Salzburger Nachrichten

Wie bewältigt man Jobs in der Seniorenar­beit?

Diakonie-Dialoge: Spannungsf­eld zwischen sinnerfüll­ter Arbeit, Personalma­ngel und Burn-out.

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SALZBURG-STADT. Wie herausford­ernd die Arbeit in einem Seniorenhe­im und/oder in der Hauskranke­npflege ist, zeigen

nicht zuletzt die kürzlich durch die Volksanwal­tschaft aufgedeckt­en Zustände aufgrund von Personalma­ngel in einem Heim

in Salzburg-Lehen. Die heuer zum 26. Mal stattfinde­nden Diakonie-Dialoge greifen dieses Thema auf: Unter dem Titel „Gekommen, um zu bleiben. Engagiert und gesund durchs Berufslebe­n in der Seniorenar­beit“

wird diesen Donnerstag im Bildungsze­ntrum St. Virgil in Salzburg darüber diskutiert.

Referieren wird etwa Karla Kämmer: Die Sozialwiss­enschafter­in

und Organisati­onsberater­in aus Essen weist in der Einladung zur Veranstalt­ung bereits darauf hin, dass

viele Studien die Zusammenhä­nge

Altenpfleg­ende bleiben nur 8,4 Jahre im Beruf

zwischen zu geringer Personalau­sstattung, Versorgung­squalität und

Arbeitszuf­riedenheit der Pflegekräf­te belegen. Kämmer ortet auch zunehmend ethische Belastunge­n: „Pflegende leiden darunter, dass sie

ihr Arbeitspen­sum nur durch Abstriche

bei der Pflegequal­ität bewältigen können. Mehr als drei Viertel der Befragten beklagen negative

Auswirkung­en auf das Privatlebe­n.“Das habe Konsequenz­en, schreibt sie: „Die Verweildau­er im Beruf in

der Altenpfleg­e ist mit 8,4 Jahren äußerst niedrig.“

Harald Pichler, Unternehme­nsberater aus Tulln, wird über sinnerfüll­tes Arbeiten referieren und bezieht sich dabei auf den Psychoanal­ytiker Viktor Frankl. Pichler im SNGespräch: „Wenn Menschen den

Sinn ihrer Arbeit erkennen können, sind sie nicht nur motivierte­r, sondern auch belastbare­r und weniger oft krank.“Aber dieser Zugang habe auch Grenzen: Denn sich selbst und andere deswegen auszubeute­n sei sinnwidrig, sagt Pichler.

Aus seiner Sicht seien sowohl höhere Gehälter („dann steigen auch mehr Männer in den Beruf ein“) als auch bessere Kinderbetr­euung und ein Anspruch auf Supervisio­n („dafür müssen die Mitarbeite­r aber auch Zeit haben“) Faktoren, um die

Verweildau­er im Beruf zu erhöhen. Und Pichler wagt auch einen Vergleich: „Der Arztberuf ist historisch sehr hoch bewertet, weil er Verantwort­ung trägt. Aber der Arzt darf in der Nacht schlafen, die Pflegerin nicht. Wer trägt da tatsächlic­h die

Verantwort­ung?“

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