Pläne für Chalet-Dorf auf dem Thermengelände in St. Martin
An eine klassische Therme mit Hotel und Bad glaubt man im Saalachtal nicht mehr. Die Gemeinde steht vor der schwierigen Entscheidung, wie sie mit den neuen Plänen umgehen soll.
ST. MARTIN. Nach der erfolgreichen Bohrung nach Heilwasser
im Jahr 2001 sind mehrere Anläufe, in St. Martin einen Thermalbetrieb zu errichten, gescheitert. In den letzten Jahren ist es ruhig geworden um die Thermenpläne.
Aber immer noch sprudelt das Heilwasser. Mehrere Hotels in der Nähe nutzen es und holen es sich mit Tankwagen ab. Man
kann es sich auch in Flaschen einfüllen. Und es gibt 6,3 Hektar Grund im Bereich des Fußballplatzes, die eine Widmung als Beherbergungsgroßbetrieb haben.
Vier Hektar davon gehören der Gemeinde. Das weckt Begehrlichkeiten. Bürgermeister Michael Lackner (ÖVP) sagt, es würden sich immer wieder Interessenten für die Fläche melden.
Seit Februar liegt das Angebot eines niederländischen Unternehmens auf dem Tisch. Es will die 6,3 Hektar kaufen und dort ein „Alpine Thermal Village“errichten. In 35 Chalets mit unterschiedlich großen Apartments sollen insgesamt mindestens 360
Betten zur Verfügung stehen. Es
handelt sich um ein sogenanntes Investorenmodell. Alle Einheiten sollen einzeln an in- und ausländische Investoren verkauft werden, um das ganze Projekt zu finanzieren. Diese Investoren müssen die Chalets den Betreibern zur touristischen Nutzung zur
Verfügung stellen und dürfen sie nicht privat nutzen. Die Nutzung des Thermalwassers ist auch vorgesehen, aber wohl nur für medizinische Anwendungen und nicht für ein öffentliches Bad.
In der Gemeindevertretung sind nicht alle dafür. Die Vertreter der Landwirtschaft sind parteiübergreifend gegen das Projekt in dieser Form. Einer davon ist der Gemeinderat und ÖVP-Obmann Richard Fernsebner. Er informierte in einem Rundschreiben
die Bauernschaft über den aktuellen Stand und fordert eine öffentliche Diskussion. Es gehe
um eine weitreichende Entscheidung. Die Gemeinde trage bei der Vergabe der Fläche eine große Verantwortung. Die Bevölkerung müsse frühzeitig eingebunden
werden. „Für mich habe ich beschlossen, dass das Projekt wegen des großen Grundverbrauchs in dieser Form nicht infrage
kommt.“Zu den 6,3 Hektar für das Chalet-Dorf kämen noch 1,9 Hektar Grünland neben dem Gewerbegebiet für einen neuen Fußballplatz. „Die insgesamt 8,2
Hektar sind die Größe eines durchschnittlichen Bauernhofs im unteren Saalachtal. Man
müsste den Fußballplatz und das Resort auf den 6,3 Hektar unterbringen.“Dass ein Investorenmodell käme und kein klassisches
Hotel, damit müsse man leben. „Es gibt keinen, der dir ein Hotel mit Bad hinstellt. Ohne Investorenmodell geht es wirtschaftlich
wohl derzeit nicht. Und es kann auch funktionieren. Die Zeiten
haben sich geändert.“Das gelte auch für den Umgang mit Grund und Boden. Den könne man nicht vermehren.
Bürgermeister Lackner hält die Diskussion für verfrüht. „Wir haben sechs Hektar gewidmeten Grund und wenn ein Investor kommt, müssen wir uns damit
befassen. Wir werden das Projekt prüfen und, wenn alle Fragen geklärt sind, die Bevölkerung einbinden.“Ein Verkauf der Fläche sei derzeit gar nicht möglich, weil die von sieben Gemeinden im Saalachtal und dem Tourismusverband gegründete Thermengesellschaft Theba eine Option darauf habe. Die Theba hat auch die Rechte am Heilwasser.
Die Gemeinde plant, für die nächsten 25 Jahre ein neues Räumliches Entwicklungskonzept (REK) zu erstellen. Lackner sagt, wenn man ein für touristische Zwecke gewidmetes Grundstück habe, solle es auch bebaut
werden. Aber wenn es nach 20 Jahren nichts werde, wolle man nicht noch einmal 25 Jahre diskutieren. „Dann müssen wir überlegen, was wir mit dem Grundstück machen. Die Frage ist, ob die Widmung bleibt oder nicht.“
„Wir müssen überlegen, was wir mit dem Grund machen.“Michael Lackner, Bürgermeister