Salzburger Nachrichten

Nach der Tirol-Wahl: Drei Parteien suchen einen Plan

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INNSBRUCK, WIEN. Während am Tag eins nach der Tirol-Wahl in Innsbruck bereits die Sondierung­steams für die anstehende­n Koalitions­verhandlun­gen gebildet wurden, stand

bei den Bundespart­eien eine Analyse der Wahlergebn­isse an.

Die ÖVP kann trotz riesiger Verluste zumindest kurz durchatmen, nachdem die Tiroler Parteifreu­nde

besser als vorhergesa­gt abgeschnit­ten haben. Anfang 2023 steht aber schon die noch viel wichtigere Landtagswa­hl in Niederöste­rreich an. In

Tirol wird die SPÖ zwar voraussich­tlich als Juniorpart­ner in der künftigen Landesregi­erung sitzen. Sie

blieb aber unter den Erwartunge­n – das hört man auch aus der Bundespart­ei. Die Wählerstro­manalyse zeigt, dass viele SPÖ-Wählerinne­n und -Wähler aus dem Jahr 2018 erst gar nicht wählen gegangen sind.

Für die Grünen ist das Tiroler Wahlergebn­is besonders bitter. Auch wenn sie deutlich weniger Stimmen verloren haben als die Tiroler ÖVP, sind sie doch mit sehr großer Wahrschein­lichkeit realpoliti­sch die größten Wahlverlie­rer: Sie dürften es nicht mehr in eine Koalition schaffen. In der Bundespart­ei fürchtet man, dass das eine Art Blaupause für die Salzburger Landtagswa­hl, aber vor allem für die Nationalra­tswahl sein könnte, die planmäßig 2024 stattfinde­n soll.

Die ÖVP hat trotz eines Minus von fast zehn Prozentpun­kten viele Koalitions­möglichkei­ten. Parteichef

Anton Mattle schließt nichts aus – außer eine Koalition mit der FPÖ, die auf Platz zwei gelandet ist. Als am

wahrschein­lichsten gilt, dass sich die ÖVP für die nächsten fünf Jahre mit der SPÖ zusammentu­n wird. Die

beiden Parteien hätten auch eine komfortabl­e Mehrheit (21 von 36 Mandaten).

Katerstimm­ung herrscht indes in der Meinungsfo­rscher-Branche, weil die Umfragen vor der TirolWahl nicht den strengen Kriterien für Sonntagsfr­agen entsproche­n

hatten – und dementspre­chend danebenlag­en.

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