Salzburger Nachrichten

„Ein tiefergele­gter Schäferhun­d“

Eine Schönheit im klassische­n Sinn ist der Welsh Corgi nicht. Aber er hat das gewisse Etwas, um Menschen zu verzaubern. Die Queen zum Beispiel.

- TIERÄRZTIN Tanja Warter Kontakt: INFO@DOCWARTER.COM

SALZBURG. Jedes Mal, wenn ich einen Corgi zu Gesicht bekomme, muss ich an einen Hund denken, mit dem ich als Kind

gelegentli­ch spazieren gehen durfte. Sein Gesicht war das eines Huskys, die Ohren immer aufrecht und nach vorn gerichtet, der Blick wach, neugierig

und aufmerksam. Würde man nur den Kopf fotografie­ren, man würde einen stattliche­n Körper dazufantas­ieren. Doch

genau der fehlte. Die Statur des Hundes war gedrungen, er reichte mir damals höchstens

bis zu den Knien, und seine Beinchen entsprache­n ungefähr denen eines Dackels. Seine Besitzer waren hingerisse­n. „So ein lieber Kerl. Und so ein witziges G’stell“, schwärmten sie. Und tauften ihn Zwerkules.

Auch Corgis haben einen Kopf, der für mein Empfinden

genauso gut zu einem größeren Körper passen würde. Es ist aber eines ihrer besonderen Merkmale, dass die Schulterhö­he nur etwa 30 Zentimeter

beträgt. Trotzdem sind die

Hunde selbstbewu­sst und energisch. Das war früher in ihrem Einsatzber­eich auch notwendig. Auf den Bauernhöfe­n in Wales leistete der „Welsh Corgi“, so seine korrekte Rassebezei­chnung, gute Dienste als Viehtreibe­r für Rinderherd­en. In der Beschreibu­ng heißt es: „Die kurzbeinig­en Hunde ducken sich unter ausschlage­nden Rinderhufe­n weg, springen vor, kneifen den widerspens­tigen Bullen erneut in die Fesseln und weichen dem tödlichen Tritt blitzschne­ll aus.“Klingt nach typischem Wadlbeißer, die Briten nennen diese Hunde „Heeler“.

Auch Ratten und Mäuse auf Höfen und in Werkstätte­n hielt er

in Schach. Wachsam war er obendrein. Man könnte sagen, ein echtes Allroundta­lent.

Zum Star wurde er aber vor allem durch sein Wesen. Der Corgi ist clever, robust, menschenbe­zogen, aktiv und laut Rassestand­ards auch dreist und geschickt,

überlegen und freundlich, weder aggressiv noch nervös. Er will

körperlich und geistig beschäftig­t werden, ist kinderfreu­ndlich,

braucht aber konsequent­e Erziehung, denn er zeigt gern, dass er durchaus allein Entscheidu­ngen

treffen kann, und weiß gern selbst am besten, was als Nächstes zu tun ist. Wie sagen seine Fans: Er ist körperlich klein, mental aber ziemlich groß. Hundeanfän­ger kann er mit diesen Eigenschaf­ten schnell überforder­n.

Auch für gemütliche Menschen ist er eher ungeeignet.

Ein begeistert­er Besitzer bezeichnet­e seinen Hund mir gegenüber einmal als „tiefergele­gten Schäferhun­d“. Die kurzen Beinchen als Markenzeic­hen

können für den Hund auch zum Problem werden: Wenn sie allzu

kurz gezüchtet werden und der Rücken im Verhältnis zu lang ist,

kann es zu Bandscheib­enprobleme­n kommen. Außerdem sind einige Corgis genetisch von einer chronische­n Rückenmark­serkrankun­g betroffen, die unheilbar zu Lähmungen führt. Ob ein Hund betroffen ist, lässt sich mit einem Gentest feststelle­n.

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BILD: SN/STOCK. ADOBE.COM/_DEINGEL_ Klein, aber oho! Der Corgi ist einer der kleinsten Hütehunde überhaupt – und ein agiler Wadlzwicke­r.
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