Quartiersuche für Ukrainer bringt Land unter Druck
Die Großquartiere sind keine Dauerlösung. Generell steigen die Asylzahlen, es braucht 500 weitere Plätze. Wie 2015 sollen notfalls Holzhäuser helfen.
SALZBURG. Zum ukrainischen
Unabhängigkeitstag organisierte das Ukrainische Zentrum in Salzburg ein buntes Programm in der Salzburger Innenstadt. Unter den Besuchern war auch Olena Beketova. Die 50-Jährige kam Anfang März von Charkiw nach Salzburg,
wo ihre Tochter bereits studierte. Mittlerweile hat sie eine Arbeit
gefunden: Sie ist in einem Hotel in der Küche tätig. Schwieriger
war für sie die Suche nach einer eigenen Wohnung. Drei Monate
brauchte sie, bis sie ihre jetzige Unterkunft fand: 600 Euro von ihren 1000 Euro Gehalt zahlt sie für die Wohnung.
Die Bereitstellung von Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine dürfte für das Land und Hilfsorganisationen künftig noch schwieriger werden. Die Groß-
quartiere in Wals-Siezenheim (Austria Trend Hotel) und PuchUrstein (7-Days-Premium-Hotel),
wo mehr als 500 Menschen untergebracht sind, sind keine Dauerlösung – die Verträge laufen bis März 2023. Es müssten Alternativen gefunden werden, sagt Reinhold Mayer, Flüchtlingskoordinator des Landes. Daran arbeite man mit Hochdruck, es sei in einem Tourismusland aber schwer,
leer stehende Objekte zu finden. „Das wird eine echte Challenge.“
Prinzipiell hätten alle 4300 Personen in Grundversorgung, also auch Geflüchtete aus anderen Ländern, einen Platz in einem Quartier oder einer privaten Unterkunft, sagt Gerlinde Hörl von der Salzburger Caritas. „Die Plätze, die es jetzt gibt, decken den Bedarf.“Das zeige sich auch darin, dass die Betten in den Notquartieren derzeit alle leer seien.
Kompliziert werde die Sache, wenn die Flüchtlinge aus der Ukraine zu arbeiten beginnen
würden. Je nach Einkommen müssen sie dann für die Unterbringung selbst aufkommen bzw. wird ihnen das verdiente Geld von den Kosten für die Grundversorgung abgezogen. Wer in einem organisierten Quartier ist,
kann diesen Platz dann auch über kurz oder lang verlieren. „Die Quartiere sind für hilfsbedürftige Personen. Und wenn ich eine Arbeit habe, bin ich nicht mehr hilfsbedürftig“, sagt Hörl.
Wer monatlich mehr verdient als 110 Euro plus 80 Euro pro Familienangehörigem, dem wird der
Platz in der Unterkunft anteilig in Rechnung gestellt. Da die Kosten für die Grundversorgung aber
viel höher sind, werden viele Flüchtlinge, die arbeiten, weiter vom Land unterstützt.
Für viele sei der Umstieg in ein Leben auf eigenen Beinen schwierig. So sei es ein Problem,
Kautionen für eine Wohnung aufzubringen. „Das ist schwierig, aber nicht unmöglich.“Die derzeitige Diskussion auf Bundesebene über die Anhebung der Freibetragsgrenzen für Flüchtlinge verfolgt die Caritas mit Interesse. Höhere Freibeträge würde sich Hörl ebenso wünschen wie
eine Anhebung der Kostenhöchstsätze
in der Grundversorgung. Der Bund hat ja bereits eine Erhöhung der täglichen Sätze für
Unterkunft und Verpflegung von 21 auf 25 Euro beschlossen.
Flüchtlingskoordinator Mayer ortet ebenfalls Handlungsbedarf. „Es wird früher oder später Aufgabe der Politik sein, Anreize zu schaffen, dass Wohnungen zur
Verfügung gestellt werden.“Bei 25 Euro pro Tag wisse man, „dass der Markt enden wollend ist“.
Auch Andreas Eichhorn, Leiter der Sozialabteilung des Landes,
bezweifelt, dass die Erhöhung der Kostensätze angesichts der
Teuerung genügt, um ausreichend Quartiere zu mobilisieren.
Gleichzeitig steigt der Druck auf die Länder, mehr Grundversorgungsplätze zu schaffen.
Denn die Asylzahlen steigen – 2022 wurden mehr Anträge gestellt als im Vergleichszeitraum 2015. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kritisierte überfüllte Massenquartiere des Bundes. Das ist derzeit auch in jenem in Bergheim der Fall, wo laut SN-Informationen 344 Menschen untergebracht sind – die Obergrenze liegt eigentlich bei 250.
Eichhorn sagt, das Land wolle weitere 500 Plätze in organisierten Quartieren bereitstellen. „Die Schwierigkeit ist, dass wir zwar zu Beginn der Ukrainekrise viele Quartiersangebote erhalten haben, aber es kommen aktuell fast keine neuen herein. Größere Quartiere haben wir keine in Aussicht.“Daher plane man mit dem
Roten Kreuz, weitere Holzhäuser zu errichten, wie sie 2015 in Salzburg, in Seekirchen und in Tamsweg entstanden sind. „Wir sind dabei, Grundstücke ausfindig zu
machen.“Er appelliere an Menschen, die Flächen verpachten oder leerstehende Objekte zur Verfügung stellen könnten, sich
beim Land zu melden: