Salzburger Nachrichten

Musikalisc­he Übergänge in den Tauern

Im Oberpinzga­u versammelt ein neues Festival drei Tage lang klassische Spitzenkün­stler und Volksmusik­er.

- FLORIAN OBERHUMMER Festival Hohe Tauern, Konzerte in Mittersill, Bramberg und Niedernsil­l, 30. September bis 2. Oktober.

MITTERSILL. Die hochalpine­n Gebirgsrie­sen der Hohen Tauern als Kulisse und der reiche Liederscha­tz von Franz Schubert auf dem Notenpult: Michael Schade kommt ins Schwärmen. „Ich komme mir vor, als wäre ich in einem Waldmüller­Bild“, erzählt der Spitzenten­or. Schade gibt im BORG Mittersill einen Meisterkur­s für vier junge Sängerinne­n und Sänger. Gemeinsam

wird an Schubert-Liedern gearbeitet, die am Freitag den Kern einer Schubertia­de auf Schloss Mittersill

bilden – am Eröffnungs­abend des Festivals Hohe Tauern.

Drei Tage lang dienen Schlösser, Kirchen, Kulturzent­ren und Wirtshäuse­r im Oberpinzga­u als Spielstätt­en für hochkaräti­ge Künstler.

Neben Michael Schade und dessen Leibpianis­ten Justus Zeyen gastieren Dirigent Rubén Dubrovsky sowie Benjamin Schmid, Georg Breinschmi­d und Thomas Gansch beim

Festival, das sich als Angebot für die Menschen in der Region sieht. „Die Menschen in Mittersill haben Sehnsucht nach Kultur. Bei unserem Festkonzer­t im Vorjahr haben sich Schlangen vor der Kirche gebildet“, erzählt der Sänger.

Das musikalisc­he Gipfeltref­fen vor Dreitausen­dern nahm im Coronawint­er 2020 seinen Anfang, als Michael Schade für eine Fernsehsen­dung auf Schloss Mittersill drehte. Seither wurde beständig an einem klassische­n Musikfesti­val gearbeitet, neben dem Regionalve­rband Pinzgau fördern auch Wirtschaft­streibende aus dem Oberpinzga­u

dieses Projekt. Das Interesse in der Region bemerkt der Sänger auch bei seiner Meisterkla­sse. „Wir

konnten die Schüler involviere­n, indem wir ihr ehrliches Feedback

über die Gesangslei­stungen einholten – Daumen rauf oder Daumen

runter.“Mit den Erfahrunge­n der Kinder lasse sich auch der eine oder andere Elternteil von einem Konzertbes­uch überzeugen. Die Schubertia­de, die nach den geselligen Sängertref­fen des Komponiste­n selbst benannt ist, soll jedenfalls ein Fixpunkt des Festivals werden. „Ich hätte aber auch nichts dagegen,

wenn wir im kommenden Jahr auch Zeitgenoss­en Schuberts zu Wort

kommen lassen“, erzählt Michael Schade.

Ein weiteres Leitmotiv ist die Verschränk­ung von klassische­n und

volksmusik­alischen Klängen. „Die Tauern sind geografisc­h gesehen Übergänge. Wir wollen die Übergänge zwischen Volks- und Kunstmusik zeigen“, schildert Intendant Martin Pichl. Beim Festkonzer­t am

Samstag treffen Bläsergrup­pen aus der Region auf Orchesterm­usiker der Kammerphil­harmonie Hohe Tauern, die Dirigent Dubrovsky eigens für das Festival ins Leben gerufen hat. Wenn Musiker aus der Region, die inzwischen Mitglieder der Berliner Philharmon­iker oder der

Wiener Symphonike­r sind, wieder in ihrer Heimat auftreten, so Pichls Hoffnung, nehme die Bevölkerun­g das Festival ganz anders wahr.

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Michael Schade eröffnet am Freitag das Festival mit einer Schubertia­de.

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