Ach, das Wetter
Gerade erst hat uns das Wetter wieder mal deutlich gemacht, dass wir es wahrlich nicht in der Hand haben und erst recht nicht unter den Füßen, die ihm gelegentlich aus dem Weg gehen möchten, dann aber gleich in eine Pfütze treten.
Das Erfreuliche am Wetter ist ja nicht zuletzt, dass es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau und alt und jung kennt und alle gleichermaßen trifft, so wie wir es Gott zubilligen, dass er in seiner Bewertung keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, arm und reich, rechts und links und dumm und doof vorführt.
An sich begleitet uns nichts so täglich in erwarteter Überraschung wie das Wetter, selbst wenn es dem vorangegangenen „entspricht“. Sein reales Auftreten und Auswirken entwickelt und verhält sich inklusive aller Überraschungen nach gegebenen Naturgesetzen, die wir nur lokal beeinflussen
können. Das bedeutet, dass wir uns nur mehr oder weniger spontan nach ihm ausrichten, das heißt, wie wir uns anziehen und ausstatten. Nichts bestimmt auf der
ganzen Welt so viel Grundsätzliches wie Aktuelles wie gerade das Wetter.
Jeder erste tägliche Blick nach draußen will wahrnehmen, wie sich dort die sogenannte Natur zeigt und verhält und was das
Wetter für unser Anziehen und Verhalten weniger rät als vorschreibt.
Selbst wenn man sich zumeist „nur“von Haus zu Haus begibt, bleibt immer ein noch so kurzer Weg, der einen das Wetter wahrnehmen und spüren lässt, und dabei ist eben nicht egal, wie man dafür und davor ausgerüstet ist, das heißt, was man seinem
Körper (und der Laune) zumutet und zubilligt,
um mit dem zurechtzukommen, was nicht einfach Wind und Wetter ist.
Man bemüht sich, wahrlich zwangsläufig, sich für den Körper so auszustatten, dass
man der Witterung, gegen die man grundsätzlich spontan so gut wie nichts ausrichten kann, nicht ausgeliefert ist. Aktuelles
Wetter, dem man sich vor der Haustür sehr plötzlich aussetzt, kommt von oben und von allen Seiten, und es kann einem zunächst ebenso aggressiv wie freundlich entgegenkommen. Zum Glück erschüttert es nur selten die menschlichen Wünsche und Notwendigkeiten, aber tatsächlich haben
wir wahrnehmen müssen, dass das Wetter seine gelegentlichen Vorankündigungen mit
unerwarteter Spontaneität überrollt oder intensiviert, so dass wir uns nicht rechtzeitig und notwendig darauf einrichten können: Wind und Nässe kommen als Sturm und Gewitter, Wärme als Hitze, aggressiv und nicht zu beeinflussen, sondern nur
hinzunehmen. Solange man die Chance hat, sich zurückzuziehen, bleibt es zumeist auszuhalten, aber so wenig Rücksicht das sehr selbstständig wirkende Wetter uns gegenüber bringt, desto mehr müssen wir uns darauf einstellen.
Weswegen man nicht vergessen oder verleugnen will, dass das Wetter unendlich viele differente Seiten hat – so wie wir Menschen – und ebenso auf unfreundliche, hässliche wie rücksichtslose als auch auf heitere und auch immer wieder schöne
Weise die Umgebung des menschlichen Daseins spannend und herausfordernd macht. Zieht man morgens die Gardine beiseite, erlebt man immer mal wieder den erfreulichen Augenblick der blinkenden Morgensonne, der einem spontan ein Gefühl der
Zuversicht schenkt, dass es auch außerhalb aller Feiertage eine schöne Bescherung geben kann.
Gott und der Natur sei Dank.
Jochen Jung