Radstadt überlegt „Baustopp“
Keine Widmungen für Parzellen über 700 Quadratmeter – das fordert die SPÖ. Dies würde große Wohnbauvorhaben unmöglich machen.
RADSTADT. Hunderte Wohnungen seien aktuell in Bau bzw. baugenehmigt, sagt der Radstädter Stadtrat Hans Warter (SPÖ). Die
meisten gingen am Bedarf der einheimischen Bevölkerung vorbei. Häufig handle es sich um 60Quadratmeter-Einheiten, die für
junge Familien zu klein seien. „Wir haben uns die Käufer genau angeschaut.“Bei Preisen von bis
zu 6000 Euro pro Quadratmeter seien vor allem Anleger mit viel Geld die Zielgruppe, die meisten
nicht aus Radstadt. Einheimische seien aus dem Spiel, zumal es seit einiger Zeit strengere Vorgaben für Kredite gebe. Dennoch werde
gebaut und gebaut. „Die aktuelle Goldgräberstimmung geht auf
Kosten der Allgemeinheit und schadet der Ortsentwicklung.“
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses beantragte die SPÖ eine befristete Widmungssperre für Einzelparzellen mit einem Ausmaß über 700 Quadratmeter. Diese solle sofort schlagend werden und große Wohnbauprojekte bis 31. Dezember 2025 ausbremsen. Der Bau eines Einfamilien- oder Doppelhauses bleibe weiterhin möglich.
Die Gemeinde solle die Zeit bis 2026 verwenden, um zu überlegen, wie man es in Zukunft besser machen könne, sagt Warter.
„Wir nutzen zum Beispiel die Instrumente der Vertragsraumordnung gar nicht.“Gemeint ist vor allem die Möglichkeit, bei großen Umwidmungen in Bauland einen
Anteil des betreffenden Grundstücks für sozialen Wohnbau zu
beanspruchen. Außerdem fordere er eine klare Definition der Raumordnungsziele, sagt der SPÖ-Stadtrat. Bei der Gemeindevertretungssitzung am 6. Oktober steht das Thema auf der Tagesordnung der Gemeindevertretungssitzung.
Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) bestätigt die aktuelle
Problematik. „Wir sollten das auf
jeden Fall durchdiskutieren.“Ob seine Fraktion der Widmungssperre zustimmen werde, könne er noch nicht sagen. „Wir haben erst eine interne Sitzung, in der
wir uns mit der Frage beschäftigen werden.“
Er persönlich tue sich mit dem Gedanken schwer. „Ich weiß nicht, ob es so gut ist, sich so zu kasteien, oder ob wir nicht besser von Fall zu Fall entscheiden.“Viel
Angebot auf dem Wohnungsmarkt habe seiner Meinung nach auch Vorteile, er erwarte dadurch dämpfende Effekte auf die Preisentwicklung.
Ein Ja schließe er aber nicht aus, sagt Pewny. Er frage sich aber, ob es gegenüber der nächsten Gemeindevertretung fair sei, eine Maßnahme zu beschließen, die in deren Legislaturperiode
hineinreiche.
„Es wird völlig an den Bedürfnissen vorbeigebaut.“
Die Zahl der Einwohner sei nicht gewachsen. „Wir sind stabil bei rund 4800.“
Auch ÖVP-Chef Vizebgm. Christian Koller äußert sich zurückhaltend. „Wir haben am Montag Fraktionssitzung, da
werden wir das besprechen.“
Dass in der jüngeren Vergangenheit in Radstadt verhältnismäßig
viele Wohnungen entstanden seien, sei kein Geheimnis. „Ich
bin immer wieder überrascht, dass offenbar alles verkauft
wird.“Vom Himmel gefallen sei die aktuelle Situation nicht. „Wir haben bisher projektbezogen gewidmet, es hat jeder gewusst, was kommt.“Neben Eigentumswohnungen würden auch viele Mieteinheiten realisiert.
Hans Warter sieht auch in diesem Sektor eine Schieflage. „Auch bei den Mietwohnungen
können wir anhand der Wohnungsvergaben feststellen, dass sich immer öfter keine Bewerber
für freie Wohnungen bei der Stadtgemeinde melden.“Trotzdem würden ständig neue Widmungswünsche eingebracht. Durch das Baulandsicherungsmodell Mauerleiten und die Freigabe eines Aufschließungsgebiets stünden ohnehin fünf Hektar Bauland zur Bebauung parat.
Sollte es am 6. Oktober zu einer Abstimmung kommen, ist die ÖVP mit neun Mandataren die stärkste Fraktion, die FPÖ hat sieben Sitze, die SPÖ fünf.
„Wir diskutieren das Thema noch innerhalb der Fraktion.“Christian Pewny, Bürgermeister