Salzburger Nachrichten

Ex-Kanzler Sebastian Kurz vor ÖVP-U-Ausschuss geladen

Von Politaffär­en bis Gasdeals: Die Abgeordnet­en haben viele Fragen, ob Kurz Antworten geben wird, ist fraglich.

- MARIAN SMETANA

WIEN. Ex-Kanzler Sebastian Kurz steht vor einem Comeback auf der

politische­n Bühne, allerdings in anderer Form, als es sich die verblieben­en Fans des einstigen ÖVP-Stars

gewünscht hätten. Kurz muss am Mittwoch nämlich vor dem ÖVP-UAusschuss erscheinen.

Immerhin dreht sich die parlamenta­rische Untersuchu­ng vor allem um die Kurz-Ära: Von den Plänen der Kurz-Vertrauten zur Machtübern­ahme in der ÖVP und im Kanzleramt, die unter dem „Projekt Ballhauspl­atz“bekannt wurden,

über Postenbese­tzungen in Behörden und staatsnahe­n Betrieben bis zur Umfragen-Affäre, die schlussend­lich im Oktober des Vorjahrs zur Hausdurchs­uchung im Bundeskanz­leramt und zum Rücktritt von Kurz geführt hatte. Rund ein Jahr später richten sich die Kameras und die Aufmerksam­keit der Opposition nun wieder auf Kurz. Die Befragung des Ex-Kanzlers wird aber nicht nur Postenbese­tzungen, möglicherw­eise gefälschte Umfragen zugunsten der ÖVP und Spendenflü­sse an die Volksparte­i thematisie­ren, sondern auch ein aktuellere­s

Thema, nämlich die Abhängigke­it Österreich­s vom russischen Gas. Dass die OMV 2018 im Beisein von

Wladimir Putin und Kurz einen Gaslieferv­ertrag mit der russischen

Gazprom vorzeitig bis 2040 verlängert hatte, war bereits Anfang September im U-Ausschuss im Fokus. Ob Kurz Fragen dazu beantworte­n wird, bleibt abzuwarten. Die ÖVP wird die meisten Fragen wie bereits zuletzt im Ausschuss großflächi­g

beeinspruc­hen. Antworten könnte der Ex-Kanzler auch bei anderen

Themen schuldig bleiben. Etwa in der Umfragen-Affäre, in der gegen Kurz von der Korruption­sstaatsanw­altschaft wegen Untreue und Bestechlic­hkeit ermittelt wird. Wegen der strafrecht­lichen Ermittlung­en

kann sich Kurz im U-Ausschuss entschlage­n. Auch in einer anderen Causa hat ihn die Staatsanwa­ltschaft im Visier, und zwar wegen des Verdachts der Falschauss­age

vor dem Ibiza-U-Ausschuss. In beiden Fällen ist ein Ende der Ermittlung­en nicht in Sicht. Apropos Ibiza-U-Ausschuss:

Im Juli 2021 war Kurz zuletzt vor den Abgeordnet­en

geladen und schaffte es mit Rückendeck­ung seiner Partei, die Fragezeit aufzubrauc­hen, ohne in Bedrängnis zu kommen. Alleine zwei Stunden der vierstündi­gen Befragungs­zeit verwendete die ÖVP, die ihren damaligen Parteichef die Rutsche zu zahlreiche­n Ausführung­en auf der „Metaebene“legte, wie etwa einem ausführlic­hen Vortrag

über die Gewaltente­ilung im Staat. Grüne und Neos konnte gar keine

Fragen stellen. Wie Kurz diesmal seine Taktik anlegen wird, wird man Mittwochfr­üh sehen. Begleitet

wird er jedenfalls, wie zuletzt, vom ÖVP-Anwalt Walter Suppan.

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BILD: SN/APA Kurz mit ÖVP-Anwalt Werner Suppan vor dem U-Ausschuss.

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