Prominente Bürgermeister hören auf
Mit Wolfgang Viertler und Georg Gappmayer verlassen zwei politische Schwergewichte die Bühne. Die Nachfolge ist in beiden Fällen ungeklärt.
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MITTERSILL, TAMSWEG. Nach 20
Jahren als Bürgermeister von Mittersill wird Wolfgang Viertler bei der Gemeindewahl 2024 nicht
mehr antreten. Das ist auch das Ende seiner Liste VIERT. Die politischen Karten in der größten Gemeinde des Oberpinzgaus werden völlig neu gemischt.
Viertler (61) sagt, sein Rückzug sei definitiv. Dafür gibt es mehrere Gründe. Er sagt, es sei heute schwierig, Leute für Führungspositionen zu finden. „Das überlegt sich jeder genau. Man wird immer öfter angezeigt und muss sich ständig mit irgendwelchen
Vorwürfen auseinandersetzen. Das brauche ich nicht mehr.“Nach 20 Jahren habe man viel Erfahrung und wohl nicht alles falsch gemacht, sonst wäre man nicht gewählt worden. „Aber es
gibt auch eine gewisse Abnützung und Starrheit. Ich bin ein
Verfechter des Südtiroler Modells, wo die Amtszeit auf höchstens drei Perioden beschränkt ist.“Auch aus gesundheitlichen und familiären Gründen will Viertler kürzertreten.
Viertler gewann 2004 als Kandidat der FPÖ überraschend in der Stichwahl gegen den regierenden Bürgermeister Roman Oberlechner (SPÖ). Als sich 2005 die FPÖ spaltete, trat Viertler aus der Partei aus. Um bei der Gemeindewahl 2009 antreten zu
können, benötigte er eine Liste und gründete die Liste VIERT, die ein Zusammenschluss von Unab
hängigen, der ÖVP und der FPÖ ist. „Ob es weiter ein Bündnis gibt oder nicht, wird man nächstes
Jahr sehen“, sagt der Bürgermeister. „Es gibt Gespräche. Da will ich nicht vorgreifen.“Den Namen Liste VIERT werde es nicht mehr geben.
Neben der Liste VIERT zogen bei der Wahl 2019 auch die SPÖ und die Neos in die Gemeindevertretung
ein. Auch dort werden die Karten neu gemischt. Teile der SPÖ-Fraktion sagten sich von der Landespartei los, weil ihnen die beim Six-Senses-Projekt auf dem Pass Thurn in den Rücken
gefallen ist. Die Ortspartei hatte das Projekt von Anfang an vorangetrieben. Die Mittersiller Neos
wiederum haben wegen Streitigkeiten bei der Landespartei diese geschlossen verlassen und treten nun als „Perspektive Mittersill“auf.
Der Tamsweger Bürgermeister Georg Gappmayer (ÖVP) gab am Montag seinen baldigen Rückzug
bekannt. Spätestens mit der Wahl 2024 werde seine politische Laufbahn enden. Das kommt durchaus überraschend, Gappmayer sitzt fest im Sattel, gilt als beliebt
und umsetzungsstark. Mit 57 Jahren ist auch die Pension noch ein Stück entfernt. „Es ist einfach der
richtige Zeitpunkt nach elf Jahren
als Bürgermeister.“Er gehe nicht, weil er müsse, sagt Gappmayer, der dafür bekannt ist, kaum eine Veranstaltung zu verpassen. Er freue sich schon jetzt auf eine Rückkehr in seinen Beruf als Musikum-Lehrer und auf mehr Zeit für Privates.
Einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin präsentierte die
Tamsweger ÖVP vorerst nicht. „Es laufen gute Gespräche, bis zur
Bekanntgabe werden wahrscheinlich noch einige Monate
vergehen“, sagt Gappmayer (56), der 2012 Alois Lankmayer beerbte. Dieser zog sich während der
laufenden Periode zurück, was eine Neuwahl erforderlich machte. „Das wird diesmal nicht passieren.“Er werde zumindest bis Mai 2023 bleiben. Im letzten Jahr vor der Wahl kann die Gemeindevertretung per Mehrheitsbeschluss einen neuen Bürgermeister bzw. eine Bürgermeisterin einsetzen. Dieses Vorgehen dient auch dazu, vor der Wahl einen Amtsbonus aufzubauen.
Für viele Beobachter gilt Vizebürgermeister Harald Moser als logischer Kandidat. Der Unternehmer und ehemalige Fußballprofi
ist im Lungauer Bezirksort
bestens vernetzt und übernahm zuletzt immer wieder öffentliche Termine. Nach seinen Ambitionen befragt, gibt sich Moser zurückhaltend. „Es gibt dazu noch
kein klares Ja oder Nein.“Fakt sei, dass er Verantwortung für eine Firma mit 20 Mitarbeitern trage
und Tamsweg einen VollzeitOrtschef
„Die andauernden Vorwürfe und Anzeigen brauche ich nicht mehr.“Wolfgang Viertler, Bgm. Mittersill „Ich gehe nicht, weil ich muss, sondern weil es der richtige Zeitpunkt ist.“Georg Gappmayer, Bgm. Tamsweg
brauche. Als Absage
wolle er das aber nicht verstanden wissen. Im selben Atemzug
verweist Moser auf mehrere geeignete Personen in den Reihen der ÖVP.
Im Ort wird auch Thomas Krist als Kandidat gehandelt. Der Geschäftsführer des Lungauer Baumeisterbetriebs Ehrenreich ist Mandatar in der Gemeindevertretung. Er winkt auf Nachfrage ab: „Das ist ein sehr großes Gerücht, dieses Amt kommt für mich mit hundertprozentiger Si
cherheit nicht infrage. “Er leite eine Firma mit 160 Mitarbeitern, Bürgermeister von Tamsweg könne man aber nicht nebenbei sein.
Den eigenwilligen Zeitpunkt der öffentlichen Bekanntgabe und die Zurückhaltung in der Nachfolgefrage
wollen Gappmayer und Moser nicht als Schwäche gedeutet
wissen. „Wir werden eine perfekte Lösung für Tamsweg präsentieren“, sagt Moser. Eine Situation wie in anderen Orten, in denen letztlich niemand zur Kandidatur bereitstand,
werde es sicher nicht geben, sagt Gappmayer. „Es ist jetzt Zeit für Gespräche und wir
wollten das nicht im stillen Kämmerlein machen. Vielleicht melden sich ja noch Freiwillige.“