„Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs“
Sportwettbetrug: Das österreichische Bundeskriminalamt will Beweise für über 100 manipulierte Fußballspiele in Österreich vorlegen. Spieler sollen pro Vorgang bis zu 10.000 Euro verdient haben. BKA-Chef: „Das ist organisierte Kriminalität.“
Es begann wie in einem Krimi – und es endet wie in einem Krimi: Im Juli des Vorjahres
ging in der zuständigen Abteilung „Sport Integrity Unit“des Bundeskriminalamts ein Hinweis (per
WhatsApp) ein, wonach im heimischen ÖFB-Cup und in den Regionalligen Ostösterreich Fußballspiele manipuliert worden seien. Kurz danach meldete auch der weltweit tätige Beobachter „Sportradar“neun auffällige Partien. Bis zum Zugriff der Behörden im letzten November konnte das BKA 15 manipulierte Partien nachweisen, mittlerweile wurde der Prozess in Graz begonnen und man hält bei 19 Partien. Doch nun wurde der Prozess abgetrennt,
denn was nachkommt, übersteigt die Vorstellungen. „Wir sprechen jetzt von einer Vielzahl an Partien, die wir als manipuliert ansehen, und das auch beweisen können“, sagt der Salzburger Franz Schwarzenbacher, Leiter der genannten Abteilung. Doch was ist ein Vielfaches – fünf Mal mehr Partien oder zehn Mal mehr Partien? „Wenn Sie es irgendwo in dem Bereich ansiedeln, dann werden Sie richtig liegen“, sagt Schwarzenbacher auf SN-Nachfrage. Das Fünffache von den 19 bekannten Partien
wären weitere rund 100, damit würde auf den heimischen Fußball ein veritabler Betrugsfall zurollen.
Schwarzenbacher räumt auch mit der Vorstellung auf, dass es sich dabei um kleinere Geldbeträge
handle. Die betroffenen Spieler hätten bis zu 10.000 Euro pro Vorgang (also Spielbetrug) verdient. Der höchste Gewinn wäre laut Ermittlungen bei 37 internationalen Wettanbietern eine Million Euro gewesen. „Das war eine Kombiwette aus
drei Spielen. Aber ein Spiel in Südamerika ist nicht so gelaufen wie geplant, dadurch haben die Betrüger keinen Gewinn eingefahren“, sagt Schwarzenbacher. Der Kopf der Bande war ein Slowene, der im Jänner in Bulgarien von Europol gefasst und nach Österreich ausgeliefert wurde. „Wir sprechen hier von
keinem Kavaliersdelikt, wir sprechen hier von organisierter Kriminalität“, meinte BKA-Chef Andreas Holzer beim Symposium „Sicherheit im Sport“auf Stift Göttweig.