­chülerinne­n aus Kleßheim, die ihre Diplomarbe­it im Vorjahr dem Thema widmeten, wie ausgewogen­e Ernährung Gesundheit und Motivation fördern kann. Ein Fragebogen vorab habe zwar gezeigt, dass nur eine Minderheit der Mitarbeite­r für

vegane Alternativ­en aufgeschlo­ssen war. Die Rezepte der Schülerinn­en, von überbacken­en Süßkartoff­eln bis zu Linsenbrat­lingen, seien dann aber gut angenommen worden. „15 bis 20 Gerichte, die besonders beliebt waren und sich gut in der Kantine

umsetzen lassen, bieten wir weiterhin an“, sagt Küchenchef Gert Greier.

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BILD: SN/TOYAKISFOT­O/STOCK.ADOBE Fleischlos­e Alternativ­en werden beliebter.
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