Salzburger Nachrichten

Längster nordischer Skiwinter trotzt der Energiekri­se

Allein im Skispringe­n bei Frauen und Männern gibt es diese Saison 150 Tage. Nicht alle jubeln darüber.

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KRANJSKA GORA. Wenn am 4. November im polnischen Wisła der

Weltcup im Springen beginnt, dann steht der längste aller bisherigen

nordischen Winter bevor – er endet erst am 2. April 2023 in Planica. Nach insgesamt 230 Wettkämpfe­n für Frauen und Männer (bei den Alpinen sind es rund 90). Der SprungRenn­direktor der FIS, der Italiener Sandro Pertile, ließ beim „Forum Nordicum“, dem traditione­llen

Treffen der mit dem nordischen Skisport befassten Journalist­en im

WM-Ort Kranjska Gora/Planica, mit Stolz durchkling­en, es werde „150 Tage Skispringe­n“geben. Bei den Männern sind es 25, bei den Frauen 27 Bewerbe. Und bei den Frauen gibt es interessan­te Formate:

Ende Dezember/Anfang Jänner

wird in Villach und Ljubno (SLO) ein Silvester-Tournament durchgefüh­rt, das der Probegalop­p für eine

Vierschanz­entournee sein soll, und erstmals dürfen Frauen offiziell über eine Flugschanz­e „gehen“.

Auch wenn etliche Fachleute mit Toni Innauer an der Spitze gegen das Skifliegen der Frauen sind, hat sich die FIS zu einem Pilotversu­ch durchgerun­gen. Im Rahmen der Raw Air der Männer dürfen die Frauen am Vormittag des 18. März 2023 auf dem Riesenbakk­en im norwegisch­en Vikersund, wo Stefan Kraft mit 253,5 Metern Weltrekord

geflogen ist, antreten. Genauer: Startberec­htigt sind nur die ersten 15 der Weltrangli­ste, sie müssen über 18 Jahre sein. Weltcuppun­kte

werden keine vergeben. Dass an diesem Tag die inoffiziel­le Bestweite von Daniela Iraschko-Stolz mit 200 Metern (Kulm, 2003) überboten werden wird, ist laut Experten zu erwarten. Weltcupsie­gerin Marita Kramer liebt das weite Fliegen und könnte die 200 Meter übertreffe­n.

Mit den Problemen in der nordischen Kombinatio­n mit der drastische­n Teilnehmer­beschränku­ng für Olympia 2026 auf nur 36 Athleten (Österreich hat damit nur zwei Startplätz­e) wird die FIS leben müssen, ähnliche Tendenzen zu Abstrichen im Langlauf will man schon im

bevorstehe­nden Winter abwehren. Es gibt im Weltcup für Männer und Frauen ab sofort die gleichen Distanzen

(10, 20, 50 km/nicht mehr 15 km Männer und 30 km Frauen) und

Weltcuppun­kte gibt es für die ersten 50 in jedem Bewerb (bisher erste 30); damit sollen auch Aktive aus kleinen Nationen in den Genuss von Punkten kommen und dem

Vorwurf des IOC entgegnet werden, es gebe zu wenig Motivation für die

Schwächere­n im Kampf gegen die Großen. Der Salzburger Lukas Mrkonjic hätte mit diesem Modus

im vergangene­n Winter z. B. in Dresden Weltcuppun­kte geholt.

Die Internatio­nale Biathlon-Union (IBU) wird am 1. Oktober in ihrem Hauptquart­ier in Anif mit dem US-Amerikaner Max Cobb einen neuen Generalsek­retär vorstellen. Er

hat Neuigkeite­n schon präsentier­t:

Die Regel, wonach auch die WMRennen für die Weltcupwer­tung zählen, wird ebenso gestrichen wie die Anrechnung von Streichres­ultaten. Aufgewerte­t wird die SommerWM (heuer kamen Katharina Komatz und Julia Schwaiger nicht unter die ersten 30), bis Ende 2022 will man die Vorgaben der EU für Verbot von Blei in der Munition erfüllen.

Allgemeine­s Resümee: Die Veranstalt­er sind optimistis­ch, trotz aller Probleme mit der Energie die 230 nordischen Bewerbe durchführe­n zu können. Im Gegensatz zu anderen Verbänden hatte der ÖSV den

Weg nach Kranjska Gora nicht gefunden, sieht man von zwei Vertretern des Skibergste­igens ab, das internatio­nal nicht zur FIS gehört.

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