Guter Ruf, gute Beschäftigte
Im Wettbewerb um Fachkräfte setzen Betriebe auf Employer Branding. Green Events und Freiwilligenarbeit helfen, das Profil zu schärfen und konkurrenzfähig zu bleiben.
Nachhaltigkeit ist ein Thema – auch in der Arbeitswelt. Gerade
junge Menschen wünschen sich eine Arbeitsstelle, wo ihre Werte geteilt werden. So spielt für mehr als 80 Prozent der Studierenden Nachhaltigkeit eine Rolle, wenn es darum geht, welche Unternehmen für sie beim Berufseinstieg infrage kommen. Das ist ein Ergebnis des Universum Student Survey 2021, für den die internationale Employer-Branding-Beratung Universum Studierende in der ganzen Welt zu Themen rund um Job und Karriere befragt hat. Mit
blutleeren Versprechungen kommen Arbeitgeberinnen und -geber dabei nicht weit, wie die „Purpose ready“-Studie des Wiener Meinungsforschers und Recruiting-Experten Herbert Kling zeigt: Unternehmen, die Werte vor sich hertragen, ohne sie im Alltag zu
leben, schneiden demnach deutlich schlechter ab als jene, die erst gar keine Werte postulieren, dafür aber mit Freiheiten oder anderen Benefits punkten können.
Grüne Veranstaltungen prägen Image
„Wer in der heutigen Zeit des Fachkräftemangels die besten Leute anziehen will, muss auf deren Bedürfnis nach Sinn und Orientierung eingehen“, ist Martin Signitzer vom Klimabündnis Salzburg überzeugt. „Je
besser gebildet Menschen sind, desto mehr fordern sie das ein.“Ein Hebel, um als Unternehmen breitenwirksam greifbar und spürbar zu werden, seien nachhaltige Veranstaltungen, sogenannte Green Events. „Ich
leiste mir ein Geschirrmobil für Mehrweggeschirr, lade Bauern aus der Region ein, die über ihre Produkte erzählen, sorge dafür, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen mitfeiern können. Das bringt mir ein ganz anderes Image ein“, sagt Signitzer. Was dafür sorgen könne, dass passende Bewerberinnen und Bewerber auf das Unternehmen aufmerksam würden und das bestehende Team sich mehr mit dem Betrieb identifiziere. Wichtig dabei: kommunizieren und
die Belegschaft mitnehmen. „Wenn Ideen einfach vom Marketing übergestülpt werden, sorgt es zu Recht für Unmut.“
Mit Mehrweggeschirr und regionalen, saisonalen Biogerichten sei es nicht getan,
weiß Signitzer: „Gut 60 Prozent der CO2Emissionen bei Festen entstehen durch den
Verkehr. Man kann natürlich niemandem vorschreiben, wie er anreist, aber man kann den Umstieg auf nachhaltige Alternativen erleichtern.“Die Salzburger Sommerszene etwa habe auf ihrer Website einen Link zu den Busfahrplänen gesetzt und auf die Fahrradabstellplätze hingewiesen, das Pfadfinderlager PUR in Ebenau eine Anreise-Challenge ausgerufen. Außerdem könne man die Spielzeiten von Konzerten auf den Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel abstimmen.
Im Bundesland angemeldet wurden heuer übrigens gut hundert Green Events; geschätzte 200.000 Menschen feierten mit.
Worte mit Wirkung
Alexander Glas verantwortet den Fachbereich Nachhaltigkeit im Salzburger Bildungswerk. Er hat die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen vor radikalen Schritten zurückschrecken. Diese seien auch gar nicht
nötig, meint er. Viel Wirkung für Umwelt
und Image habe etwa schon, wie Betriebe Büromaterial und Co. beschafften: „Klopapier, Reinigungsmittel oder Kaffee besorgen müssen alle. Wenn ich hier auf Fairtrade
und Gütesiegel wie den Blauen Engel setze, macht das viel aus.“Im Idealfall werden Beschäftigte zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren: „Wenn ich im Unternehmen Fairtrade-Kaffee und -Orangensaft trinke, fühlt es sich komisch an, privat zu Billigalternativen zu greifen. Außerdem schmecke ich den Unterschied.“Eine umfassende Beratung dazu bietet etwa das Umweltservice Salzburg an.
Die richtigen Worte gefragt sind in der Betriebskantine: Ob es reguläre Gerichte gibt
und dazu eine „fleischlose Alternative“oder aber eine „Alternative mit Fleisch“– das
Wording prägt mit, was zur Normalität wird.
Freiwilligenarbeit als sozialer Kitt
Die Anforderungen an Unternehmen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, steigen zunehmend. Dabei könne auch die Belegschaft viel einbringen, sagt Glas. So
würden Bewerberinnen und Bewerber, die ein Kompetenzportfolio oder einen Freiwilligenpass
des Bundesministeriums vorweisen könnten, um ihr ehrenamtliches Engagement zu belegen, inzwischen von einigen Unternehmen bevorzugt. „Ehrenamt bietet ein Lernfeld für Soft Skills, die in der Arbeitswelt gefragt sind. Viele Unternehmen geben ihren Arbeitskräften frei, damit diese einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen
können. Im Katastrophenfall, aber auch in Form von Corporate Volunteering.“Dabei engagieren sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – oft im Team – für gemeinnützige
Projekte. Die Förderung von Freiwilligenarbeit dient dabei nicht allein dem guten
Zweck, sondern bedient gleichzeitig wirtschaftliche Interessen: Die Beschäftigten sind zufriedener und identifizieren sich
mehr mit dem Betrieb; der gemeinsame Einsatz mit Kolleginnen und Kollegen wirkt sich positiv auf den Teamgeist aus.
„Was in einem Unternehmen gelebt wird, wird zur Unternehmenskultur“, sind sich die beiden Experten einig. Und: „Je besser
mein Ruf, desto bessere Beschäftigte ziehe ich an.“