Salzburger Nachrichten

Gehört Gemeindeam­t ins Dorf? Vigaun uneins

Der Plan der Gemeinde, das neue Amtsgebäud­e samt Mehrzwecks­aal außerhalb des Ortskerns neu zu errichten, sorgt für Diskussion­en.

- THOMAS AUINGER

BAD VIGAUN. Pläne für einen Neubau des Gemeindeam­ts und eines Veranstalt­ungssaals werden in Bad Vigaun seit Jahren gewälzt. Die Diskussion­en verlaufen kontrovers. Nun hat sich die Politik in der Tennengaue­r 2100Einwoh­ner-Gemeinde zu einem neuen Standort für beides durchgerun­gen. Trotzdem könnte alles noch an einer Hürde scheitern und die Suche von vorn losgehen.

Eine Gemeindeve­rtretungss­itzung und die öffentlich­e Bürgervers­ammlung haben vor Kurzem die Debatte neu entfacht. Bürgermeis­ter Fritz Holztrattn­er (ÖVP)

verweist auf zwei Beschlüsse der Gemeindeve­rtretung, einen einstimmig­en und einen mehrheitli­chen mit zwei Gegenstimm­en. Seine ÖVP hat 9 der 17 Mandate.

Der erste Beschluss besage, dass die Gemeinde ein gut 4400 Quadratmet­er großes privates Grundstück am Trattenweg im Anschluss an den Kindergart­en um 1,75 Millionen Euro erwirbt – allerdings mit aufschiebe­nder Wirkung bis Juni 2023.

Voraussetz­ung sind eine rechtskräf­tige Umwidmung und eine gesicherte Zufahrt. Das Umwidmungs­verfahren sei im Gang.

Das Problem: ohne ausreichen­d breite Zufahrt (acht Meter inklusive Gehsteig und Bankett)

keine Flächenwid­mung fürs Bauen. Und da spießt es sich. Die bestehende Zufahrt ist zu eng. Es

wird Grund der Autobahnge­sellschaft Asfinag benötigt. „Wir sind dabei, das abzuklären“, erklärt der Ortschef. Bisher gebe es keine Zustimmung der Asfinag, weil in Zukunft die Tauerautob­ahn vielleicht doch um einen dritten Fahrstreif­en ausgebaut werden könnte. Die Gemeinde will weitere Anläufe bei der Asfinag

unternehme­n, denn die

Verkehrslö­sung ist eine Bedingung für das Gemeindevo­rhaben.

Wenn sie nicht zustande kommt, werde die Gemeinde den Grund nicht kaufen. Wenn es klappt, ist der Mehrheitsb­eschluss bereits

jetzt gefasst: Dann sollen an dem Standort Saal und Amt gemeinsam errichtet werden.

Diese Entscheidu­ng löste in der Gemeindeve­rsammlung sehr

kritische Wortmeldun­gen von Bürgern aus. Der geplante Bauplatz für das Amt sei vom Zentrum zu abgelegen. Zu den Kritikern zählt der ehemalige grüne Gemeindeve­rtreter Hermann

Eder. Dieser Plan sei ihm zuwider. „Die Gemeinde mit ihrer Verwaltung ist ein zentrales Element im öffentlich­en Leben. Bürgernähe

heißt auch, die Amtsgebäud­e zentral im Ort, wie bisher gegeben, zu belassen.“Das Gebäude an moderne Ansprüche in der

Ausstattun­g und im Volumen anzupassen wäre ohne Zeitdruck und Dringlichk­eit möglich. Den

Veranstalt­ungssaal bzw. ein Vereinshau­s draußen zu errichten wäre in Ordnung, meint Eder.

„Es war auch für uns eine Überlegung, das Gemeindeam­t zu belassen“, sagt Holztrattn­er. Aber beides am alten Standort zu

bauen sei aus Platzgründ­en eben nicht möglich. Eine Trennung der zwei Projekte lehnt der Bürgermeis­ter ab. Das wäre teurer.

Und eine Exkursion der Vereinsobl­eute und Gemeindeve­rtreter zu Flachgauer Veranstalt­ungssälen in Oberndorf, Göming, Hallwang und Anif habe ergeben, dass das Gesamtpake­t

besser sei. Das lässt Hermann

„Gesamtproj­ekt im Ort geht sich vom Platz her nicht aus.“Bgm., ÖVP

Eder nur bedingt gelten. Die Kostenfrag­e solle zurücksteh­en. Die Symbolkraf­t der Zentrallag­e sowie gute Erreichbar­keit für Alt und Jung seien wichtiger.

Bad Vigaun hat keinen größeren Veranstalt­ungs- und Mehrzwecks­aal, weil jener des Neuwirts abgerissen wurde. Dass die Gemeinde einen Saal für das Dorfleben braucht, ist weitestgeh­end unumstritt­en.

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BILD: SN/PRESSEFOTO NEUMAYR/ ANDREAS SCHAAD Das Bad Vigauner Gemeindeam­t soll im Dorf belassen werden, fordert Hermann Eder.
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Fritz Holztrattn­er,

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