Gehört Gemeindeamt ins Dorf? Vigaun uneins
Der Plan der Gemeinde, das neue Amtsgebäude samt Mehrzwecksaal außerhalb des Ortskerns neu zu errichten, sorgt für Diskussionen.
BAD VIGAUN. Pläne für einen Neubau des Gemeindeamts und eines Veranstaltungssaals werden in Bad Vigaun seit Jahren gewälzt. Die Diskussionen verlaufen kontrovers. Nun hat sich die Politik in der Tennengauer 2100Einwohner-Gemeinde zu einem neuen Standort für beides durchgerungen. Trotzdem könnte alles noch an einer Hürde scheitern und die Suche von vorn losgehen.
Eine Gemeindevertretungssitzung und die öffentliche Bürgerversammlung haben vor Kurzem die Debatte neu entfacht. Bürgermeister Fritz Holztrattner (ÖVP)
verweist auf zwei Beschlüsse der Gemeindevertretung, einen einstimmigen und einen mehrheitlichen mit zwei Gegenstimmen. Seine ÖVP hat 9 der 17 Mandate.
Der erste Beschluss besage, dass die Gemeinde ein gut 4400 Quadratmeter großes privates Grundstück am Trattenweg im Anschluss an den Kindergarten um 1,75 Millionen Euro erwirbt – allerdings mit aufschiebender Wirkung bis Juni 2023.
Voraussetzung sind eine rechtskräftige Umwidmung und eine gesicherte Zufahrt. Das Umwidmungsverfahren sei im Gang.
Das Problem: ohne ausreichend breite Zufahrt (acht Meter inklusive Gehsteig und Bankett)
keine Flächenwidmung fürs Bauen. Und da spießt es sich. Die bestehende Zufahrt ist zu eng. Es
wird Grund der Autobahngesellschaft Asfinag benötigt. „Wir sind dabei, das abzuklären“, erklärt der Ortschef. Bisher gebe es keine Zustimmung der Asfinag, weil in Zukunft die Tauerautobahn vielleicht doch um einen dritten Fahrstreifen ausgebaut werden könnte. Die Gemeinde will weitere Anläufe bei der Asfinag
unternehmen, denn die
Verkehrslösung ist eine Bedingung für das Gemeindevorhaben.
Wenn sie nicht zustande kommt, werde die Gemeinde den Grund nicht kaufen. Wenn es klappt, ist der Mehrheitsbeschluss bereits
jetzt gefasst: Dann sollen an dem Standort Saal und Amt gemeinsam errichtet werden.
Diese Entscheidung löste in der Gemeindeversammlung sehr
kritische Wortmeldungen von Bürgern aus. Der geplante Bauplatz für das Amt sei vom Zentrum zu abgelegen. Zu den Kritikern zählt der ehemalige grüne Gemeindevertreter Hermann
Eder. Dieser Plan sei ihm zuwider. „Die Gemeinde mit ihrer Verwaltung ist ein zentrales Element im öffentlichen Leben. Bürgernähe
heißt auch, die Amtsgebäude zentral im Ort, wie bisher gegeben, zu belassen.“Das Gebäude an moderne Ansprüche in der
Ausstattung und im Volumen anzupassen wäre ohne Zeitdruck und Dringlichkeit möglich. Den
Veranstaltungssaal bzw. ein Vereinshaus draußen zu errichten wäre in Ordnung, meint Eder.
„Es war auch für uns eine Überlegung, das Gemeindeamt zu belassen“, sagt Holztrattner. Aber beides am alten Standort zu
bauen sei aus Platzgründen eben nicht möglich. Eine Trennung der zwei Projekte lehnt der Bürgermeister ab. Das wäre teurer.
Und eine Exkursion der Vereinsobleute und Gemeindevertreter zu Flachgauer Veranstaltungssälen in Oberndorf, Göming, Hallwang und Anif habe ergeben, dass das Gesamtpaket
besser sei. Das lässt Hermann
„Gesamtprojekt im Ort geht sich vom Platz her nicht aus.“Bgm., ÖVP
Eder nur bedingt gelten. Die Kostenfrage solle zurückstehen. Die Symbolkraft der Zentrallage sowie gute Erreichbarkeit für Alt und Jung seien wichtiger.
Bad Vigaun hat keinen größeren Veranstaltungs- und Mehrzwecksaal, weil jener des Neuwirts abgerissen wurde. Dass die Gemeinde einen Saal für das Dorfleben braucht, ist weitestgehend unumstritten.