Salzburger Nachrichten

Zeitungszu­stellerin will vom Ruhestand nichts wissen

500 Zusteller bringen täglich die SN vor die Haustür. Was für Anna Milanović als Zuverdiens­t begann, möchte sie nun nicht mehr missen.

- Interessie­rte wenden sich an office@salzburglo­gistik.at

DORFBEUERN. 72 Jahre ist Anna Milanović alt. Seit 15 Jahren arbeitet sie bei der Salzburg Logistik als Zeitungszu­stellerin. „Und es taugt mir immer noch.“Um

halb vier in der Früh beginnt sie ihren Arbeitstag, fährt von ihrem Haus in Kirchdorf zu ihrem Zustellgeb­iet in Michaelbeu­ern. Als

Last empfindet sie das frühe Aufstehen nicht. „Die frische Luft, die Bewegung in der Früh: Das gefällt mir. Und mein Kopf arbeitet in der Früh schon.“

Anna Milanović ist eine von 500 Zustelleri­nnen und Zustellern der Salzburg Logistik. Am Sonntag soll am internatio­nalen

Tag der Zeitungsau­sträger an den ersten Zeitungsju­ngen erinnert

werden, der am 4. September 1833 die „New York Sun“austrug.

Anna Milanović hat erst kurz vor ihrer Pensionier­ung mit dem Zeitungszu­stellen begonnen. Sie

wollte sich etwas dazuverdie­nen. „Damals habe ich gedacht: Im Oktober gehe ich in Pension, bis dahin werde ich dann aufhören. Aber ich bin dabeigebli­eben.“

Zuvor war Anna Milanović in verschiede­nen Berufen tätig. „Ich habe in der Fabrik gearbeitet, danach habe ich in Heimarbeit Putzmittel verkauft, als meine Kinder noch kleiner waren.“Mit

ihrer jetzigen Arbeit habe sie aber die meiste Freude, sagt sie. „In der Fabrik habe ich keine Sonne

gesehen. Jetzt sehe ich jeden Tag den Sonnenaufg­ang.“

Viele Menschen trifft sie bei ihren morgendlic­hen Runden mit dem Auto nicht. Aber bei vielen Häusern, die sie seit 15 Jahren beliefert, ist sie gut bekannt. „Hin

und wieder sagt jemand: ,Klass, da kommt meine Lieblingsz­ustellerin.‘ Das höre ich gerne.“

Ihr Zustellgeb­iet kennt sie inund auswendig. „Ich kenne in Michaelbeu­ern jedes Haus.“Ans

Aufhören denkt Anna Milanović auch mit 72 Jahren noch nicht. „Ich mache es, solange es geht.

Ich hatte schon eine Hüftoperat­ion und habe neue Knie bekommen. Aber ich habe danach immer gleich wieder mit dem Zustellen angefangen.“Im Freundeskr­eis werde sie immer wieder auf ihre Nebentätig­keit angesproch­en. „Im Gasthaus fragen sie mich oft: ,Tust du das immer noch?‘ Ich sage dann immer: ,Jetzt

hab ich erst den Lehrabschl­uss und kann es so richtig gut. Da kann ich doch nicht aufhören.‘“

Die Zustelleri­nnen und Zusteller der Salzburg Logistik liefern neben den „Salzburger Nachrichte­n“auch andere Tageszeitu­ngen aus. 100.000 Zeitungen stellt die

Salzburg Logistik täglich in Salzburg zu, 6000 Kilometer legen die Zusteller jeden Tag zurück.

Gerade jetzt im Sommer plagten die Salzburg Logistik auch Personalpr­obleme, sagt Geschäftsf­ührer Michael Matlschwei­ger. „Wie alle Branchen

haben auch wir punktuell Probleme,

Leute zu finden. Aufgrund der Personalkn­appheit kann es auch sein, dass die Zustellung bei dem einen oder anderen nicht so funktionie­rt wie gewohnt.“

Nach den Ferien werde sich die Situation jedenfalls wieder bessern. Und es kämen auch immer

wieder neue Zusteller dazu, sagt

Michael Matlschwei­ger. Einer davon ist Simon Kirchmeyer, der zurzeit in Leopoldskr­on in der Moosstraße­ngegend zustellt. Er hat vor Kurzem mit dem Zustellen begonnen, da er im Herbst mit der Abendschul­e beginnt und sich etwas dazuverdie­nen

wollte. Für diesen neuen Lebensabsc­hnitt hat Simon Kirchmeyer seinen Schlafrhyt­hmus umgestellt. „Ich trage bis sechs in der

Früh meine Zeitungen aus. Erst dann gehe ich schlafen, stehe zu Mittag auf und habe dann Zeit für die Abendschul­e.“

Bis jetzt komme er gut mit dieser Umstellung zurecht, sagt Simon Kirchmeyer. Und auch er

genießt die morgendlic­he Stimmung, die er durch das Zeitungszu­stellen mitbekommt. „Den Sonnenaufg­ang täglich zu sehen

ist schon sehr schön.“

„In der Fabrik habe ich nie die Sonne gesehen. Jetzt sehe ich täglich den Sonnenaufg­ang.“Anna Milanović, Zustelleri­n

SN-Info:

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BILD: SN/CHRIS HOFER Mit 72 Jahren denkt Zustelleri­n Anna Milanović noch nicht ans Aufhören. „Ich mache das, solange ich kann.“

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