Der Teufel schmeckt gut
Eine Pute in verführerischem Kondiment. Im „Jedermann“hat der Teufel nur eine kleine Rolle. Auf dem Teller spielt er aber all seine Trümpfe aus. Er lockt, er schmeckt und lässt uns an das Gute im Leben wie im Jenseits glauben.
Den Abschluss unserer kulinarischen Festspielserie soll der Teufel aus dem „Jedermann“bilden. Warum? Weil er gut aussieht, weil er sich an Abmachungen hält und weil Gottes Werk ohne seinen Beitrag eine politisch
korrekte Hölle wäre. Zunächst muss man ihm zugestehen, dass er super aussieht. Das sagen nicht
wir. Das steht in der Bibel. In Hesekiel (28, 12b und 13a) ist über ihn zu lesen: So spricht Gott, der Herr: O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit! In Eden, im Garten Gottes warst du; mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt. Okay: Das mag übertrieben gewesen sein. Einigen wir uns darauf, dass der Teufel
viele Namen hat. Wir kennen ihn als Satan, Baphomet, Beelzebub, Phosphorus (griechisch: Lichtträger), Lucifer (lateinisch: Lichtbringer), Mephistopheles oder Schaitan (arabisch).
Bis zum 9. Jahrhundert wusste kein Mensch, wie der Teufel aussieht. Dann
begannen sich Mönche erstmals ein Bild von ihm zu machen. Bis dahin war der Teufel in seinem Wirken noch relativ
vorurteilsfrei in den göttlichen Kreislauf eingebunden. Das Göttliche gilt ja als die Ursache allen Lebens. Erst der Mensch
brachte das Teuflische ins Spiel. Gott und Teufel sind ohne einander eben nicht denkbar. Bis heute tut man sich leichter, Gott zu definieren, indem man sagt, was er ganz sicher nicht ist. All das rechnete man dann dem Teufel an. Sicher: Er war manchmal böse. Aber nie destruktiv.
Darauf weist auch der Eggelsberger Koch Bernhard Gössnitzer hin, als wir ihn bitten, uns einen Satansbraten auf den Tisch zu stellen. „Der Teufel brät nicht“, sagt er trocken, „er kocht.“
Guter Hinweis. Zunächst sei der Gedanke interessant, dass die Teufel gefallene Engel sind. „Sie sind gefallen, haben aber ihre Kräfte behalten.“Jetzt wird es mystisch. Man könne ausgerechnet in der Kochkunst viele teuflische Eigenschaften finden. „Die Völlerei. Die Vergötterung
der Köche. Warum werden eigentlich keine Installateure vergöttert“, sagt er jetzt achselzuckend, während ein Installateur am letzten Tag des Betriebsurlaubs die Toiletten wartet.
Wie sieht der Teufel auf dem Teller nun aus? „Scharf natürlich“, sagt er. „Aber auch verführerisch zart und süß.“Womit er das große Geheimnis der Kochkunst verraten hat: Es geht darum, Gegensätze miteinander in Harmonie zu
bringen. Zuerst bereiten wir also ein Kondiment zu. Das ist eine Würzsauce. Er kocht 100 Gramm Chili ohne Stiel, aber mit Körnern mit einem halben Kilogramm klein geschnittenen Zwiebeln und einem halben Kilogramm Feigen und Wasser im Kelomat weich. Dann
passiert er die
Masse durch die
Flotte Lotte. Einen
Pürierstab mag er
nicht empfehlen:
„Der verfälscht den Geschmack.“
Jetzt noch kurz ein halbes Kilogramm Gelierzucker zugeben und noch einmal heiß machen. Dann haben Sie eineinhalb Liter Würzsauce, die über den Winter haltbar ist. Sie können statt der Feigen auch Tomaten, Birnen oder Zwetschgen nehmen. Hauptsache, das Obst oder das Gemüse ist süß. „Weil scharf und scharf geht gar nicht“, sagt der Meister.
Für zwei Portionen genügt ein Teelöffel Kondiment. Als Fleisch eignet sich Pute, Huhn (das ist die Hommage an die gefallenen Engel), Schwein, Lamm oder Fisch. Die Zubereitung des Geschnetzelten ist kinderleicht. Zerlassen Sie ordentlich Butter in einem Topf und geben Sie das
klein geschnittene Fleisch hinein. Es soll nicht braten. Es soll nur kochen. Geben Sie einen kräftigen Schuss Obers dazu, den Saft einer Zitrone und Salz. Regelmäßig kosten. Nach zehn Minuten müsste ihr jüngstes Gericht fertig sein. Lassen Sie uns mit den Worten von Fritz Grünbaum unsere Festspielserie beenden:
Ich hab’ einen innigen Wunsch, einen frommen: Ich möcht’, wenn ich sterb’, in die Hölle kommen! Schütteln Sie nicht so Ihr weises Haupt, Die Hölle ist reizender, als man es glaubt! Bedenken Sie, bitte, vor allem nur: Die angenehm-mollige Temperatur! Wie bös ist’s z. B. im Winter auf Erden, Wenn uns die Fröste so peinlich werden! Die Schererei’n, die man hat mit dem Feuer, Bald gibt’s keine Kohlen, bald sind sie
zu teuer, Die Füß’ sind eiskalt und die Nas’ wie gebeizt – – In der Hölle dagegen ist – eingeheizt!