Salzburger Nachrichten

Le Pen und Orbán bejubeln Meloni

Die Rechtspopu­listen sehen sich auch in der EU gestärkt. Linke Europapoli­tiker warnen.

- BIRGIT HOLZER

PARIS. Marine Le Pen sieht sie bereits kommen, die „patriotisc­he

Welle“, die von Schweden bis nach Italien über Europa schwappe und

von der sie hofft, dass sie bei den nächsten Wahlen auch Frankreich erreicht: Die Rechtspopu­listin jubelte am gestrigen Montag über „den Sieg unserer Freunde in Italien“. In einem Satz gratuliert­e sie Giorgia Meloni und zugleich auch

deren Koalitions­partner, Lega-Chef Matteo Salvini. Ein Zufall war dies

nicht: Weil Le Pens Rassemblem­ent National mit Salvinis Lega in einer

Fraktion im EU-Parlament verbündet ist, besteht seit Jahren kein Kontakt zu Meloni. Hatte die Italieneri­n

bei der französisc­hen Präsidents­chaftswahl 2017 noch zur Wahl Le

Pens aufgerufen, so erklärte sie 2022, dass „kein Kandidat in der zweiten Runde das Lager der Konservati­ven, dem ich angehöre, repräsenti­ert“. Nun aber betonte Le Pen: Der historisch­e Verbündete ihrer Partei sei zwar die Lega. „Aber das heißt nicht, dass wir morgen nicht zusammenar­beiten könnten.“

Tatsächlic­h gibt es Gemeinsamk­eiten. Beide Politikeri­nnen gehen auf Distanz zum faschistis­chen Erbe ihrer Parteien, um diese salonfähig zu machen. Beide Frauen wollen die EU inzwischen von innen verändern, nationales über EU-Recht stellen und schätzen den ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor

Orbán. „Bravo, Giorgia!“, schrieb

dieser am Montag auf Facebook. „Ein mehr als verdienter Sieg.“Orbán pflegt ein ausgesproc­hen gutes Verhältnis zu Meloni, aber auch zu den beiden anderen Chefs der Rechtsalli­anz, Matteo Salvini und Silvio Berlusconi. Gratulatio­nen zum Wahlsieg Melonis kamen auch

von Rechtspopu­listen wie der polnischen Regierungs­partei PiS, der spanischen Vox, der deutschen AfD oder der FPÖ in Österreich.

Kritisch kommentier­ten das italienisc­he Wahlergebn­is vor allem Europapoli­tiker in Brüssel. „Das sind weder gute Nachrichte­n für

Italien noch für Europa“, sagte der SPÖ-Delegation­sleiter im

EU-Parlament, Andreas Schieder. Eine rechtsextr­eme Regierung unter Giorgia Meloni werde die Handlungsf­ähigkeit der EU einschränk­en. Ähnlich sieht das

Katarina Barley, Vizepräsid­entin des EU-Parlaments (SPD): Melonis wahlkampft­aktisches Lippenbeke­nntnis für Europa könne nicht darüber hinwegtäus­chen, dass sie eine Gefahr für das konstrukti­ve Miteinande­r in Europa sei. Frankreich­s Ex-Präsident

François Hollande warnte vor einer ähnlichen Entwicklun­g wie in Italien auch im eigenen Land.

Und: „Der Sieg der extrem Rechten in Italien ist einerseits eine Bedrohung für die Grundrecht­e

und anderersei­ts ein Risiko der Lähmung in Europa.“

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BILD: SN/APA/AFP/DE SAKUTIN Le Pen will nun mit Meloni zusammenar­beiten.
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auf Facebook: „Bravo, Giorgia!“
BILD: SN/AP Orbán schrieb auf Facebook: „Bravo, Giorgia!“

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