Western mit Wunderauto: 40 Jahre „Knight Rider“
Was heute altbackenheroisch wirkt und intensiven Machoduft verströmt, traf in den 1980er-Jahren voll den Zeitgeist. Erinnerungen an ein sprechendes Auto und freigelegtes Brusthaar.
SALZBURG. Es gab eine Zeit, da wurde in Klassenzimmern und auf Schulhöfen die computerverzerrte Stimme von K.I.T.T., diesem mit künstlicher Intelligenz versehenen
Auto, imitiert. Etwa: „Ich bin nicht Ihr Kumpel!“Oder: „Michael, entschuldigen Sie bitte die Ausdrucksweise, aber bei Ihnen sind ein paar Schrauben locker.“Höflich, aber doch etwas vorlaut bis frech, so war der Vierrad-Partner von Michael
Knight (David Hasselhoff) im Kampf für Recht und Ordnung. Der Name K.I.T.T. ist ein Akronym und steht für Knight Industries Two Thousand. Diese Partnerschaft zwischen einem Mann und einem Auto faszinierte Jugendliche und Junggebliebene beiderlei Geschlechts – freilich aus unterschiedlichsten Gründen. Die einen waren vom Automobil begeistert, die anderen vom dauergewellten Fahrer entzückt.
Vor 40 Jahren, am 26. September 1982, lief „Knight Rider“erstmals im amerikanischen Fernsehen. Im ORF
fiel der Startschuss für die im Vorabendprogramm ausgestrahlte Serie am 7. Jänner 1986. Eine ganze Generation ist mit den einleitenden Worten „Er kommt. Knight Rider. Ein Auto, ein Computer, ein Mann. Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht“aufgewachsen. Was
heute altbacken-heroisch wirkt und intensiven Machoduft verströmt,
hat weiland voll den Zeitgeist getroffen. Eine harmlos-amüsante Zukunftsvision mit einem am Steuer, der gerne sein Brusthaar lüftete und auch ohne Sonnenbrille ultracool
war: David Hasselhoff, „The Hoff“. „Knight Rider“sollte den in Baltimore geborenen Schauspieler berühmt machen, mit der Serie „Baywatch“(241 Folgen) wurde er ab 1989 zum Weltstar. Später eroberte der Schauspieler auch die Musikbühnen, sein Marc-Seaberg-Cover
„Looking for Freedom“(1989) wurde
in Zeiten des Berliner Mauerfalls als Freiheitshymne gefeiert.
Zurück zu K.I.T.T., dem Fahrzeug, das unzählige Male als Modellauto
verkauft wurde und heute noch in diversen Nachbauten auf Messen
und Ausstellungen zu sehen ist. „Das Unfassbarste ist, dass vieles wahr geworden ist: GPS, Autos, die von allein fahren und einparken. Ich kann fragen, wo das nächste Café ist, und mein Auto sagt es mir.
Wir können mit unseren Uhren reden.
Das ist unglaublich“, sagt Hasselhoff in einem Interview mit der
dpa. Es sei faszinierend, dass Setdesigner Michael Scheffe all diese Ideen schon damals gehabt habe. Und: „Ich glaube nicht mal, dass er die Vision hatte. Ich denke, er hat einfach drauflosgezeichnet und das kreiert,
was ihm gerade eingefallen ist. Und heute wird all das wahr.“Der Grazer TU-Vizerektor Horst Bischof, ein Experte für autonomes Fahren, bestätigt dies auf SN-Anfrage teilweise: Sprechende Fahrzeuge seien, siehe Alexa & Co., bereits Realität. „Beim automatisierten Fahren sind wir bei Weitem noch nicht dort, wo wir hinwollen –
vor allem, wenn es um garantierte Sicherheit geht, haben wir trotz erheblicher Fortschritte noch einen längeren Weg zu gehen“, meint Bischof.
K.I.T.T., dieser schwarze Pontiac Firebird Trans Am mit dem
leuchtenden Scanner unter der Motorhaube, ist eines der herausragenden Autos der Fernsehgeschichte. Es kann über Hindernisse springen (Turbo Boost), extrem schnell fahren (Pursuit Mode), hat einen Schleudersitz und einen Enterhaken. Darüber
hinaus zeigt es Sinn für Humor und Gefühle wie Eifersucht. Dies
hat die Actionreihe auch USSchauspieler William Daniels zu
„Beim automatisierten Fahren sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen.“Horst Bischof, TU-Vizerektor Graz
verdanken, der dem Sportwagen im Original seine Stimme lieh. Er sei nie am Set gewesen und habe
David Hasselhoff erst nach dem Ende der ersten Staffel auf einer
Weihnachtsfeier kennengelernt, sagte der heute 95-Jährige. Im
Abspann wurde er nie erwähnt. In der deutschen Synchronisation lieh Gottfried Kramer (1925–1994) dem fabulösen Auto seine Stimme.
„Knight Rider“entspricht in vielen Facetten den Kriterien eines traditionellen WildwestFilms: ein Mann im Dauerkampf
gegen das Böse, bloß das Pferd ist mit dem Auto vertauscht. Auch Serienerfinder Glen A. Larson
beschrieb seine Schöpfung einmal als „Science-Fiction mit der Seele eines Westerns“.
Wer sich die 90 Folgen heute anschaut (auf Amazon Prime,
bald auf RTL+), muss schmunzeln. Actionszenen wirken bisweilen unfreiwillig komisch. Der
Versuch, die Reihe durch Filme und Spin-off-Serien („Team Knight Rider“ab 1997 bzw. 2001 im ORF) wiederzubeleben, scheiterte. In „Team Knight Rider“
gingen fünf Wunderfahrzeuge auf zwei und vier Rädern – Dante, Beast, Domino, Plato, Kat – auf Verbrecherjagd. Doch K.I.T.T.
bleibt unübertroffen.