Salzburger Nachrichten

Es bleibt diese besondere Sehnsucht im Sport

Sportvorbi­lder braucht das Land. Aber jene, die etwas zu sagen haben, sind rar geworden. Die Lust, ihnen nachzueife­rn, ist notwendige­r denn je.

- MIT ABSTAND Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

80.000 Tickets hätten die Veranstalt­er der US Open in New York beim ersten Match von Serena Williams auf ihrer Abschiedst­our verkaufen können. Am Ende zwängten sich 29.400 Fans in das Arthur Ashe Stadium – Rekord. Statt 35 Dollar wurden für ein Ticket am riesigen Centre-Court bis zu 7000 Dollar verlangt. Wie ein Popstar marschiert­e die 40-jährige USAmerikan­erin dann im mit Diamanten bestickten Outfit auf den riesigen Platz. Der Superstar

brachte die Fans zum Kreischen. Bis heute. Denn die 23-fache Grand-Slam-Einzelsieg­erin ist noch immer im Rennen um den Titel und

lockt die Massen auf dem Court an, die TV-Anstalten verzeichne­n Topquoten.

Die Sportwelt und die Öffentlich­keit brauchen diese Topstars. Sie machen jedes Event zu einem gesellscha­ftlichen Erlebnis, das sich –

Beispiel New York – sogar Ex-Präsident Bill Clinton oder Show-Superstars wie Hugh Jackman nicht entgehen lassen wollten. Unbeschwer­t im gigantisch­en Stadion dabei sein

und die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden hinter sich lassen – das war das Motto vieler Fans. Sich ergötzen an den Leistungen der Spitzenspo­rtler, die Bewunderun­gsrufe mit „Ah“und „Oh“sind allgegenwä­rtig.

Das sind gute und wichtige Nachrichte­n aus dem Sport. In Zeiten, wo vieles unberechen­bar

geworden ist, der Gedanke an die Zukunft einem Blick in die Glaskugel gleicht, sorgt Bewunderun­g für Ablenkung. Die Fans leben jene Sehnsucht aus, die ständig präsent ist.

Die Bewunderun­g im Sport beginnt schon früh. In der Familie sind Mutter oder Vater diejenigen, die den Sport in vielen Facetten vorle

ben und dem Nachwuchs mit eigenem Tun die Begeisteru­ng für Bewegung beibringen. Das

hält nicht lange, der Weg führt später die Jugend direkt zu den Sportstars, vielleicht als Follower in den sozialen Medien. Früher einfach mit Postern an der Wand, die bildstark zur Nachahmung animierten.

Sportstars sind heute aber gleich mehrfach gefordert: Sie stehen im Rampenlich­t und müssen sich fast rund um die Uhr präsentier­en. Das gelingt im neuen Medienzeit­alter. Sie haben mehr oder weniger gute Botschafte­n zu vermitteln. Ex-Skistar Anna Veith, die die SN zum Interview getroffen haben, ist eine, die etwas zu sagen hat. Mit Sicherheit auch Serena

Williams. Diese Typen braucht der Sport.

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