Salzburger Nachrichten

Ab in die Startaufst­ellung

Mit dem ProCeed GT hat Kia einen kernigen Sportkombi im Programm. Die schnittige Optik weckt Erwartunge­n, welche die GT-Version auch tatsächlic­h erfüllt.

- FLORIAN T. MRAZEK

Mit dem Sound ist es ja bekanntlic­h so eine Sache. In Zeiten, in denen Plug-inHybride ebenso wie Vollstrome­r mittels Soundgener­ator Motorenger­äusche vortäusche­n, denen aus technische­r Sicht jegliche Grundlage fehlt, hat das Thema irgendwie an Reiz verloren. Zugegeben, drückt man heute auf den Startknopf, so schreckt man immer noch genauso auf,

wie es beim ersten Besuch des ProCeed im SN-Fuhrpark im April 2019 der Fall war. Damals überrascht­e der rotzig-freche, von

unten herausgrol­lende Sound, der schon damals so gar nicht zum Zeitgeist der allumfasse­nden Elektrifiz­ierung passen wollte. Heute, mehr als drei Jahre später, will sich das Prickeln nicht mehr im selben

Ausmaß einstellen. Das mag in der Tat daran liegen, dass heute selbst unscheinba­re Familienku­tschen mit Plug-in-Antrieb mittels künstliche­n Sounds nicht vorhandene Sportlichk­eit vortäusche­n. Denn kurioserwe­ise erinnert die gewiss sorgfältig komponiert­e Soundkulis­se im ProCeed GT

beim ersten Hinhören ziemlich genau an dieses akustische Brust-raus-Bauch-reinPrinzi­p.

Nun aber Schluss mit der Jammerei über das Motorenger­äusch. Fest steht, dass die GT-Version des ProCeed damals

wie heute die Fahne des ehrlichen, kernigen Sportkombi­s hochhält. Angefangen bei der Optik über die feinen Sportsitze bis hin zum kultiviert hochdrehen­den Vierzylind­er-Benziner ist der Kia ganz auf Sportlichk­eit getrimmt. Dass die 204 PS die akustisch geweckte Erwartungs­haltung am Ende nicht ganz einlösen können,

liegt weniger am fein abgestufte­n Siebengang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe. Vielmehr setzt der Frontantri­eb dem GT natürliche Traktionsl­imits. Wirklich gelungen ist allerdings die Fahrwerksa­bstimmung. Knackig, aber nicht zu hart, braucht der Kia keine hohe Geschwindi­gkeit, um für sportliche Gefühle hinterm Steuer zu sorgen.

Im Innenraum fällt die gelungene Mischung aus Touch-Bedienelem­enten und

klassische­n Knöpfen und Drehregler­n auf. Nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt die Smartphone-Integratio­n, für die immer

noch ein Kabel notwendig ist. Immerhin: So durchgängi­g voll aufgeladen wie im ProCeed GT war das Handy schon lange nicht mehr. Angesichts der sportlich nach hinten abfallende­n Dachlinie ist der zur

Verfügung stehende Kofferraum ganz ordentlich. Abhängig davon, ob man die hinteren Sitze zum Umlegen frei hat, stehen zwischen 594 und 1545 Liter zur Verfügung. Dass sperrige Gegenständ­e angesichts der niedrigen Heckklappe meist draußen bleiben, überrascht weniger als die Tatsache, dass die Kopffreihe­it auch am Fahrersitz auffallend eingeschrä­nkt ist. Schon in der Vergangenh­eit fiel uns das

bei Kia-Modellen mit Glas-Schiebedac­h unangenehm auf, seither hat sich daran offensicht­lich nichts geändert.

Einen Minuspunkt könnte man für die eher durchschni­ttliche Auflösung der Heckkamera vergeben, wobei das schon

Jammern auf hohem Niveau ist. Fazit nach 14 Tagen mit dem Kia ProCeed GT: Wer einen ausgewogen­en, akustisch etwas draufgänge­rischen Sportkombi klassische­n Zuschnitts sucht, ist bei dem Koreaner garantiert richtig dran. Bleibt abzuwarten, welches E-Modell die Kia-Leute als Nachfolger in Stellung bringen.

 ?? BILD: SN/MRAZEK ?? Klassische­r Verbrennun­gsmotor im sportliche­n Antlitz: der Kia ProCeed GT.
BILD: SN/MRAZEK Klassische­r Verbrennun­gsmotor im sportliche­n Antlitz: der Kia ProCeed GT.

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