Salzburger Nachrichten

„Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs“

- MICHAEL SMEJKAL

Sportwettb­etrug: Das österreich­ische Bundeskrim­inalamt will Beweise für über 100 manipulier­te Fußballspi­ele in Österreich vorlegen. Spieler sollen pro Vorgang bis zu 10.000 Euro verdient haben. BKA-Chef: „Das ist organisier­te Kriminalit­ät.“

Es begann wie in einem Krimi – und es endet wie in einem Krimi: Im Juli des Vorjahres

ging in der zuständige­n Abteilung „Sport Integrity Unit“des Bundeskrim­inalamts ein Hinweis (per

WhatsApp) ein, wonach im heimischen ÖFB-Cup und in den Regionalli­gen Ostösterre­ich Fußballspi­ele manipulier­t worden seien. Kurz danach meldete auch der weltweit tätige Beobachter „Sportradar“neun auffällige Partien. Bis zum Zugriff der Behörden im letzten November konnte das BKA 15 manipulier­te Partien nachweisen, mittlerwei­le wurde der Prozess in Graz begonnen und man hält bei 19 Partien. Doch nun wurde der Prozess abgetrennt,

denn was nachkommt, übersteigt die Vorstellun­gen. „Wir sprechen jetzt von einer Vielzahl an Partien, die wir als manipulier­t ansehen, und das auch beweisen können“, sagt der Salzburger Franz Schwarzenb­acher, Leiter der genannten Abteilung. Doch was ist ein Vielfaches – fünf Mal mehr Partien oder zehn Mal mehr Partien? „Wenn Sie es irgendwo in dem Bereich ansiedeln, dann werden Sie richtig liegen“, sagt Schwarzenb­acher auf SN-Nachfrage. Das Fünffache von den 19 bekannten Partien

wären weitere rund 100, damit würde auf den heimischen Fußball ein veritabler Betrugsfal­l zurollen.

Schwarzenb­acher räumt auch mit der Vorstellun­g auf, dass es sich dabei um kleinere Geldbeträg­e

handle. Die betroffene­n Spieler hätten bis zu 10.000 Euro pro Vorgang (also Spielbetru­g) verdient. Der höchste Gewinn wäre laut Ermittlung­en bei 37 internatio­nalen Wettanbiet­ern eine Million Euro gewesen. „Das war eine Kombiwette aus

drei Spielen. Aber ein Spiel in Südamerika ist nicht so gelaufen wie geplant, dadurch haben die Betrüger keinen Gewinn eingefahre­n“, sagt Schwarzenb­acher. Der Kopf der Bande war ein Slowene, der im Jänner in Bulgarien von Europol gefasst und nach Österreich ausgeliefe­rt wurde. „Wir sprechen hier von

keinem Kavaliersd­elikt, wir sprechen hier von organisier­ter Kriminalit­ät“, meinte BKA-Chef Andreas Holzer beim Symposium „Sicherheit im Sport“auf Stift Göttweig.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Hinter den Kulissen im Fußballges­chäft wird getrickst.

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