„Ein tiefergelegter Schäferhund“
Eine Schönheit im klassischen Sinn ist der Welsh Corgi nicht. Aber er hat das gewisse Etwas, um Menschen zu verzaubern. Die Queen zum Beispiel.
SALZBURG. Jedes Mal, wenn ich einen Corgi zu Gesicht bekomme, muss ich an einen Hund denken, mit dem ich als Kind
gelegentlich spazieren gehen durfte. Sein Gesicht war das eines Huskys, die Ohren immer aufrecht und nach vorn gerichtet, der Blick wach, neugierig
und aufmerksam. Würde man nur den Kopf fotografieren, man würde einen stattlichen Körper dazufantasieren. Doch
genau der fehlte. Die Statur des Hundes war gedrungen, er reichte mir damals höchstens
bis zu den Knien, und seine Beinchen entsprachen ungefähr denen eines Dackels. Seine Besitzer waren hingerissen. „So ein lieber Kerl. Und so ein witziges G’stell“, schwärmten sie. Und tauften ihn Zwerkules.
Auch Corgis haben einen Kopf, der für mein Empfinden
genauso gut zu einem größeren Körper passen würde. Es ist aber eines ihrer besonderen Merkmale, dass die Schulterhöhe nur etwa 30 Zentimeter
beträgt. Trotzdem sind die
Hunde selbstbewusst und energisch. Das war früher in ihrem Einsatzbereich auch notwendig. Auf den Bauernhöfen in Wales leistete der „Welsh Corgi“, so seine korrekte Rassebezeichnung, gute Dienste als Viehtreiber für Rinderherden. In der Beschreibung heißt es: „Die kurzbeinigen Hunde ducken sich unter ausschlagenden Rinderhufen weg, springen vor, kneifen den widerspenstigen Bullen erneut in die Fesseln und weichen dem tödlichen Tritt blitzschnell aus.“Klingt nach typischem Wadlbeißer, die Briten nennen diese Hunde „Heeler“.
Auch Ratten und Mäuse auf Höfen und in Werkstätten hielt er
in Schach. Wachsam war er obendrein. Man könnte sagen, ein echtes Allroundtalent.
Zum Star wurde er aber vor allem durch sein Wesen. Der Corgi ist clever, robust, menschenbezogen, aktiv und laut Rassestandards auch dreist und geschickt,
überlegen und freundlich, weder aggressiv noch nervös. Er will
körperlich und geistig beschäftigt werden, ist kinderfreundlich,
braucht aber konsequente Erziehung, denn er zeigt gern, dass er durchaus allein Entscheidungen
treffen kann, und weiß gern selbst am besten, was als Nächstes zu tun ist. Wie sagen seine Fans: Er ist körperlich klein, mental aber ziemlich groß. Hundeanfänger kann er mit diesen Eigenschaften schnell überfordern.
Auch für gemütliche Menschen ist er eher ungeeignet.
Ein begeisterter Besitzer bezeichnete seinen Hund mir gegenüber einmal als „tiefergelegten Schäferhund“. Die kurzen Beinchen als Markenzeichen
können für den Hund auch zum Problem werden: Wenn sie allzu
kurz gezüchtet werden und der Rücken im Verhältnis zu lang ist,
kann es zu Bandscheibenproblemen kommen. Außerdem sind einige Corgis genetisch von einer chronischen Rückenmarkserkrankung betroffen, die unheilbar zu Lähmungen führt. Ob ein Hund betroffen ist, lässt sich mit einem Gentest feststellen.