Gaißau: Anwalt muss Strom einschalten
Der Mann hat Routine: Der Halleiner Rechtsanwalt Wolfgang Hochsteger ist schon zum dritten Mal Masseverwalter für das Skigebiet Gaißau-Hintersee.
KRISPL, HALLEIN. Jetzt geht alles
ganz schnell. Zwischen dem Insolvenzantrag der Gaissau Hintersee Bergbahnen GmbH und der Eröffnung des Konkursverfahrens am Landesgericht verging nicht einmal ein Tag. Am Freitagvormittag war es so weit.
Kreditschutzverbände bestätigen Verbindlichkeiten von rund 1,2 Millionen Euro. Seit Monaten
hatte die Firma keine Geschäftsführung mehr. „Wegen der Untätigkeit und Handlungsunfähigkeit sowie mangels Liquidität
wurden laufende Rechnungen nicht mehr beglichen“, berichtet der Alpenländische Kreditorenverband AKV. Ein kürzlich vom Landesgericht bestellter Notgeschäftsführer hat die Zahlungsunfähigkeit festgestellt. Laut Kreditschutzverband KSV1870 sind
rund 85 Gläubiger betroffen. „Ab sofort, bis zum 31. Oktober, können Gläubigerforderungen angemeldet werden“, erklärt KSVLandesleiterin Aliki Bellou.
Die Gläubigerversammlung bzw. Berichtstagsatzung wurde für 26. September angesetzt, die Prüfungstagsatzung wird am 14. November stattfinden.
Zum Masseverwalter wurde Wolfgang Hochsteger bestellt. Nach den Insolvenzen 2017 und 2019 ist es für den Halleiner
Rechtsanwalt der dritte Einsatz. Noch nie war er für einen Betrieb diesbezüglich drei Mal tätig, auch
nicht zwei Mal. Rechtlich, von den Eigentümern her, handle es sich allerdings um drei verschiedene Unternehmen, betont der Masseverwalter. Was ist nun zu tun? Neben den „üblichen Maßnahmen“sehr praktische. „Zum Beispiel die Stromversorgung sicherstellen, damit im Winter nichts abfriert, die Verträge ansehen und Ähnliches.“Vor allem aber muss er sich auf die Suche
nach einem Käufer begeben. Es soll ja einige Interessenten geben.
So könnte ein sogenannter Asset Deal realisiert werden: Dabei
werden die zu einem Unternehmen gehörenden Vermögenswerte an sich, Aktiva und Passiva, samt den Vertrags- und Rechtsverhältnissen verkauft und auf den Erwerber übertragen.
Die Vermögenswerte bestehen hier aus der Gaißauer Sessellifttalstation, dem dazugehörigen
Grund, den Liften, anderen Anlagen und Maschinen. Die Pistengeräte hingegen dürften größtenteils nicht im Eigentum sein.
Einen Liftbetrieb im kommenden Winter hält der Verwalter für sehr unwahrscheinlich. „Das schaut auf den ersten Blick ganz schlecht aus.“Außer es gehe sehr rasch und ein neuer Eigentümer könnte das bewerkstelligen.
Eine Gruppe von Einheimischen
um den Unternehmer
Andreas Schnaitmann will – eventuell mit dem Tourismusverband – zumindest einen Betrieb für Skitourengeher ermöglichen, Pachtfragen klären, Parkplätze (mit Gebühr) räumen, Toiletten offen halten und vielleicht auch
für Pistengeher, die nicht im freien Gelände fahren können, eine Abfahrt präparieren.
Schnaitmann war Teil der zweiten, unterlegenen Bietergruppe 2019. Die Gruppe um Bernhard Eibl habe als Bestbieter im Einvernehmen mit dem Gläubigerausschuss und dem Konkursgericht den Zuschlag erhalten, nachdem „beide ihr Angebot
verbessern konnten“, betont Hochsteger. Nach der Ansicht des Masseverwalters hat der Betrieb, außer in letzter Zeit, gut funktioniert: „Die Gruppe Eibl hat das zwei Jahre sehr gut gemacht.“Das
hätten ihm, Hochsteger, sehr zufriedene Gesprächspartner vor
Ort, wie z. B. Geschäftsleute und
Touristiker, bestätigt. Zuletzt aber sei eine Lösung vor einem Konkurs – seinen Informationen nach – wegen der „Nichtteilnahme“Eibls nicht möglich gewesen.
In den vergangenen Jahren kam es schon zu zwei Insolvenzen. Ein Sanierungsverfahren
wurde am 16. Jänner 2017 eröffnet. Davon waren damals laut KSV rund 90 Gläubiger mit anerkannten Forderungen von rund 2,6 Millionen Euro betroffen. Beendet wurde das Verfahren mit der Annahme einer 30-prozentigen, erfüllten Sanierungsplanquote. Dieser Insolvenz folgte ein am 24. Oktober 2019 eröffnetes Konkursverfahren mit etwa 40
betroffenen Gläubigern. Forderungen von zirka 550.000 Euro
wurden anerkannt. Die Verteilungsquote betrug 54 Prozent.
Nun musste die am 28. Mai 2020 gegründete GmbH die Zahlungsunfähigkeit eingestehen.
„Ich werde mich auf die Suche nach einem Käufer begeben.“Wolfgang Hochsteger, Masseverwalter