Musikalische Übergänge in den Tauern
Im Oberpinzgau versammelt ein neues Festival drei Tage lang klassische Spitzenkünstler und Volksmusiker.
MITTERSILL. Die hochalpinen Gebirgsriesen der Hohen Tauern als Kulisse und der reiche Liederschatz von Franz Schubert auf dem Notenpult: Michael Schade kommt ins Schwärmen. „Ich komme mir vor, als wäre ich in einem WaldmüllerBild“, erzählt der Spitzentenor. Schade gibt im BORG Mittersill einen Meisterkurs für vier junge Sängerinnen und Sänger. Gemeinsam
wird an Schubert-Liedern gearbeitet, die am Freitag den Kern einer Schubertiade auf Schloss Mittersill
bilden – am Eröffnungsabend des Festivals Hohe Tauern.
Drei Tage lang dienen Schlösser, Kirchen, Kulturzentren und Wirtshäuser im Oberpinzgau als Spielstätten für hochkarätige Künstler.
Neben Michael Schade und dessen Leibpianisten Justus Zeyen gastieren Dirigent Rubén Dubrovsky sowie Benjamin Schmid, Georg Breinschmid und Thomas Gansch beim
Festival, das sich als Angebot für die Menschen in der Region sieht. „Die Menschen in Mittersill haben Sehnsucht nach Kultur. Bei unserem Festkonzert im Vorjahr haben sich Schlangen vor der Kirche gebildet“, erzählt der Sänger.
Das musikalische Gipfeltreffen vor Dreitausendern nahm im Coronawinter 2020 seinen Anfang, als Michael Schade für eine Fernsehsendung auf Schloss Mittersill drehte. Seither wurde beständig an einem klassischen Musikfestival gearbeitet, neben dem Regionalverband Pinzgau fördern auch Wirtschaftstreibende aus dem Oberpinzgau
dieses Projekt. Das Interesse in der Region bemerkt der Sänger auch bei seiner Meisterklasse. „Wir
konnten die Schüler involvieren, indem wir ihr ehrliches Feedback
über die Gesangsleistungen einholten – Daumen rauf oder Daumen
runter.“Mit den Erfahrungen der Kinder lasse sich auch der eine oder andere Elternteil von einem Konzertbesuch überzeugen. Die Schubertiade, die nach den geselligen Sängertreffen des Komponisten selbst benannt ist, soll jedenfalls ein Fixpunkt des Festivals werden. „Ich hätte aber auch nichts dagegen,
wenn wir im kommenden Jahr auch Zeitgenossen Schuberts zu Wort
kommen lassen“, erzählt Michael Schade.
Ein weiteres Leitmotiv ist die Verschränkung von klassischen und
volksmusikalischen Klängen. „Die Tauern sind geografisch gesehen Übergänge. Wir wollen die Übergänge zwischen Volks- und Kunstmusik zeigen“, schildert Intendant Martin Pichl. Beim Festkonzert am
Samstag treffen Bläsergruppen aus der Region auf Orchestermusiker der Kammerphilharmonie Hohe Tauern, die Dirigent Dubrovsky eigens für das Festival ins Leben gerufen hat. Wenn Musiker aus der Region, die inzwischen Mitglieder der Berliner Philharmoniker oder der
Wiener Symphoniker sind, wieder in ihrer Heimat auftreten, so Pichls Hoffnung, nehme die Bevölkerung das Festival ganz anders wahr.