„EM-Ticket ist klar unser Anspruch“
ÖFB-Präsident Gerhard Milletich gibt nach dem Abstieg aus der höchsten Gruppe der Nations League eine klare Devise aus: Das Nationalteam soll sich für die EURO 2024 qualifizieren.
Nach Niederlagen gegen Frankreich (0:2) und Kroatien (1:3) verpasste Österreichs Fußball-Nationalteam den Klassenerhalt in der Nations
League. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich arbeitet im SN-Interview
die ersten beiden Lehrgänge unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick auf
und fordert vom Team eine erfolgreiche EM-Qualifikation.
Wie groß ist die Ernüchterung nach dem zweiten Lehrgang unter dem neuen Teamchef?
SN:
Gerhard Milletich: Ernüchterung ist
das falsche Wort. Wir haben gesehen, dass die Gegner in Gruppe A der Nations League über Ausnahmekönner verfügen. Spieler wie Kylian Mbappé oder Luka Modrić entscheiden Partien. Solche Spieler haben wir nicht. Österreich kann gegen solche Gegner nur bestehen,
wenn die Mannschaft kompakt sehr gut spielt.
SN: Fehlt einfach die Qualität, um die Topnationen schlagen zu können?
Wir sind in der Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld sehr
gut aufgestellt. Es gibt aber sicher Positionen, die nicht so besetzt sind, wie man es international gewohnt ist. Die Außenpositionen zum Beispiel.
SN: Wie bilanzieren Sie nach den ersten sechs Spielen unter Rangnick?
Grundsätzlich haben wir das Ziel
Nichtabstieg nicht erreicht. Es war aber zu sehen, dass wir in vier von sechs Spielen mithalten konnten. Leider werden auf diesem Niveau Fehler eiskalt ausgenutzt. Negativ
fällt die Bilanz sicher nicht aus: Der Start war in Ordnung und es war immer das Ziel, dass der neue Trainer die Mannschaft in den ersten Spielen kennenlernt und für die EMQualifikation formt.
SN: Ist die Qualifikation für
die EM 2024 Pflicht?
Ja, es ist klar unser Anspruch, dass sich unser Team für das Turnier in
Deutschland qualifiziert.
SN: Warum haben uns Nationen wie die Schweiz oder Dänemark, die traditionell nicht zu den Fußball-Großmächten zählen, zuletzt abgehängt?
In diesen Ländern hat der Fußball einen anderen Stellenwert. Da legt die Politik auch viel mehr Wert darauf, dass die Kinder Sport ausüben. Der Fußball ist viel mehr im Bewusstsein der Menschen drinnen. Das ist leider bei uns nicht in diesem Ausmaß der Fall.
Was stimmt Sie trotzdem optimistisch, dass das ÖFB-Team in Zukunft wieder regelmäßig erfolgreich spielt?
SN:
Unsere Mannschaft hat Potenzial. Und in der EM-Qualifikation treffen wir nicht, wie jetzt in der Nations League, nur auf Topnationen.
SN: Was bedeutet der Abstieg in der Nations League für den ÖFB?
Wir haben natürlich wirtschaftliche Einbußen. Es gibt aber auch in der zweithöchsten Liga attraktive Gegner, die wir mit etwas Glück zugelost bekommen. Ich muss ehrlich sagen, dass wir in einer Gruppe mit
Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien und den starken Dänen nicht vom Klassenerhalt ausgehen können. Es wäre möglich
gewesen, aber wir sind noch nicht so stark, dass man Siege gegen diese
Teams erwarten kann.
SN: Muss man sich aufgrund der allgemeinen Teuerung Sorgen um das geplante ÖFBTrainingszentrum in Aspern machen?
Wir sind in sehr guten Gesprächen mit der Stadt Wien und dem Bund. Und von beiden Seiten kommen
positive Signale, dass die Finanzierung angepasst werden kann. Ich
bin optimistisch. Spätestens Anfang 2023 wollen wir mit dem Bau
beginnen.