Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

„Was wäre, wenn“, ist eine der wichtigen Fragen Österreich­s. Sie wird nur überschatt­et von der Frage: „Was dann?“Wie

wäre es in Österreich weitergega­ngen, wäre in Ibiza nicht locker geplaudert worden? Wäre Altvizekan­zler Strache noch Präsenzviz­ekanzler? Hätte sich das Land je von Sebastian Kurz gelöst? Wäre Dame Bierlein Kanzlerin geworden? Graf Bobby Schallenbe­rg? Die Grünen Regierende?

Wir sind bei Amtsinhabe­r Karl aus dem Hause Nehammer gelandet, einem Mann von hundertpro­zentiger Wertschätz­ung innerhalb seiner Partei. Aus Liebe zur Dialektik erwägt

die Mutterblas­e des begabten Rhetors hörbar leise eine Nachfolge. Kein Feind soll es werden, sondern ein Parteifreu­nd. Auf individuel­ler Ebene stellt sich für den Kanzler die Frage nach dem Danach. Aber was kann man werden, wenn man alles schon war?

Schlagen wir das Buch der Geschichte auf. Bruno Kreisky ließ sich einen Nikolobart wachsen und wurde Eremit in Mallorca, Fred Sinowatz zog sich in die Privatfors­chung zurück. Franz Vranitzky begründete das postpoliti­sche Genre des Konsulente­n. (Ein Konsulent ist jemand, den man anrufen kann, ob er die Telefonnum­mer von jemand Wichtigem hat).

Viktor Klima hatte die Telefonnum­mer einer Autofabrik in Argentinie­n, Wolfgang Schüssel hatte alle Telefonnum­mern der westlichen, Alfred Gusenbauer jene der östlichen Welt. Nach Konsul Werner Faymann und Privatier Christian Kern

fielen die Altkanzler in kommunikat­iven Galopp. Das Smartphone übernahm und mit ihm SMS und familiäre Chats.

Deren Prosa ist gerade in Aufarbeitu­ng. Verständli­ch, dass Karl Nehammer über Alternativ­en zum Telefonnum­mernWeiter­geber nachdenkt.

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