Landwirt hat Pflege der Klauen revolutioniert
Ein Bauer, Entwickler und Unternehmer auf dem Haunsberg hat mit seinem Firmenteam in Europa schon mehr als 1100 Pflegestände für Rinder verkauft.
NUSSDORF. Dieser Flachgauer
Landwirt hat eine GmbH, Angestellte und professionelle Videos im Internet, um der Fachwelt seine Innovation zu erklären. Das traditionsreiche Kaltenaigengut in der Nähe des „Kaiserbaums“auf dem Haunsberg ist nicht „nur“ein Mutterkuhbetrieb, sondern auch eine Betriebsstätte für ein besonderes landwirtschaftliches Gerät. Speed-Fix ist ein spezieller Klauenpflegestand.
2013 hat Josef Ametsreiter damit begonnen. „Ich hatte es satt,
jedes Mal den Kippstand zu holen und aufzubauen“, beginnt der Nußdorfer im Video – auf Hochdeutsch, nur leicht vom Dialekt
gefärbt, dem Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum zuliebe. Da die Klauenpflege bei Rindern aufwendig und mit Stress bei Mensch und Tier verbunden ist, möchte der Landwirt diese Aufregung minimieren. „Ich wollte eine einfache Lösung auf meinem Betrieb, weil ich mir als Nebenerwerbslandwirt dafür immer die Zeit stehlen musste. In meiner eigenen Werkstätte haben wir dann den ersten SpeedFix zusammengeschweißt“, schildert der 41-Jährige.
„Der Stein kam so richtig ins Rollen, als Nachbarn gesehen haben, was ich da im Stall hatte. Plötzlich wollten auch sie so etwas haben. Es ist eine kleine Revolution in der Klauenpflege.“
Der Stand ist im Stall oben angebracht. Es müsse kein Platz geopfert werden. Der Fressplatz sei ohne Einschränkung zu nutzen, die Kuh sperre sich selbst im gewohnten Umfeld ein. Der Stand wird mittels Elektrowinde heruntergelassen und hinaufgezogen. Große Vorteile seien die sehr gute
Arbeitsposition, Sicht und Sicherheit. Das Produkt koste je nach Ausstattung zwischen 4000 und 5000 Euro, sagt sein Mitarbeiter Franz Strasser. Ein typischer Kippstand (den oft mehrere Landwirte gemeinsam anschaffen und benutzen) komme auf ungefähr 15.000 Euro.
Im August sei nun der 1111. Klauenpflegestand an eine Landwirtsfamilie in der Nachbargemeinde Anthering feierlich übergeben worden. Doch die Verbreitung der Innovation gehe bereits
weit über Österreich und Bayern hinaus. Trotz der vergangenen schwierigen Jahre blickt Ametsreiter auf „ein sehr erfolgreiches Firmenwachstum“zurück: „Unser Hauptvertriebsgebiet erstreckt sich von Südtirol über die
Schweiz bis in das Allgäu. In diesen Gebieten sind wir, neben unserer Heimat Österreich und dem angrenzenden Oberbayern, in den Laufställen am meisten vertreten. Den Speed-Fix gibt es in
Deutschland aber auch schon bis an die dänische Grenze hinauf.“Und die bisher weitesten Reisen
haben ihn bis in die Nähe von Nantes in Westfrankreich beziehungsweise sogar 200 Kilometer nördlich von Oslo in Norwegen
gebracht.
Es gehe darum, die Wirtschaftlichkeit auf einem Hof zu steigern – und vor allem um das Tierwohl, indem „die Kuh sofort behandelt werden kann, wenn sie lahm ist“. Für einen Bauern sei es nicht schön, wenn er dem Tier tagelang zuschauen müsse, wie es
leide. „Die unkomplizierte, sofortige Behandlung dämmt eine auftretende Lahmheit rasch ein. Dadurch kann die Kuh ihren gewohnten Tagesablauf beibehalten und ist nicht aufgrund schmerzender Füße lang in der Liegebox, wodurch sie wiederum weniger fressen würde.“Studien würden belegen, dass eine lahme Kuh durch Tierarzteinsatz, Leistungsabfall und verminderte Lebenserwartung bis zu 300 Euro „koste“. Ein fixer Platz für die
Klauenpflege gehöre in jeden Laufstall, wünscht sich der Unternehmer, der auch zertifizierter Klauenpfleger ist.
Das Produkt werde laufend verbessert, „mittlerweile bauen wir die neunte Generation“. Der Stand sei von der Idee über die Entwicklung und Produktion bis zur Auslieferung „made in Salzburg“. Einige Komponenten fertigt der Betrieb nicht selbst an, er
lässt sie von heimischen Firmen, etwa einer Schlosserei, herstellen. „Wir sind zu sechst“, sagt
Ametsreiter über die Größe seines Teams. Die Firma ist auch ein Planungsbüro für Rinderställe.
„Die Kuh kann sofort behandelt werden, wenn sie lahm ist.“Josef Ametsreiter, Unternehmer