Salzburger Nachrichten

Coronazahl­en steigen stark

Gesundheit­sminister Rauch mahnt weiter zur Vorsicht, sieht aber keine Notwendigk­eit des „Alarmschla­gens“mehr. Aus mehreren Gründen. Was sagen die Prognosen?

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WIEN. Die Corona-Infektions­zahlen steigen weiter deutlich an. Am Mittwoch wurden 14.389 Neuinfekti­onen gemeldet – am Mittwoch vor einer Wochen waren es noch 8083 gewesen. Die starke Zunahme spiegelt sich unterdesse­n auch eindeutig in den Spitälern: Auch dort setzt sich der Trend steigender Zahlen

fort. Das ist dem aktuellen Bericht des Corona-Prognoseko­nsortiums zu entnehmen. Es geht nicht davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Wochen umkehrt.

Die Inzidenz steige in allen Altersgrup­pen „substanzie­ll an“,

heißt es in dem Bericht. Das würden auch die Abwasseran­alysen bestätigen. Diese Entwicklun­g entspreche der erwarteten Beschleuni­gung des

Infektions­geschehens – einerseits durch „saisonale Einflüsse (ein vergleichs­weise kühler September)“, anderersei­ts durch die „höheren Kontakthäu­figkeiten in Schule und

Arbeitspla­tz seit dem Ende der Urlaubszei­t“, wird betont. Auch fehlende mildernde Maßnahmen wie Schultests und eine Quarantäne­pflicht (sie ist im Sommer gefallen,

Anm.) würden zur Dynamik beitragen.

Für die Krankenhäu­ser gibt es eine konkrete Prognose bis zum 12. Oktober: Bis dahin werden 1200

bis 1963 durch Covidpatie­nten belegte Spitalsbet­ten auf den Normalstat­ionen erwartet. Am Mittwoch

wurden bereits 1393 mit Corona infizierte Patienten registrier­t (wobei nicht unterschie­den wird, ob kausal

wegen Corona behandelt oder ein Zufallsbef­und), 73 davon auf der Intensivst­ation. Dieser Wert bleibt seit Wochen relativ stabil. Ende August lagen 69 Intensivpa­tienten in Österreich­s Spitälern. Nun rechnet das Prognoseko­nsortium damit, dass diese Zahl in zwei Wochen im schlimmste­n Fall auf bis zu 120 steigen könnte, der Mittelwert wird mit 93 Intensivpa­tienten am 12. Oktober angenommen.

Ein Blick auf den Corona-Variantenp­lan zeigt, dass sich Österreich immer noch in Szenario zwei befindet: Nach wie vor beherrscht Omikron (in seinen Untervaria­nten BA.4 und BA.5) das Infektions­geschehen, derzeit ist keine neue, gefährlich­ere Variante, die dominant

werden könnte, in Sicht. Szenario zwei heißt konkret: Es wird lediglich empfohlen, in Innenräume­n

die Maske aufzusetze­n, nur in sogenannte­n „vulnerable­n Settings“, also in Pflege- und Gesundheit­seinrichtu­ngen, ist die Maske Pflicht. Und: Die steigenden Zahlen gefährden das Gesundheit­ssystem nicht. Sollte Szenario zwei in Richtung Szenario drei abgleiten (neue Varianten tauchen auf und haben das Zeug, die Spitäler in Not zu bringen), würde die FFP2-MaskenPfli­cht bereits zurückkehr­en.

Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) mahnte am Mittwoch im Rahmen des European Health Forum Gastein weiter zur Vorsicht. „Angesichts der

multiplen Krisenlage­n“sei es aber „nicht notwendig, das Niveau des Alarmschla­gens so aufrechtzu­erhalten“, sagte er. Es gebe die Impfung, Medikament­e und die Überwachun­g der Fallzahlen. „Wir müssen dazu übergehen, Corona zu behandeln wie andere respirator­ische Erkrankung­en“, sagte die Direktorin

vom Europäisch­en Zentrum für die Prävention und Kontrolle von

Krankheite­n, Andrea Ammon. Man müsse aber die Durchimpfu­ng mindestens so halten, wenn

nicht erhöhen, sagte sie.

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BILD: SN/PATRICK DAXENBICHL­ER - STOCK.ADO Das generelle Tragen einer FFP2-Maske in Innenräume­n wird derzeit nur empfohlen.

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