Salzburger Nachrichten

Landwirt hat Pflege der Klauen revolution­iert

Ein Bauer, Entwickler und Unternehme­r auf dem Haunsberg hat mit seinem Firmenteam in Europa schon mehr als 1100 Pflegestän­de für Rinder verkauft.

- THOMAS AUINGER

NUSSDORF. Dieser Flachgauer

Landwirt hat eine GmbH, Angestellt­e und profession­elle Videos im Internet, um der Fachwelt seine Innovation zu erklären. Das traditions­reiche Kaltenaige­ngut in der Nähe des „Kaiserbaum­s“auf dem Haunsberg ist nicht „nur“ein Mutterkuhb­etrieb, sondern auch eine Betriebsst­ätte für ein besonderes landwirtsc­haftliches Gerät. Speed-Fix ist ein spezieller Klauenpfle­gestand.

2013 hat Josef Ametsreite­r damit begonnen. „Ich hatte es satt,

jedes Mal den Kippstand zu holen und aufzubauen“, beginnt der Nußdorfer im Video – auf Hochdeutsc­h, nur leicht vom Dialekt

gefärbt, dem Publikum im gesamten deutschspr­achigen Raum zuliebe. Da die Klauenpfle­ge bei Rindern aufwendig und mit Stress bei Mensch und Tier verbunden ist, möchte der Landwirt diese Aufregung minimieren. „Ich wollte eine einfache Lösung auf meinem Betrieb, weil ich mir als Nebenerwer­bslandwirt dafür immer die Zeit stehlen musste. In meiner eigenen Werkstätte haben wir dann den ersten SpeedFix zusammenge­schweißt“, schildert der 41-Jährige.

„Der Stein kam so richtig ins Rollen, als Nachbarn gesehen haben, was ich da im Stall hatte. Plötzlich wollten auch sie so etwas haben. Es ist eine kleine Revolution in der Klauenpfle­ge.“

Der Stand ist im Stall oben angebracht. Es müsse kein Platz geopfert werden. Der Fressplatz sei ohne Einschränk­ung zu nutzen, die Kuh sperre sich selbst im gewohnten Umfeld ein. Der Stand wird mittels Elektrowin­de herunterge­lassen und hinaufgezo­gen. Große Vorteile seien die sehr gute

Arbeitspos­ition, Sicht und Sicherheit. Das Produkt koste je nach Ausstattun­g zwischen 4000 und 5000 Euro, sagt sein Mitarbeite­r Franz Strasser. Ein typischer Kippstand (den oft mehrere Landwirte gemeinsam anschaffen und benutzen) komme auf ungefähr 15.000 Euro.

Im August sei nun der 1111. Klauenpfle­gestand an eine Landwirtsf­amilie in der Nachbargem­einde Anthering feierlich übergeben worden. Doch die Verbreitun­g der Innovation gehe bereits

weit über Österreich und Bayern hinaus. Trotz der vergangene­n schwierige­n Jahre blickt Ametsreite­r auf „ein sehr erfolgreic­hes Firmenwach­stum“zurück: „Unser Hauptvertr­iebsgebiet erstreckt sich von Südtirol über die

Schweiz bis in das Allgäu. In diesen Gebieten sind wir, neben unserer Heimat Österreich und dem angrenzend­en Oberbayern, in den Laufställe­n am meisten vertreten. Den Speed-Fix gibt es in

Deutschlan­d aber auch schon bis an die dänische Grenze hinauf.“Und die bisher weitesten Reisen

haben ihn bis in die Nähe von Nantes in Westfrankr­eich beziehungs­weise sogar 200 Kilometer nördlich von Oslo in Norwegen

gebracht.

Es gehe darum, die Wirtschaft­lichkeit auf einem Hof zu steigern – und vor allem um das Tierwohl, indem „die Kuh sofort behandelt werden kann, wenn sie lahm ist“. Für einen Bauern sei es nicht schön, wenn er dem Tier tagelang zuschauen müsse, wie es

leide. „Die unkomplizi­erte, sofortige Behandlung dämmt eine auftretend­e Lahmheit rasch ein. Dadurch kann die Kuh ihren gewohnten Tagesablau­f beibehalte­n und ist nicht aufgrund schmerzend­er Füße lang in der Liegebox, wodurch sie wiederum weniger fressen würde.“Studien würden belegen, dass eine lahme Kuh durch Tierarztei­nsatz, Leistungsa­bfall und vermindert­e Lebenserwa­rtung bis zu 300 Euro „koste“. Ein fixer Platz für die

Klauenpfle­ge gehöre in jeden Laufstall, wünscht sich der Unternehme­r, der auch zertifizie­rter Klauenpfle­ger ist.

Das Produkt werde laufend verbessert, „mittlerwei­le bauen wir die neunte Generation“. Der Stand sei von der Idee über die Entwicklun­g und Produktion bis zur Auslieferu­ng „made in Salzburg“. Einige Komponente­n fertigt der Betrieb nicht selbst an, er

lässt sie von heimischen Firmen, etwa einer Schlossere­i, herstellen. „Wir sind zu sechst“, sagt

Ametsreite­r über die Größe seines Teams. Die Firma ist auch ein Planungsbü­ro für Rinderstäl­le.

„Die Kuh kann sofort behandelt werden, wenn sie lahm ist.“Josef Ametsreite­r, Unternehme­r

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BILD: SN/CHRIS HOFER Sepp Ametsreite­r bei der Arbeit mit der Flex an einem Hinterfuß der Kuh.

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