Den Ausgleich findet der neue Chef beim Kochen
Michael Baminger wird neuer Vorstandssprecher der Salzburg AG. Eine Nähe zur ÖVP leugnet der Manager aus Oberösterreich nicht.
SALZBURG. Es gibt wohl bessere Zeiten, um ein fremdes Energieunternehmen zu lenken, als eine Energiekrise. Anders sieht das Michael Baminger, der neue Vorstandssprecher der Salzburg AG. „Ich gehe mit Respekt, Demut
und Zuversicht nach Salzburg“, sagt er im SN-Gespräch nach der Sitzung des Aufsichtsrats. Einstimmig stimmte dieser am Dienstag für den 39-Jährigen. Er ging als Erstgereihter aus einem Hearing
hervor. Wohl mit deutlichem Abstand zu anderen Bewerbern.
Er kommt von der Energie AG in Linz und ist derzeit Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich Vertriebs GmbH. Offiziell
beginnt seine Tätigkeit mit Jahresbeginn. „Jetzt bin ich auf Wohnungssuche“, sagt Baminger. Die nächsten Monate möchte er nutzen, um seine bisherigen Aufgaben ordentlich zu übergeben und sich auf die neue Funktion vorzubereiten. Er werde auch einen Masterplan erarbeiten, um die 2300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Salzburg AG zumindest kurz kennenzulernen. Überhaupt sei ihm der Teamspirit ein
besonderes Anliegen: „Das beste operative Programm wird nicht
gelingen, wenn kein engagiertes Team dahintersteht.“An der Salzburg AG reize ihn vor allem das breite Portfolio. Monetär wartet ein Jahresbruttogehalt von rund 300.000 Euro auf ihn.
Geboren und aufgewachsen ist der Vater einer Tochter und eines
Sohnes in Wels. Seinen Namen dekorieren zwei Magistertitel.
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studierte er an der Johannes-Kepler-Universität. Universitäre Luft schnupperte er auch an der Harvard Law School
und in St. Gallen. Aus Titeln mache er sich aber wenig. Den Ausgleich zum Job finde er bei seiner Familie, beim Kochen und Lesen.
Vorstandsluft schnupperte Baminger schon als Praktikant beim ehemaligen Energie-AG-Vorstand
Leo Windtner. Nach dem Studium wurde er dessen Referent. 2015 wechselte er als Geschäftsführer zur Energie-AGund Linz-AG-Tochter Enamo. Diese wurde später in die Energie
AG Oberösterreich Vertriebs GmbH eingegliedert.
Eine Nähe zur ÖVP kann Baminger nicht abstreiten. Eine Cartellverbandszugehörigkeit
und eine aktive ÖVP-Mitgliedschaft bestätigt er. „Ich sehe den Cartellverband als Freundeskreis
und nicht als Karrierenetzwerk“, sagt Baminger. Er sei ein politischer Mensch, sehe sich jedoch
nicht als parteipolitischen Menschen.
Was überrascht: Auch aus Betriebsratskreisen der Energie AG
gibt es Lobeshymnen für ihn. „Ich bedauere seinen Abgang und schätze seine offene Gesprächskultur. So ist es auch gelungen, komplexe und große Projekte umzusetzen“, sagt Leopold Hofinger, Betriebsratsvorsitzender der Energie AG. Baminger argumentiere stets auf sachlicher Ebene und habe immer frühzeitig das Gespräch mit dem Betriebsrat
gesucht, merkt Hofinger an.
„Sehe den Cartellverband als Freundeskreis und nicht als Karrierenetzwerk.“Michael Baminger, des. Vorstand
Die Vorstandsposition in der Salzburg AG hatte er nicht direkt im Karriereplan. Als Zweitgereihter ging er im Juni aus einem Hearingverfahren um den Posten des Generaldirektors der Energie AG. „Natürlich hätte ich das gerne gemacht und habe mich auch dafür eingesetzt“, sagt Baminger. Als
Erstgereihter wechselt der aktuelle Generaldirektor der Salzburg
AG, Leonhard Schitter, mit 1. Jänner zur Energie AG.
Eine oberösterreichische Tageszeitung notierte zur Neubesetzung: Baminger sei eben noch zu jung für den Job als Generaldirektor der Energie AG, höre man als Begründung aus dem
Aufsichtsrat. Das Alter spielte in Salzburg eine positive Rolle: „Er ist jung, wirkt sehr versiert, das ist positiv“, sagt Heinrich Schellhorn (Grüne). Die fachliche Kompetenz und die Führungserfahrung spricht dem 39-Jährigen nach der Aufsichtsratssitzung am Dienstag in Salzburg niemand ab. „Er betonte, dass ihm auch der Verkehrsbereich ein Anliegen sei und er die Dekarboni
sierung im Verkehr vorantreiben möchte, das war bei der Salzburg
AG bisher nicht so“, sagt Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ). In der Tat habe er sich schon während des Studiums mit dem öffentlichen Verkehr beschäftigt, „das Businessmodell, das im Verkehrsbereich steckt, interessiert mich“, sagt Baminger. Operativ sei er bis jetzt noch nicht mit der Thematik konfrontiert gewesen.
Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) imponieren seine fachliche
und soziale Kompetenz. „Eine soziale Kompetenz ist wesentlich
für die Position des Vorstandssprechers und werde dem Unternehmen guttun.“Der Aufsichtsratsvorsitzende der Salzburg AG, LH Wilfried Haslauer (ÖVP), betont die langjährige Führungserfahrung des Oberösterreichers. Diese qualifiziere ihn auch als
Vorstandssprecher. An Bamingers Seite steht Vorständin Brigitte Bach, die für die technischen Bereiche der Salzburg AG verantwortlich ist. Künftig sollen beide
Vorstände in der Öffentlichkeit präsenter sein, sagt Haslauer.