Meistgesuchter Verbrecher ist ein Fleischhauer
Österreichs „most wanted“: Einer ist eine große Drogennummer, der andere Prostituiertenmörder.
Ein gelernter Fleischhauer aus Wien gilt derzeit als gefährlichster und meistgesuchter Verbrecher Österreichs auf der Fahndungsliste von Europol. Die EU-Polizeibehörde startete am Mittwoch ihre diesjährige „most
wanted“-Kampagne. Der 50-jährige Martin Josef Schabel, der im Internet unter dem Decknamen „Mr. Blow“auftrat, steht im Verdacht, als führendes Mitglied einer kriminellen Vereinigung Drogen im Darknet gehandelt zu
haben. Paul Eidenberger, Sprecher des Bundeskriminalamts,
beschreibt ihn als „Gesellen aus dem Gürtelmilieu“, der seine Kunden aus der Rotlichtszene im
großen Stil mit Kokain aus Ecuador versorgt habe.
Der bullige, 180 cm große Wiener gilt als extrem brutal. Die Polizei geht davon aus, dass er
bewaffnet ist. Gemeinsam mit sieben Helfern, die bereits zu insgesamt mehr als 22 Jahren Gefängnis
verurteilt worden sind, soll der „most wanted“-Mann ein komplexes Drogenvertriebsnetz aufgebaut haben. Den Ermittlern zufolge verkaufte die Bande zwischen März 2018 und September 2020 mindestens 60 Kilogramm Suchtgift, darunter 40 Kilogramm Kokain mit einem Reinheitsgehalt von 80 Prozent. Bis zu 20 Bestellungen pro Tag
hätten die Kriminellen entgegengenommen und insgesamt 11.500 Drogenpakete mit der Post verschickt. Eines davon sei vom Zoll abgefangen worden, was letztlich zu jahrelangen
Ermittlungen der Suchtgiftfahnder führte. Der 14-fach vorbestrafte „Mr. Blow“gilt als Phantom. „Er wollte möglichst keine Spuren in der realen Welt hinterlassen und
hat stets aufgepasst, dass er ja nicht auffällt“, erzählt Eidenberger.
Als der mehrfach tätowierte Schabel davon Wind bekam, dass die Fahnder hinter ihm her sind, flüchtete er im September 2020
nach Lignano an die obere Adria. Mittlerweile suchen Zielfahnder weltweit nach dem Mann, der neben Deutsch auch Italienisch und
Spanisch spricht. Die Kriminalisten gehen davon aus, dass der bestens
vernetzte 50-Jährige in Spanien untergetaucht ist, er könnte sich aber auch in Südamerika aufhalten.
Nummer zwei auf der Verbrecherliste aus Österreich ist Tibor
Foco. Der Linzer, der wegen Mordes an einer Prostituierten eine lebenslange Haft absaß und als Gefangener Jus studierte, war seinen Bewachern im April 1995 bei einer Vorlesung an der Universität Linz entkommen. Seither fehlt von dem heute 66-Jährigen jede Spur.
Es soll zunächst immer wieder telefonischen Kontakt mit seinen betagten Eltern gegeben haben. Seit diese vor einigen Jahren verstorben sind, tappen die Zielfahnder völlig
im Dunkeln. Die Polizei geht aber davon aus, dass er noch am Leben
ist. Foco hat stets bestritten, die Gunstgewerblerin erschossen zu
haben. Zahlreiche Beweismittel sprechen gegen seine Täterschaft,
unter anderem waren unmittelbar nach dem Mord an seinen Händen
keine Schmauchspuren feststellbar.