Viel Lärm um das Heizen kalter Luft
Gastrobetriebe brauchen schnell Entlastung bei den Energiekosten. Geplante Hilfe liegt wegen eines Disputs über Heizpilze auf Eis.
WIEN. Die Kosten für Energie und Strom steigen rasant und machen
immer mehr Unternehmen zu schaffen. Viele brauchen den geplanten Energiekostenzuschuss der Regierung wie einen Bissen Brot.
Aber obwohl grundsätzlich ausverhandelt, lässt die Beschlussfassung noch auf sich warten. Am Mittwoch könnte es so weit sein, bestenfalls könnte die Regierung dann beim Ministerrat die dafür erforderliche Richtlinie auf den Weg bringen.
Diese Hoffnung äußern jedenfalls Optimisten unter den Regierungsmitgliedern. Sie hoffe, „dass
wir noch in dieser Woche eine Einigung haben werden“, sagt Susanne Kraus-Winkler, Staatssekretärin für
Tourismus. Sie selber bekennt sich zu einem pragmatischen Zugang – und hält wenig von Diskussionen über „Symbolgeschichten“.
Bezeichnendes Beispiel dafür ist die Diskussion um Heizstrahler für die Open-Air-Gastronomie im Winter. Für nicht wenige Lokalbetreiber sei das ein wesentlicher Faktor, um
in der kalten Jahreszeit Menschen zu einem Lokalbesuch zu bewegen,
lautet das Argument von Gastronomen. „Das Heizen kalter Luft“sei eine „unverantwortliche Energieverschwendung“in Zeiten der
Energiekrise, heißt es dagegen von ökologischer Seite.
Heizschwammerl sind in kürzester Zeit Opfer eines massiven
Wertewandels geworden. Galten die Open-Air-Strahler nach Einführung des Rauchverbots in Lokalen
und in Zeiten der Pandemie noch als Retter der Gastronomie, so sind sie in Zeiten exorbitant steigender Energiepreise und drohender GasLieferstopps für viele zum absoluten No-Go geworden – einem „Geht gar nicht“.
Und es gibt auch noch eine dritte Gruppe, die sagt, Heizpilze seien „völlig überschätzt“– so wie die Diskussion darüber. Unbestritten
ist, dass die von Unternehmen ersehnte Entlastung der Energiekosten durch einen Zuschuss vorerst auf Eis liegt, während im Hintergrund eine hitzige Diskussion tobt.
Grund sei eine „Verbotsliste der Grünen“, die mit Beschränkungen
von Flutlicht, geschlossenen Türen oder einem Aus für Heizstrahler die
Ausübung von Gastronomie und Hotellerie erheblich einschränken
würden, argumentieren Wirtschaftsvertreter sinngemäß.
Von grüner Seite klingt das ganz anders. Auch da wird die Notwendigkeit schneller und effektiver Hilfen betont, allerdings müssten dabei soziale Treffsicherheit und ein
möglichst sparsamer Energieverbrauch im Vordergrund stehen. Denn „es wäre paradox, den verschwenderischen Umgang mit Energie zu unterstützen“.
Es wird verhandelt, intensiv, auf höchster Ebene und bis zuletzt. Kraus-Winkler berichtet von einem
längeren Telefonat mit GrünenKlubobfrau Sigi Maurer in den Morgenstunden. Wo es genau hakt, ist unklar. „Das gesamte Paket muss stimmen“, heißt es dazu von involvierter Stelle.
Für manche Unternehmen wird die Zeit knapp, damit steigt der Druck auf die Verhandlungsteams.
Allein der steigende Strompreis bedeutet für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine jährliche Mehrbelastung von 17,6 Mrd. Euro,
hat das Beratungsunternehmen Finanzombudsteam berechnet. Schon im März gaben 700 von 800 befragten Unternehmen an, sie hätten wegen der Preissteigerungen erhöhten Finanzierungsbedarf. Seit August ortet Finanzombudsteam eine „dramatische Zuspitzung der Situation“, 78 Prozent der KMU meldeten Liquiditätsengpässe. Weil Banken
kaum noch Kredite vergeben, seien „die Ampeln von Hellrot auf Dunkelrot gesprungen“, sagt Gerald Zmuegg, der Chef von Finanzombudsteam. Er fordert rasche staatliche Hilfe durch Übernahme eines Großteils der entstandenen Strommehrkosten oder durch Garantien für eine
Zwischenfinanzierung.