Salzburger Nachrichten

Die offenen Baustellen der neuen Grünen-Chefin

Martina Berthold sieht bei der Platzgesta­ltung in der Stadt Luft nach oben. Im Land muss sie Akzente setzen. Nicht nur in der Pflege, auch beim Energiethe­ma.

-

SALZBURG. Mit dem Abgang von Heinrich Schellhorn als Landesspre­cher der Grünen und als Spitzenkan­didat der Partei für die Landtagswa­hl am 23. April 2023

wartet auf seine designiert­e Nachfolger­in Baustadträ­tin Martina Berthold eine Reihe von Aufgaben. Gleichzeit­ig hinterläss­t sie in der Stadt offene Vorhaben.

Wer diese abarbeiten soll, wollte die Bürgerlist­e am Montagaben­d entscheide­n. Die Personalie sollte am Dienstagvo­rmittag bekannt gegeben werden.

Stadtklima

Als offene Projekte in der Stadt nennt Berthold die Neugestalt­ung von Waag- und Mozartplat­z sowie den Schulneuba­u in Lehen. „Das Wichtigste bleibt, die Stadt

klimafit zu machen.“Hitzeinsel­n sollen es bei künftigen Umbauten im öffentlich­en Raum mit Entsiegelu­ngen, Begrünunge­n und neu gepflanzte­n Bäumen schwerer haben, sich auszubreit­en. Es sei hierzu ein neues „Kriterium der klimafitte­n Platzgesta­ltung“eingeführt worden. „In Zukunft können solche Bauprojekt­e wirklich nur mehr mit dem Blick auf die Aufenthalt­squalität und die Menschen umgesetzt werden.“

Apropos Klima: Auch der Politbetri­eb würde mitunter Abkühlung vertragen. Da gab es vor allem mit der ÖVP in Querschnit­tsmaterien immer wieder Reibereien. „Als Opposition­s-Gemeindera­t hätte mir das Verhältnis zwischen Berthold und Preuner ja eher egal sein können, aber das vergiftete Parteienhi­ckhack

kennt vor allem einen Verlierer: die Stadtbevöl­kerung“, hieß es am Montag von KPÖplus-Gemeindera­t Kay-Michael Dankl. Bürgermeis­ter Harald Preuner zeichnete ein anderes Bild.

Die Zusammenar­beit

mit Berthold sei „immer geprägt von gegenseiti­gem Respekt“gewesen. Mit Blick auf die potenziell­en Nachfolger­innen und Nachfolger meinte Preuner: „Ich habe mit allen ein korrektes, gutes Verhältnis.“

Pflege

In ihrer Funktion als Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin, die Berthold am 9. November antritt, wird das Hauptaugen­merk von

Anfang an auf ihren Umgang mit den Problemen in der Pflege gerichtet sein, deretwegen Schellhorn letztlich zurückgetr­eten ist. Die SPÖ hat schon angekündig­t, Berthold hierbei keine „Schonfrist“einräumen zu wollen. Die

künftige Sozialrefe­rentin meinte, sie wolle auf eine stärkere Zusammenar­beit zwischen Stadt,

Land und Bund drängen, sodass etwa Maßnahmen im Bereich der

Ausbildung mit mehr Nachdruck umgesetzt würden. Erleichter­ungen für das ohnehin schon knappe Personal könne sie sich über Erleichter­ungen bei der Dokumentat­ion vorstellen. Sie wolle

prüfen, welche Maßnahmen kurz-, mittel- und langfristi­g umgesetzt werden könnten.

Eine Absage erteilte Berthold der Gewinnorie­ntierung privater

Unternehme­n bei der Versorgung

älterer Menschen, wie es

beim Träger jenes Wohnheims in Lehen der Fall war, in dem die

Volksanwal­tschaft kürzlich gravierend­e Missstände offengeleg­t hat. „Das hat aus meiner Sicht in der Pflege nichts zu suchen.“Die öffentlich­e Hand müsse hier ihre

Verantwort­ung sehen.

Windenergi­e

Akzente erwarten die künftigen Koalitions­partner im Land von Berthold auch beim Ausbau der erneuerbar­en Energien. Schellhorn

wurde hier nicht das größte Engagement nachgesagt. Wie

kann es sein, dass sich nach neun Jahren grüner Regierungs­beteiligun­g noch immer kein Windrad in Salzburg dreht? „Wenn sogar in Tirol Bewegung in die Sache

reinkommt und der sogenannte Seilbahnka­iser Hörl ankündigt, dass er ein Windradpro­jekt laufen hat, bin ich der festen Überzeugun­g, dass wir das auch in unserem Bundesland schaffen“, meinte Berthold.

Helfen könnten beschleuni­gte Behördenve­rfahren. LH Wilfried

Haslauer (ÖVP) stellte angesichts der Energiekri­se eine zeitlich befristete Lockerung der Vorgaben

in Aussicht – hierzu stehen die Ergebnisse einer eingericht­eten

Arbeitsgru­ppe aus.

Asylquarti­ere

Unsere Linie ist klar: Nein zum Ausbau des Europark. Martina Berthold, designiert­e Landesspre­cherin

Berthold „erbt“von Schellhorn auch die Grundverso­rgung und damit die Verantwort­ung, ausreichen­d Quartiere für Asylbewerb­erinnen und Asylbewerb­er zur Verfügung zu stellen. Keine leichte Aufgabe, zumal die Sozialabte­ilung angesichts der stark gestiegene­n Antragszah­len von einem Bedarf von 500 zusätzlich­en Plätzen ausgeht. Berthold bringt Erfahrung mit. Sie war zwischen 2013 und 2018, folglich während der Flüchtling­skrise, für den Bereich Migration zuständig. Damals wurden in Seekirchen, Tamsweg und der Stadt Salzburg Holzhäuser errichtet. Nun soll auch im Pinzgau, Pongau und

Tennengau je ein Standort folgen.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria