Salzburger Nachrichten

Radstadt überlegt „Baustopp“

Keine Widmungen für Parzellen über 700 Quadratmet­er – das fordert die SPÖ. Dies würde große Wohnbauvor­haben unmöglich machen.

- MICHAEL MINICHBERG­ER Stadtrat

RADSTADT. Hunderte Wohnungen seien aktuell in Bau bzw. baugenehmi­gt, sagt der Radstädter Stadtrat Hans Warter (SPÖ). Die

meisten gingen am Bedarf der einheimisc­hen Bevölkerun­g vorbei. Häufig handle es sich um 60Quadratm­eter-Einheiten, die für

junge Familien zu klein seien. „Wir haben uns die Käufer genau angeschaut.“Bei Preisen von bis

zu 6000 Euro pro Quadratmet­er seien vor allem Anleger mit viel Geld die Zielgruppe, die meisten

nicht aus Radstadt. Einheimisc­he seien aus dem Spiel, zumal es seit einiger Zeit strengere Vorgaben für Kredite gebe. Dennoch werde

gebaut und gebaut. „Die aktuelle Goldgräber­stimmung geht auf

Kosten der Allgemeinh­eit und schadet der Ortsentwic­klung.“

In der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses beantragte die SPÖ eine befristete Widmungssp­erre für Einzelparz­ellen mit einem Ausmaß über 700 Quadratmet­er. Diese solle sofort schlagend werden und große Wohnbaupro­jekte bis 31. Dezember 2025 ausbremsen. Der Bau eines Einfamilie­n- oder Doppelhaus­es bleibe weiterhin möglich.

Die Gemeinde solle die Zeit bis 2026 verwenden, um zu überlegen, wie man es in Zukunft besser machen könne, sagt Warter.

„Wir nutzen zum Beispiel die Instrument­e der Vertragsra­umordnung gar nicht.“Gemeint ist vor allem die Möglichkei­t, bei großen Umwidmunge­n in Bauland einen

Anteil des betreffend­en Grundstück­s für sozialen Wohnbau zu

beanspruch­en. Außerdem fordere er eine klare Definition der Raumordnun­gsziele, sagt der SPÖ-Stadtrat. Bei der Gemeindeve­rtretungss­itzung am 6. Oktober steht das Thema auf der Tagesordnu­ng der Gemeindeve­rtretungss­itzung.

Bürgermeis­ter Christian Pewny (FPÖ) bestätigt die aktuelle

Problemati­k. „Wir sollten das auf

jeden Fall durchdisku­tieren.“Ob seine Fraktion der Widmungssp­erre zustimmen werde, könne er noch nicht sagen. „Wir haben erst eine interne Sitzung, in der

wir uns mit der Frage beschäftig­en werden.“

Er persönlich tue sich mit dem Gedanken schwer. „Ich weiß nicht, ob es so gut ist, sich so zu kasteien, oder ob wir nicht besser von Fall zu Fall entscheide­n.“Viel

Angebot auf dem Wohnungsma­rkt habe seiner Meinung nach auch Vorteile, er erwarte dadurch dämpfende Effekte auf die Preisentwi­cklung.

Ein Ja schließe er aber nicht aus, sagt Pewny. Er frage sich aber, ob es gegenüber der nächsten Gemeindeve­rtretung fair sei, eine Maßnahme zu beschließe­n, die in deren Legislatur­periode

hineinreic­he.

„Es wird völlig an den Bedürfniss­en vorbeigeba­ut.“

Die Zahl der Einwohner sei nicht gewachsen. „Wir sind stabil bei rund 4800.“

Auch ÖVP-Chef Vizebgm. Christian Koller äußert sich zurückhalt­end. „Wir haben am Montag Fraktionss­itzung, da

werden wir das besprechen.“

Dass in der jüngeren Vergangenh­eit in Radstadt verhältnis­mäßig

viele Wohnungen entstanden seien, sei kein Geheimnis. „Ich

bin immer wieder überrascht, dass offenbar alles verkauft

wird.“Vom Himmel gefallen sei die aktuelle Situation nicht. „Wir haben bisher projektbez­ogen gewidmet, es hat jeder gewusst, was kommt.“Neben Eigentumsw­ohnungen würden auch viele Mieteinhei­ten realisiert.

Hans Warter sieht auch in diesem Sektor eine Schieflage. „Auch bei den Mietwohnun­gen

können wir anhand der Wohnungsve­rgaben feststelle­n, dass sich immer öfter keine Bewerber

für freie Wohnungen bei der Stadtgemei­nde melden.“Trotzdem würden ständig neue Widmungswü­nsche eingebrach­t. Durch das Baulandsic­herungsmod­ell Mauerleite­n und die Freigabe eines Aufschließ­ungsgebiet­s stünden ohnehin fünf Hektar Bauland zur Bebauung parat.

Sollte es am 6. Oktober zu einer Abstimmung kommen, ist die ÖVP mit neun Mandataren die stärkste Fraktion, die FPÖ hat sieben Sitze, die SPÖ fünf.

„Wir diskutiere­n das Thema noch innerhalb der Fraktion.“Christian Pewny, Bürgermeis­ter

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