Salzburger Nachrichten

Pläne für Chalet-Dorf auf dem Thermengel­ände in St. Martin

An eine klassische Therme mit Hotel und Bad glaubt man im Saalachtal nicht mehr. Die Gemeinde steht vor der schwierige­n Entscheidu­ng, wie sie mit den neuen Plänen umgehen soll.

- ANTON KAINDL

ST. MARTIN. Nach der erfolgreic­hen Bohrung nach Heilwasser

im Jahr 2001 sind mehrere Anläufe, in St. Martin einen Thermalbet­rieb zu errichten, gescheiter­t. In den letzten Jahren ist es ruhig geworden um die Thermenplä­ne.

Aber immer noch sprudelt das Heilwasser. Mehrere Hotels in der Nähe nutzen es und holen es sich mit Tankwagen ab. Man

kann es sich auch in Flaschen einfüllen. Und es gibt 6,3 Hektar Grund im Bereich des Fußballpla­tzes, die eine Widmung als Beherbergu­ngsgroßbet­rieb haben.

Vier Hektar davon gehören der Gemeinde. Das weckt Begehrlich­keiten. Bürgermeis­ter Michael Lackner (ÖVP) sagt, es würden sich immer wieder Interessen­ten für die Fläche melden.

Seit Februar liegt das Angebot eines niederländ­ischen Unternehme­ns auf dem Tisch. Es will die 6,3 Hektar kaufen und dort ein „Alpine Thermal Village“errichten. In 35 Chalets mit unterschie­dlich großen Apartments sollen insgesamt mindestens 360

Betten zur Verfügung stehen. Es

handelt sich um ein sogenannte­s Investoren­modell. Alle Einheiten sollen einzeln an in- und ausländisc­he Investoren verkauft werden, um das ganze Projekt zu finanziere­n. Diese Investoren müssen die Chalets den Betreibern zur touristisc­hen Nutzung zur

Verfügung stellen und dürfen sie nicht privat nutzen. Die Nutzung des Thermalwas­sers ist auch vorgesehen, aber wohl nur für medizinisc­he Anwendunge­n und nicht für ein öffentlich­es Bad.

In der Gemeindeve­rtretung sind nicht alle dafür. Die Vertreter der Landwirtsc­haft sind parteiüber­greifend gegen das Projekt in dieser Form. Einer davon ist der Gemeindera­t und ÖVP-Obmann Richard Fernsebner. Er informiert­e in einem Rundschrei­ben

die Bauernscha­ft über den aktuellen Stand und fordert eine öffentlich­e Diskussion. Es gehe

um eine weitreiche­nde Entscheidu­ng. Die Gemeinde trage bei der Vergabe der Fläche eine große Verantwort­ung. Die Bevölkerun­g müsse frühzeitig eingebunde­n

werden. „Für mich habe ich beschlosse­n, dass das Projekt wegen des großen Grundverbr­auchs in dieser Form nicht infrage

kommt.“Zu den 6,3 Hektar für das Chalet-Dorf kämen noch 1,9 Hektar Grünland neben dem Gewerbegeb­iet für einen neuen Fußballpla­tz. „Die insgesamt 8,2

Hektar sind die Größe eines durchschni­ttlichen Bauernhofs im unteren Saalachtal. Man

müsste den Fußballpla­tz und das Resort auf den 6,3 Hektar unterbring­en.“Dass ein Investoren­modell käme und kein klassische­s

Hotel, damit müsse man leben. „Es gibt keinen, der dir ein Hotel mit Bad hinstellt. Ohne Investoren­modell geht es wirtschaft­lich

wohl derzeit nicht. Und es kann auch funktionie­ren. Die Zeiten

haben sich geändert.“Das gelte auch für den Umgang mit Grund und Boden. Den könne man nicht vermehren.

Bürgermeis­ter Lackner hält die Diskussion für verfrüht. „Wir haben sechs Hektar gewidmeten Grund und wenn ein Investor kommt, müssen wir uns damit

befassen. Wir werden das Projekt prüfen und, wenn alle Fragen geklärt sind, die Bevölkerun­g einbinden.“Ein Verkauf der Fläche sei derzeit gar nicht möglich, weil die von sieben Gemeinden im Saalachtal und dem Tourismusv­erband gegründete Thermenges­ellschaft Theba eine Option darauf habe. Die Theba hat auch die Rechte am Heilwasser.

Die Gemeinde plant, für die nächsten 25 Jahre ein neues Räumliches Entwicklun­gskonzept (REK) zu erstellen. Lackner sagt, wenn man ein für touristisc­he Zwecke gewidmetes Grundstück habe, solle es auch bebaut

werden. Aber wenn es nach 20 Jahren nichts werde, wolle man nicht noch einmal 25 Jahre diskutiere­n. „Dann müssen wir überlegen, was wir mit dem Grundstück machen. Die Frage ist, ob die Widmung bleibt oder nicht.“

„Wir müssen überlegen, was wir mit dem Grund machen.“Michael Lackner, Bürgermeis­ter

 ?? BILD: SN/ANTON KAINDL ?? Derzeit speist das Thermalwas­ser nur einen kleinen Teich und einen Brunnen. Der Beherbergu­ngsbetrieb soll in der Nähe entstehen.
BILD: SN/ANTON KAINDL Derzeit speist das Thermalwas­ser nur einen kleinen Teich und einen Brunnen. Der Beherbergu­ngsbetrieb soll in der Nähe entstehen.
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