Salzburger Nachrichten

Gaißau: Anwalt muss Strom einschalte­n

Der Mann hat Routine: Der Halleiner Rechtsanwa­lt Wolfgang Hochsteger ist schon zum dritten Mal Masseverwa­lter für das Skigebiet Gaißau-Hintersee.

- THOMAS AUINGER

KRISPL, HALLEIN. Jetzt geht alles

ganz schnell. Zwischen dem Insolvenza­ntrag der Gaissau Hintersee Bergbahnen GmbH und der Eröffnung des Konkursver­fahrens am Landesgeri­cht verging nicht einmal ein Tag. Am Freitagvor­mittag war es so weit.

Kreditschu­tzverbände bestätigen Verbindlic­hkeiten von rund 1,2 Millionen Euro. Seit Monaten

hatte die Firma keine Geschäftsf­ührung mehr. „Wegen der Untätigkei­t und Handlungsu­nfähigkeit sowie mangels Liquidität

wurden laufende Rechnungen nicht mehr beglichen“, berichtet der Alpenländi­sche Kreditoren­verband AKV. Ein kürzlich vom Landesgeri­cht bestellter Notgeschäf­tsführer hat die Zahlungsun­fähigkeit festgestel­lt. Laut Kreditschu­tzverband KSV1870 sind

rund 85 Gläubiger betroffen. „Ab sofort, bis zum 31. Oktober, können Gläubigerf­orderungen angemeldet werden“, erklärt KSVLandesl­eiterin Aliki Bellou.

Die Gläubigerv­ersammlung bzw. Berichtsta­gsatzung wurde für 26. September angesetzt, die Prüfungsta­gsatzung wird am 14. November stattfinde­n.

Zum Masseverwa­lter wurde Wolfgang Hochsteger bestellt. Nach den Insolvenze­n 2017 und 2019 ist es für den Halleiner

Rechtsanwa­lt der dritte Einsatz. Noch nie war er für einen Betrieb diesbezügl­ich drei Mal tätig, auch

nicht zwei Mal. Rechtlich, von den Eigentümer­n her, handle es sich allerdings um drei verschiede­ne Unternehme­n, betont der Masseverwa­lter. Was ist nun zu tun? Neben den „üblichen Maßnahmen“sehr praktische. „Zum Beispiel die Stromverso­rgung sicherstel­len, damit im Winter nichts abfriert, die Verträge ansehen und Ähnliches.“Vor allem aber muss er sich auf die Suche

nach einem Käufer begeben. Es soll ja einige Interessen­ten geben.

So könnte ein sogenannte­r Asset Deal realisiert werden: Dabei

werden die zu einem Unternehme­n gehörenden Vermögensw­erte an sich, Aktiva und Passiva, samt den Vertrags- und Rechtsverh­ältnissen verkauft und auf den Erwerber übertragen.

Die Vermögensw­erte bestehen hier aus der Gaißauer Sessellift­talstation, dem dazugehöri­gen

Grund, den Liften, anderen Anlagen und Maschinen. Die Pistengerä­te hingegen dürften größtentei­ls nicht im Eigentum sein.

Einen Liftbetrie­b im kommenden Winter hält der Verwalter für sehr unwahrsche­inlich. „Das schaut auf den ersten Blick ganz schlecht aus.“Außer es gehe sehr rasch und ein neuer Eigentümer könnte das bewerkstel­ligen.

Eine Gruppe von Einheimisc­hen

um den Unternehme­r

Andreas Schnaitman­n will – eventuell mit dem Tourismusv­erband – zumindest einen Betrieb für Skitoureng­eher ermögliche­n, Pachtfrage­n klären, Parkplätze (mit Gebühr) räumen, Toiletten offen halten und vielleicht auch

für Pistengehe­r, die nicht im freien Gelände fahren können, eine Abfahrt präpariere­n.

Schnaitman­n war Teil der zweiten, unterlegen­en Bietergrup­pe 2019. Die Gruppe um Bernhard Eibl habe als Bestbieter im Einvernehm­en mit dem Gläubigera­usschuss und dem Konkursger­icht den Zuschlag erhalten, nachdem „beide ihr Angebot

verbessern konnten“, betont Hochsteger. Nach der Ansicht des Masseverwa­lters hat der Betrieb, außer in letzter Zeit, gut funktionie­rt: „Die Gruppe Eibl hat das zwei Jahre sehr gut gemacht.“Das

hätten ihm, Hochsteger, sehr zufriedene Gesprächsp­artner vor

Ort, wie z. B. Geschäftsl­eute und

Touristike­r, bestätigt. Zuletzt aber sei eine Lösung vor einem Konkurs – seinen Informatio­nen nach – wegen der „Nichtteiln­ahme“Eibls nicht möglich gewesen.

In den vergangene­n Jahren kam es schon zu zwei Insolvenze­n. Ein Sanierungs­verfahren

wurde am 16. Jänner 2017 eröffnet. Davon waren damals laut KSV rund 90 Gläubiger mit anerkannte­n Forderunge­n von rund 2,6 Millionen Euro betroffen. Beendet wurde das Verfahren mit der Annahme einer 30-prozentige­n, erfüllten Sanierungs­planquote. Dieser Insolvenz folgte ein am 24. Oktober 2019 eröffnetes Konkursver­fahren mit etwa 40

betroffene­n Gläubigern. Forderunge­n von zirka 550.000 Euro

wurden anerkannt. Die Verteilung­squote betrug 54 Prozent.

Nun musste die am 28. Mai 2020 gegründete GmbH die Zahlungsun­fähigkeit eingestehe­n.

„Ich werde mich auf die Suche nach einem Käufer begeben.“Wolfgang Hochsteger, Masseverwa­lter

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Der Masseverwa­lter muss sich auch um praktische Dinge kümmern.

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