Es bleibt diese besondere Sehnsucht im Sport
Sportvorbilder braucht das Land. Aber jene, die etwas zu sagen haben, sind rar geworden. Die Lust, ihnen nachzueifern, ist notwendiger denn je.
80.000 Tickets hätten die Veranstalter der US Open in New York beim ersten Match von Serena Williams auf ihrer Abschiedstour verkaufen können. Am Ende zwängten sich 29.400 Fans in das Arthur Ashe Stadium – Rekord. Statt 35 Dollar wurden für ein Ticket am riesigen Centre-Court bis zu 7000 Dollar verlangt. Wie ein Popstar marschierte die 40-jährige USAmerikanerin dann im mit Diamanten bestickten Outfit auf den riesigen Platz. Der Superstar
brachte die Fans zum Kreischen. Bis heute. Denn die 23-fache Grand-Slam-Einzelsiegerin ist noch immer im Rennen um den Titel und
lockt die Massen auf dem Court an, die TV-Anstalten verzeichnen Topquoten.
Die Sportwelt und die Öffentlichkeit brauchen diese Topstars. Sie machen jedes Event zu einem gesellschaftlichen Erlebnis, das sich –
Beispiel New York – sogar Ex-Präsident Bill Clinton oder Show-Superstars wie Hugh Jackman nicht entgehen lassen wollten. Unbeschwert im gigantischen Stadion dabei sein
und die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden hinter sich lassen – das war das Motto vieler Fans. Sich ergötzen an den Leistungen der Spitzensportler, die Bewunderungsrufe mit „Ah“und „Oh“sind allgegenwärtig.
Das sind gute und wichtige Nachrichten aus dem Sport. In Zeiten, wo vieles unberechenbar
geworden ist, der Gedanke an die Zukunft einem Blick in die Glaskugel gleicht, sorgt Bewunderung für Ablenkung. Die Fans leben jene Sehnsucht aus, die ständig präsent ist.
Die Bewunderung im Sport beginnt schon früh. In der Familie sind Mutter oder Vater diejenigen, die den Sport in vielen Facetten vorle
ben und dem Nachwuchs mit eigenem Tun die Begeisterung für Bewegung beibringen. Das
hält nicht lange, der Weg führt später die Jugend direkt zu den Sportstars, vielleicht als Follower in den sozialen Medien. Früher einfach mit Postern an der Wand, die bildstark zur Nachahmung animierten.
Sportstars sind heute aber gleich mehrfach gefordert: Sie stehen im Rampenlicht und müssen sich fast rund um die Uhr präsentieren. Das gelingt im neuen Medienzeitalter. Sie haben mehr oder weniger gute Botschaften zu vermitteln. Ex-Skistar Anna Veith, die die SN zum Interview getroffen haben, ist eine, die etwas zu sagen hat. Mit Sicherheit auch Serena
Williams. Diese Typen braucht der Sport.