Salzburger Nachrichten

Die Baupreise bleiben weiterhin auf hohem Niveau

Baustoffe wurden um bis zu hundert Prozent teurer, nicht immer nachvollzi­ehbar, etwa beim Holz. Den Ärger der Kundinnen und Kunden bekommen Baufirmen und Zimmerer ab.

- DANIELA MÜLLER

Vor einem Jahr war die Branche noch optimistis­ch. Die Pandemie habe einiges durcheinan­dergerütte­lt, viel Zeit zu Hause habe vielfach das Bedürfnis geweckt, das Heim neu zu gestalten. Engpässe waren die Folge, beim Material wie bei den Handwerker­n. Das gibt sich wieder, sagten diese, auch die Preise würden sich wieder einrenken.

Womit niemand rechnete, war der Krieg in der Ukraine, und dass die Strom- und Energiepre­ise ständig neu durch die Decke

gehen, hatten auch nur wenige auf dem Radar. So kam, was kommen musste: Alles

wurde teurer, manche Bauunterne­hmer erstellen keine Kostenvora­nschläge mehr oder

garantiere­n die Preise nur für 14 Tage. Aus der Baubranche ist nahezu einhellig zu

hören: Handschlag­qualität, die gibt’s nicht mehr.

Die Teuerungen werden vorrangig mit den hohen Energiekos­ten begründet. Bei Ziegeln beispielsw­eise, die für die Herstellun­g 1000 Grad Hitze brauchen. Oder bei Zement. Heimo Berger, Geschäftsf­ührer der Leube Gruppe, stellt fest: Extrem gestiegene

Kosten für Strom und Gas und dazu teurer Dieselkraf­tstoff kamen unerwartet, zwangen

jedoch zu einer Preiserhöh­ung von zehn Prozent für Zement und Beton. Berger rechnet aufgrund der weiter steigenden Energiepre­ise mit einer weiteren Preiserhöh­ung von rund 15 Prozent für 2023. Ab 2025, wenn

laut EU die bisherige „Gratiszute­ilung“der CO2-Zertifikat­e für die Branche wegfällt und die Zementindu­strie massiv in Anlagetech­niken investiere­n wird müssen, werden die Preise weiter steigen, stellt Berger in Aussicht.

Kein Holz im Holzland Österreich

Doch wie ist das beim Holz? In Österreich

wächst mehr, als verbraucht wird, genau genommen werden nur 89 Prozent des Zuwachses geerntet, im Sinne der Nachhaltig­keit, wie Thomas Leitner von der Landwirtsc­haftskamme­r Österreich betont. Warum

gab es hier Preissteig­erungen im hohen zweistelli­gen Bereich? Das liegt unter anderem daran, dass zuletzt die Rundholzpr­eise aufgrund des Borkenkäfe­rbefalls im Keller

lagen. Die Preise stiegen also von sehr niedrigem Niveau und nach Aufarbeitu­ng des Schadholze­s verringert­e sich das Angebot, die Nachfrage seitens der Sägewerke stieg jedoch, so auch die Preise.

Dazu kam, dass Holzverarb­eiter in den vergangene­n Jahren ihre Lager reduziert hatten. Der Corona-Bauboom und die gesteigert­e Nachfrage führten zu Lieferengp­ässen. Im Moment stagniere der Markt, betont Thomas Leitner, die Sägewerke und Schnitthol­zlieferant­en haben aus der Vergangenh­eit gelernt und sind gut bevorratet. Die Nachfrage nach Schnitthol­z habe mittlerwei­le insgesamt nachgelass­en.

Oskar Beer von der HHH Holz & Bau GmbH stört genau das: Langjährig­e Partnersch­aften mit Lieferante­n seien aufgelöst,

weil andere Importmärk­te, etwa die USA, mehr Umsatz versprache­n. Die zuvor erwähnte Handschlag­qualität habe gelitten, weil man als Bauunterne­hmer zwischendu­rch nicht wusste, wer einen noch belieferte.

„Wir Zimmerer hängen dazwischen.

Wir können mit unseren Kunden keinen Preis vereinbare­n und nach 14 Tagen sagen: Es wird jetzt doch um zehn Prozent teurer.“

Zudem müsse man immer wieder das Preisgebar­en der Holzliefer­anten rechtferti­gen, denn so wirklich versteht man die Preise nicht, wenn doch genügend Rohstoffe im

Land vorhanden sind. Thomas Leitner von der Landwirtsc­haftskamme­r hingegen sagt: „Im Prinzip handelt jeder auf der Welt nach den Bedingunge­n des Marktes, jeder möchte ein Einkommen erwirtscha­ften und wird daher nicht unter den Produktion­skosten verkaufen.“

Der Sägerundho­lzpreis stagniert und ist bereits rückläufig, für die Waldbauern war die Hochpreisp­hase jedenfalls zu kurz, um

vorherige Verluste durch Borkenkäfe­rschäden sowie gestiegene Energie-, Betriebsun­d Lohnkosten auszugleic­hen, betont Leitner. Wobei: Ausgegange­n ist diese Preisrally

vom Schnitthol­z, und wegen der oligopolar­tigen Abnehmerst­ruktur sind es freilich

nicht die Waldbesitz­enden, die von der Preiserhöh­ung profitiere­n konnten.

Die österreich­ische Holzindust­rie verzeichne­te jedenfalls 2021 den höchsten Umsatz aller Zeiten. Der Zimmermeis­ter Oskar

Beer rechnet damit, dass die Holzpreise, die zuvor um bis zu hundert Prozent gestiegen sind, zwar wieder sinken werden, ein Plus von 30 Prozent zum Vorkrisenn­iveau werde vermutlich bleiben.

Erinnerung­en an die Euroeinfüh­rung

Irgendwie fühlt es sich an wie damals, als der Euro kam. Alles wurde irgendwie teurer, argumentie­rt wurde aber mit: Ist nur gefühlt so. Dann zeigte sich, dass Preise für Kaffeehaus­oder Friseurbes­uche, Brot, Autorepara­turen oder Eintrittsk­arten für Sportveran­staltungen doch ungewöhnli­ch stark gestiegen sind. Ob die Situation vergleichb­ar ist mit der aktuellen? Beim VKI erklärt man, dass dies erst in einigen Jahren festgestel­lt werden könne, ob Preiserhöh­ungen, etwa

bei Baumateria­l, gerechtfer­tigt waren oder ob Unternehme­n nur „die Gunst der Stunde“für Preiserhöh­ungen nutzten. Nachsatz des Zimmerers Oskar Beer: Genauso wenig,

wie man die Teuerungen beim Holz verstehe, seien die Strompreis­e zu begreifen, nachdem es immer heiße, in Österreich werde Strom aus Wasserkraf­t erzeugt.

Insgesamt wird Bauen merklich teurer und für manche nicht mehr finanzierb­ar. Dazu kommt, dass ab sofort Wohndarleh­en nur mehr gewährt werden, wenn ein Eigenkapit­al von 20 Prozent vorhanden ist. Die Kreditrate darf zudem maximal 40 Prozent des Nettoeinko­mmens ausmachen. Wohnraum für Familien, der am freien Markt in der Stadt Salzburg erst bei 500.000 Euro beginnt, bleibt damit für viele Menschen nur ein Traum.

Der für manche dann doch in Erfüllung geht, wie Baumeister Peter Dertnig immer

wieder feststellt: Bauen sei teurer geworden und dennoch gebe es die jungen Paare, die ihr Eigenheim beziehen, inklusive eines elektrisch­en Rolltors und frisch verlegten Rollrasens, sagt er schmunzeln­d. Auch er glaubt, dass die hohen Preise für Baumateria­l bleiben

werden. Nicht nur das: „Wir von der Bauinnung gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr Lohnerhöhu­ngen im zweistelli­gen Bereich

haben werden.“Die Preisschra­ube drehe sich schneller und schneller, für die Arbeitnehm­er bleibe weniger übrig. Nachsatz: Statt Energiehun­derter zu verteilen, solle man die Lohnnebenk­osten reduzieren.

Bei ihm sind die Auftragsbü­cher bis Ende nächsten Jahres gut gefüllt, insbesonde­re die Hotellerie investiere wieder, während der

Wohnbau aufgrund der enormen Preise für Grund und Boden auf Eis liege. Dennoch befürchtet Baumeister Dertnig eine Konkurswel­le in seiner Branche, da mit den CoronaHilf­sprogramme­n vieles nur aufgeschob­en

wurde. Die Teuerungen beim Baumateria­l kann er ebenfalls nicht immer nachvollzi­ehen, vor allem beim Holz. Bei Bitumen gab es im Mai sogar Bestellsto­pps, zwei Mal wurden in dieser Zeit die Preise erhöht. Wienerberg­er habe über sein bestes Jahr gejubelt, Dertnig musste auf Holzbeton ausweichen, weil keine Ziegel lieferbar waren. Auch die

Voest feierte ein Rekordjahr. „Und bei uns?“, fragt Peter Dertnig. „Wir machen zwar mit

hohen Preisen mehr Umsatz, aber weniger Gewinn. Nutznießer des Ganzen sind die Großen, aber nicht wir.“

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BILD: SN/FRIENDS STOCK - STOCK.ADOBE.COM Baumateria­l, auch Holz, bleibt weiterhin teuer.

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