Ab in die Startaufstellung
Mit dem ProCeed GT hat Kia einen kernigen Sportkombi im Programm. Die schnittige Optik weckt Erwartungen, welche die GT-Version auch tatsächlich erfüllt.
Mit dem Sound ist es ja bekanntlich so eine Sache. In Zeiten, in denen Plug-inHybride ebenso wie Vollstromer mittels Soundgenerator Motorengeräusche vortäuschen, denen aus technischer Sicht jegliche Grundlage fehlt, hat das Thema irgendwie an Reiz verloren. Zugegeben, drückt man heute auf den Startknopf, so schreckt man immer noch genauso auf,
wie es beim ersten Besuch des ProCeed im SN-Fuhrpark im April 2019 der Fall war. Damals überraschte der rotzig-freche, von
unten herausgrollende Sound, der schon damals so gar nicht zum Zeitgeist der allumfassenden Elektrifizierung passen wollte. Heute, mehr als drei Jahre später, will sich das Prickeln nicht mehr im selben
Ausmaß einstellen. Das mag in der Tat daran liegen, dass heute selbst unscheinbare Familienkutschen mit Plug-in-Antrieb mittels künstlichen Sounds nicht vorhandene Sportlichkeit vortäuschen. Denn kurioserweise erinnert die gewiss sorgfältig komponierte Soundkulisse im ProCeed GT
beim ersten Hinhören ziemlich genau an dieses akustische Brust-raus-Bauch-reinPrinzip.
Nun aber Schluss mit der Jammerei über das Motorengeräusch. Fest steht, dass die GT-Version des ProCeed damals
wie heute die Fahne des ehrlichen, kernigen Sportkombis hochhält. Angefangen bei der Optik über die feinen Sportsitze bis hin zum kultiviert hochdrehenden Vierzylinder-Benziner ist der Kia ganz auf Sportlichkeit getrimmt. Dass die 204 PS die akustisch geweckte Erwartungshaltung am Ende nicht ganz einlösen können,
liegt weniger am fein abgestuften Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Vielmehr setzt der Frontantrieb dem GT natürliche Traktionslimits. Wirklich gelungen ist allerdings die Fahrwerksabstimmung. Knackig, aber nicht zu hart, braucht der Kia keine hohe Geschwindigkeit, um für sportliche Gefühle hinterm Steuer zu sorgen.
Im Innenraum fällt die gelungene Mischung aus Touch-Bedienelementen und
klassischen Knöpfen und Drehreglern auf. Nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt die Smartphone-Integration, für die immer
noch ein Kabel notwendig ist. Immerhin: So durchgängig voll aufgeladen wie im ProCeed GT war das Handy schon lange nicht mehr. Angesichts der sportlich nach hinten abfallenden Dachlinie ist der zur
Verfügung stehende Kofferraum ganz ordentlich. Abhängig davon, ob man die hinteren Sitze zum Umlegen frei hat, stehen zwischen 594 und 1545 Liter zur Verfügung. Dass sperrige Gegenstände angesichts der niedrigen Heckklappe meist draußen bleiben, überrascht weniger als die Tatsache, dass die Kopffreiheit auch am Fahrersitz auffallend eingeschränkt ist. Schon in der Vergangenheit fiel uns das
bei Kia-Modellen mit Glas-Schiebedach unangenehm auf, seither hat sich daran offensichtlich nichts geändert.
Einen Minuspunkt könnte man für die eher durchschnittliche Auflösung der Heckkamera vergeben, wobei das schon
Jammern auf hohem Niveau ist. Fazit nach 14 Tagen mit dem Kia ProCeed GT: Wer einen ausgewogenen, akustisch etwas draufgängerischen Sportkombi klassischen Zuschnitts sucht, ist bei dem Koreaner garantiert richtig dran. Bleibt abzuwarten, welches E-Modell die Kia-Leute als Nachfolger in Stellung bringen.