„De san augrennd, de Röma“
Asterix & Co. dürfen wieder Wienerisch reden. Mundart-Spezialist Ernst Molden wurde zum Fan der streitbaren Gallier und hat jetzt den „Kupferkessel“-Band übersetzt.
SALZBURG. Wenn das, was eigentlich nicht zusammengehört, zusammenkommt, übt dies einen besonderen Reiz aus. Man denke etwa an Gerhard Polt, wenn er eine japanische Fernsehserie auf Bairisch synchronisiert. Seit geraumer Zeit
werden auch die französischen Kult-Comichefte „Asterix“in unterschiedliche internationale Mundarten übersetzt. Jetzt darf der kleine, aber dank Zaubertrankunterstützung bärenstarke Gallier wieder
Wienerisch reden. In „Asterix und es kupfane Reindl“(erscheint am 9. September) heißt es folglich: „De san augrennd, de Röma!“Das manchmal freche, witzige und in
jedem Fall gefühlsbetonte Wiener Idiom geht diesmal auf einen zurück, den man vorrangig von der (Konzert-)Bühne kennt: Liedermacher und Autor Ernst Molden.
Die Geschichte ist rasch erzählt: Ein dem gallischen Häuptling zur
Verwahrung überlassener, mit Sesterzen gefüllter Kupferkessel
wird gestohlen und Asterix, Obelix und natürlich auch Idefix sollen das Geld wiederbeschaffen. Es geht um Ehre und Schuld sowie die Problematik des Geldverdienens. „Ursprünglich hatte ich die Story als sehr materialistisch in Erinnerung, aber das stimmt so nicht: Sie handelt von der Unfähigkeit gutherziger Menschen, Geld aufzustellen“, sagt Ernst Molden im SN-Gespräch.
Beim Übersetzen habe er jedenfalls einen „Riesenspaß“gehabt: „So viel
gelacht am Schreibtisch habe ich in den vergangenen 35 Jahren nicht.“
Wieso er den „Kupferkessel“-Band ins Wienerische „iwadrogn“
hat?„Mein Sohn Karli ist ein großer „Asterix“-Fan, und diese Geschichte gefällt ihm sehr.“
Wenn Obelix in Rage gerät, mag das mitunter ein bisschen an Edmund Sackbauer aus der TVSerie „Ein echter Wiener geht nicht
unter“erinnern: „Saads scho gaunz deppad? En Asterix allanech fuatschiggn?“Es ist (für Nicht-Wiener)
gar nicht so leicht, die gedruckte Dialektsprache auf Anhieb zu verstehen. Das Obelix-Zitat „Do foed
ma ei, i griag an Flamoo“würde man auf Hochdeutsch so übersetzen: „Da fällt mir ein, ich bekomme Hunger.“Ernst Molden ist bei „Asterix“Übersetzungen ein Profi, hat er doch schon auch „Die Trabantenstadt“(„Es Brojeggd“) und „Streit
um Asterix“(„Kööch uman Asterix“) ins Wienerische übertragen. „Streit um Asterix“sei auch sein
persönlicher Lieblingsband, betont der 55-jährige Wiener: „Psychologisch sehr interessant und zeichnerisch fantastisch.“
„Asterix“beschäftige ihn schon seit früher Jugend, sagt Ernst Molden: „Meine Mutter hat mir, wenn
ich krank war, zum Trost stets „Donald Duck“-Hefte vorgelesen. Doch als ich acht, neun Jahre alt war, kam erstmals ein „Asterix“-Band ins Haus.“Die Begeisterung hielt sich vorerst aber in Grenzen. „Ich fand die Zeichnungen lustig, aber ich verstand den Kontext nicht: Warum hauen die sich dauernd? Und was sind eigentlich Gallier?“Nach einem „zweistündigen Grundtutorial“durch Vater Fritz Molden, der über die Inhalte „herrlich gelacht“hatte, wurde Sohn Ernst „Asterix“-Fan.
Über 20.000 Mal haben sich seine wienerischen „Asterix“Abenteuer bereits verkauft, und Ernst Molden folgt hierbei den Spuren anderer Künstler. So wurden die ersten Wien-Bände von Kurt Ostbahn/Günter Brödl
übersetzt, für „Asterix als Legionär“(„Asterix – Da Legionäa“) zeichnete niemand geringer als
H. C. Artmann verantwortlich. Deshalb habe er großen Respekt
gehabt und sich anfangs „fast nicht drübergetraut“, räumt Molden ein: „Ich dachte, ich würde das gar nicht können.“
Ernst Molden lässt im vertrackten Tanz um „es kupfane Reindl“auch die bärbeißigen, traditionell nicht vom Glück begünstigten Piraten auf Wienerisch klagen: „Saads oag? Wea
von eich Voedrottln schmeissd ma a Reindl aum Blutza?“Und am Ende heißt es: „Unsare
Höödn san aa zfriedn.“Eh kloar.