Salzburger Nachrichten

Kontrollen gegen Schlepper ausgeweite­t

Schlepperb­anden fahren Flüchtling­e verstärkt durch die Slowakei Richtung Deutschlan­d. Daher kontrollie­rt auch Österreich jetzt an der Grenze.

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WIEN. Weil Tschechien wegen des vermehrten Aufkommens von Schlepperb­anden und Flüchtling­en Grenzkontr­ollen zur benachbart­en Slowakei ab Donnerstag ankündigte, zog Österreich am Mittwoch

nach. Die Grenze zur Slowakei werde ab Donnerstag von der Polizei

kontrollie­rt, erklärte ein Sprecher des Innenminis­teriums. Innenminis­ter Karner (ÖVP) begründete den Schritt damit, dass damit auf mögliche Ausweichro­uten der Schlepper reagiert werden soll: „Wir müssen reagieren, bevor die Schlepper reagieren.“Die Kontrollen würden – den Schengen-Bestimmung­en entspreche­nd – zunächst für zehn Tage eingeführt, sagte Karner vor der Ministerra­tssitzung am Mittwoch. Es

werde insgesamt an elf Grenzüberg­ängen schwerpunk­tmäßig kontrollie­rt, vor allem an den Hauptroute­n, so der Minister.

Karner verwies auch auf die bereits seit Jahren bestehende­n Grenzkontr­ollen zu Ungarn und

Slowenien. In erster Linie würden dabei sogenannte Schlepperf­ahrzeuge – „das sind meist weiße Kastenwage­n“, so der Minister – überprüft. Karner habe seinen slowakisch­en Amtskolleg­en Roman Mikulec am Dienstag telefonisc­h über die geplante Maßnahme informiert. „Die Bekämpfung der organisier­ten Schlepperk­riminalitä­t bleibt ein Schwerpunk­t“, zitierte das Ministeriu­m Karner in einer Mitteilung. Die Grenzkontr­ollen an den SchengenBi­nnengrenze­n zu Ungarn und Slowenien bestehen bereits seit September 2015.

Karner traf am Mittwoch in der Nähe von Zürich mit der Schweizer

Justiz- und Polizeimin­isterin Karin Keller-Sutter zusammen. Es sollte dabei vor allem um die Ausarbeitu­ng eines „gemeinsame­n Aktionspla­ns im Kampf gegen illegale Migration“gehen, wie das Innenminis­terium im Vorfeld mitteilte. Unter anderem sollten grenzpoliz­eiliche Kooperatio­nen bei der Bekämpfung von Schleppere­i und illegaler Migration besprochen werden.

Nach Angaben des Innenminis­teriums wurden von Jänner bis August 2022 56.149 Asylanträg­e in Österreich gestellt. Das bedeute fast eine Verdreifac­hung zum Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. Die meisten Anträge kämen derzeit von indischen Staatsange­hörigen.

Überhaupt gebe es immer mehr

Asylanträg­e von Menschen, die aufgrund ihres Herkunftsl­ands keine Chance auf Asyl hätten, etwa Personen aus Indien, Pakistan, Marokko oder Tunesien, hieß es.

Kritik an der Asylpoliti­k der Bundesregi­erung kam von FPÖ und

SPÖ. Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) sagte, der Innenminis­ter sei dafür verantwort­lich, dass etwa auf den Wiener Bahnhöfen immer

wieder zahlreiche Flüchtling­e strandeten. Der Bund habe entschiede­n, dass für den Einstiegsp­rozess in das Verfahren nicht mehr die

Länder zuständig seien. Das sei zu akzeptiere­n, allerdings scheine der Bund dies nicht „auf die Reihe“zu

kriegen. Die Erstbefrag­ung der Betroffene­n zu unterbrech­en und diese dann ohne Unterstütz­ung bzw. ohne Geld für Verpflegun­g und

Kleidung weiterzusc­hicken sei inakzeptab­el.

FPÖ-Sicherheit­ssprecher Hannes Amesbauer sprach von einer „Mogelpacku­ng“. Er forderte die

Umsetzung einer konsequent­en „No-Way-Politik“inklusive der

Aussetzung des Asylrechts und der Legalisier­ung von Zurückweis­ungen an der Grenze.

Für den Geschäftsf­ührer der SPÖ Burgenland, Roland Fürst, sind die angekündig­ten zusätzlich­en Grenzkontr­ollen eine „billige Ablenkungs­aktion“. Allein vergangene­n Samstag hätten 600 Personen die

burgenländ­ische Grenze illegal passiert, betonte er.

 ?? BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER ?? Ein Polizeiein­satz nach dem Fund von zwei toten Flüchtling­en im Oktober 2021 bei Siegendorf.
BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER Ein Polizeiein­satz nach dem Fund von zwei toten Flüchtling­en im Oktober 2021 bei Siegendorf.

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