Pflege: Leere Plätze zum Semesterstart
Die Pflegeausbildung wurde durch ein modernes Praxislabor und leichteren Umstieg attraktiver. Von 140 Plätzen blieben an der Fachhochschule 30 leer.
PUCH. Im Simulationsraum geht es zur Sache. Eine Patientin ist soeben aus der Narkose erwacht, offenbar völlig desorientiert und
versucht gerade, eine Schiene am Bein und ihren Venenzugang herauszureißen. „Was machen Sie
hier mit mir“, ruft die Frau, dargestellt von einer Schauspielerin. Es ist die Aufgabe einer Studentin und eines Studenten der Pflegewissenschaft, richtig zu reagieren und die Situation aufzulösen. Eine Kamera filmt alles mit, Christine Kern, Leiterin des Praxislabors, beobachtet im Bildschirm und durch die verspiegelte Glasscheibe alles.
In der Coronazeit hat die Fachhochschule damit begonnen, wegen fehlender Praxisstunden vermehrt in Simulationen zu trainieren. Nun werde man dabei bleiben, denn diese Art des Lernens habe viele Vorteile, sagt Christine Kern. „Die Auszubildenden sehen sich selbst. In der Nachbesprechung kommen sie selbst darauf, was sie falsch gemacht haben, das Gelernte bleibt hängen.“Die Studierenden würden gut
vorbereitet, eine Woche vorher gebe es eine Information über das Thema, so werde niemand ins kalte Wasser geworfen.
In anderen Ländern sei diese Art der Ausbildung Standard, sagt Lehrgangsleiterin Babette Grabner. In Salzburg ist man somit inhaltlich und technisch am neuesten Stand: Zum Praxislabor
gehört auch Puppe Mathilda, die mit der Stimme der Lehrer aus dem Nebenzimmer spricht. Auch
Virtual-Reality-Brillen werden an der Fachhochschule eingesetzt. Mit der technischen Ausstattung
bewirbt die Fachhochschule auch den Studiengang.
Die Bemühungen, die Klassen voll zu bekommen, sind groß. Babette Grabner sieht es als Erfolg, dass in diesem Semester in Salzburg bzw. in Puch und am dislozierten Standort in Schwarzach
gesamt 110 neue Studierende in drei Klassen begonnen haben. 140 Plätze hätte man gehabt, sagt die Studiengangsleiterin.
Ebenfalls neue Pflegestudenten sind Christina Schuha und Anatol Kuschnig. Die beiden haben die neue Möglichkeit genutzt, mit ihrer fertigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz direkt im dritten Semester des Studiums einzusteigen. Der 25-jährige Anatol Kuschnig hatte nach der Matura zum Studieren begonnen und sich nach zwei Jahren für eine Pflegeausbildung entschieden. Als Pflegefachassistent hat er bereits an der Onkologie im Uniklinikum gearbeitet. Jetzt will er den Bachelorabschluss an der Fachhochschule, „weil man damit später ein breiteres Betätigungsfeld hat“.
Für Christina Schuha war es ein etwas weiterer Weg, der sie an die Fachhochschule führte. Die
jetzt 51-Jährige arbeitete im kaufmännischen Bereich, bis sie 30
war. Dann machte sie die Ausbildung zur Pflegeassistentin, arbeitete am Krankenhaus in Oberndorf.
Im Jahr 2017 war sie eine der
Ersten, die die neue Ausbildung zur Pflegefachassistentin begannen. Danach wollte sie weiterlernen, machte zweieinhalb Jahre
lang die Berufsreifeprüfung. In ihrer jetzigen Ausbildung wird sie
von ihrem Krankenhaus unterstützt: An der Klinik hat sie Stunden reduziert, Vorlesungszeit
wird ihr teils als Arbeitszeit angerechnet. Spannend findet sie an
der Ausbildung, dass ihr Wissen aus der beruflichen Praxis immer wieder auf dem Prüfstand steht.
Bisher mussten Pflegefachassistenten im ersten Studienjahr auf der Fachschule einsteigen. Jetzt gibt es einen mehrmonatigen, berufsbegleitenden Vorbereitungslehrgang, mit dem Studierende direkt im zweiten Studienjahr einsteigen können. Durch solche Möglichkeiten werde das Berufsfeld attraktiver, sagt Babette Grabner. „Und es ermöglicht auch Personen ohne Maturaabschluss einen Einstieg in die gehobene Pflege.“Mit Simulationsräumen und VR-Brillen biete man auch den Umsteigern eine moderne Ausbildung. „Wir wollen die Leute gut vorbereitet in die Praxis schicken“, sagt Grabner.
Praxislaborleiterin Christine Kern ist von der neuen Art der
Ausbildung mit Simulationen jedenfalls überzeugt – auch wenn dort sehr heikle Situationen gemeistert werden müssen. „Das ist Pflege, das ist unser Alltag.“
„Wir werfen die Auszubildenden nicht ins kalte Wasser.“Leiterin Praxislabor