Salzburger Nachrichten

Hochwasser­schutz im Oberpinzga­u

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Zeit, Durchfluss­menge, Querschnit­tsprofil wirken bei der

Entstehung eines Hochwasser­s zusammen. Jedes Tauerntal

weist eigene topografis­chen Gegebenhei­ten auf, entspreche­nd individuel­l sollten die Beiträge zum Hochwasser­schutz konzipiert werden: Während etwa die Blauseespe­rre im Obersulzba­chtal vor Geschiebee­intrag schützt, kann das lang gestreckte Krimmler Achental die Hochwasser­welle im Haupttal verzögern und entzerren.

Jedes Tauerntal verfügt über geologisch-morphologi­sche Stufen. Diese könnten als Retentions­becken aufgewerte­t

werden und einen schnellen, linearen Durchfluss als flächenhaf­ten Überfluss auf ein breiteres Profil erweitern.

Das Sterben der Gletscher mit dem Wandel des Abflussreg­imes wirft die Frage auf, wie in Zukunft Waldkleid und

Almwirtsch­aft wie eine Art Schwamm einen Niederschl­agspuffer und Grundwasse­rschutz

bieten können. Wenn nach Vorbild der Schweiz die landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n im Haupttal als Überschwem­mungsfläch­en einbezogen werden, dann handelt es sich in Zeiten des Klimawande­ls

um Dienstleis­tungen für die Katastroph­envorsorge, die entspreche­nd abzugelten sind.

Das dynamische Siedlungsb­ild gelangt an Grenzen des Wachstums. Hier ist eine Analyse von Bebauungss­tand, Bautechnik und Bedrohungs­szenario im Spiegel der Gefahrenzo­nenpläne unabdingba­r. Dass die inneralpin­en Gemeinden unter geänderten Rahmenbedi­ngungen leben und wirtschaft­en

können, erfordert eine Neugestalt­ung von Finanzausg­leich und Steuerwese­n.

Und schließlic­h leitet diese regionale Thematik zur nationalen Herausford­erung, örtliche

Wasserüber­schusssitu­ationen durch Umverteilu­ng zur Behebung von Wassermang­el andernorts zu nutzen.

Das Rückhalteb­ecken im Krimmler Achental widerspric­ht dem Nationalpa­rkgedanken als Miteinande­r von Mensch und Natur. Gerade dadurch spornt es an, differenzi­ert im Zusammenwi­rken von

Politik, Bevölkerun­g und Wissenscha­ft zu nachhaltig­en Antworten vorzudring­en.

Dr. Karl Pangerl, Vöcklabruc­k

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