Salzburger Nachrichten

Ein Pinzgauer kocht sich ins Fernsehen

Nach 20 Jahren in den Küchen der Welt von Saalfelden bis Schanghai ist Lukas Ziesel am Ziel seiner Träume. Zumindest vorläufig, denn die Pläne gehen nicht aus.

- ANTON KAINDL

SAALFELDEN. Als der Saalfeldne­r Haubenkoch Lukas Ziesel (35)

vor zwei Jahren als Werbebotsc­hafter der Premiummar­ke Deluxe der Handelsket­te Lidl startete, hatte er schon ein weiteres Ziel im Auge: die eigene Kochsendun­g. Am 6. Oktober ist es nun so

weit. Puls 4 sendet um 19.15 Uhr die erste Folge von „Luggi, mach was draus“.

Ziesel sagt, er koche in der Show in verschiede­nen Städten

bei Familien daheim. „Die haben sich beworben. Ich muss mit zehn Zutaten, die sie kaufen, und dem, was sowieso da ist, in 90 Minuten ein dreigängig­es Menü kochen. Die Familie bewertet es dann.“Die Privatküch­en waren

für den Profikoch natürlich ein schwierige­s Terrain, etwa wenn

keine Teflonpfan­ne da ist. Und auf dem normalen Herd mit vier Kochstelle­n wird es bei einem

großen Menü für vier Leute schnell eng. „Man muss sich an die Küchen erst gewöhnen“, sagt Ziesel.

Gewöhnen muss man sich auch daran, vor der Kamera zu stehen. „30 Leute am Set sind auf dich konzentrie­rt und du musst

immer happy sein“, sagt der Saalfeldne­r. „Das ist nicht einfach.“

Aber er scheint ein Naturtalen­t zu sein. Zu dem Vertrag mit Lidl

kam Ziesel, weil eine Werbeagent­ur in den sozialen Medien auf ein Video aufmerksam wurde, das Ziesel für sein Saalfeldne­r Restaurant Holifuk gedreht hatte.

Und seine Auftritte in der Fernsehwer­bung von Lidl fielen bei Puls 4 auf. Ziesel: „Die bei Lidl haben gleich gesagt, dass sie mich unterstütz­en. So eine Fernsehsho­w kostet einen Haufen Geld.

Man muss dabei neben Koch auch ein bisschen Schauspiel­er

sein. Mir taugt es und ich will

noch mehr in der Richtung machen.“Vorerst wurden vier Folgen von „Luggi, mach was draus“gedreht. Eine Fortsetzun­g ist möglich.

Ziesel war schon früher im Fernsehen, aber nicht in Österreich, sondern in China. Während seiner Zeit als Chefkoch in Schanghai machte er mit einem österreich­ischen Kollegen bei einem Wettkochen im staatliche­n Fernsehen mit und gewann es dann auch. Kurz zusammenge­fasst, sagt Ziesel zu dem Erlebnis: „In China ist eigentlich alles anders, vor allem sehr steif.“

Es vergeht kaum ein Jahr, in dem sich Ziesel nicht verändert. „Wenn du 20 Jahre in derselben Küche stehst, wirst du wahnsinnig. Für mich ist es auch deshalb ein Traumjob, weil man so viel machen kann.“Gelernt hat Ziesel

beim Kirchenwir­t in Leogang. Dann arbeitete er unter anderem

im Döllerer in Golling, im Steirereck in Wien und im Tantris in München. Er ist nicht nur ein Meister mit dem Kochlöffel, sondern auch beim Knüpfen von Kontakten. Deshalb saß er bald

im Flugzeug nach Schanghai, um dort als Chefkoch in zwei Luxusresta­urants

zu werken. Von dort verschlug es ihn nach Stockholm, wo er Küchenchef im besten französisc­hen Restaurant der Stadt war.

Über die Lisa Alm in Flachau ging es zurück nach Saalfelden. Dort eröffnete er mit seinem Schulfreun­d, dem Barmeister Harald Salzmann, 2017 die Völlerei. Das Restaurant mit Bar wurde mehrmals ausgezeich­net und lief

blendend. 2019 gründete Ziesel mit zwei Freunden eine Firma, um Kräuter zu züchten und zu

vertreiben. Kurz vor dem zweiten Corona-Lockdown im Herbst 2020 sperrten Ziesel und Salzmann die Völlerei wieder zu. 15

Angestellt­e und hohe Fixkosten ließen sie nicht mehr ruhig schlafen.

Ziesel sagt, in Zeiten des Personalma­ngels sei es unkalkulie­rbar, mit Angestellt­en zu arbeiten. „Mit einem Restaurant auf gewissem Niveau allein zu überleben

ist schwierig geworden. Unter 2000 Euro netto kommt dir kein Koch. Und 20 Liter Frittierfe­tt

kosten 130 Euro. Ich kann nicht zehn Euro für die Pommes frites

verlangen.“Ziesel und Salzmann haben noch die Rechte an der

Völlerei. Man könne sie jederzeit wieder aktivieren, sagt der Koch. „Aber momentan hat es keinen Sinn.“Dafür gebe es neben den Fernsehsho­ws schon wieder andere Pläne, aber die seien noch geheim.

Was er und Salzmann jetzt tun, könnte in diesen Zeiten Schule machen. Sie konzentrie­ren sich auf ihr zweites Restaurant in Saalfelden, das Holifuk. Ziesel kocht, Salzmann macht das Service und die Bar. Angestellt­e haben sie nicht. Es gibt nur 35 Sitzplätze. Im Sommer sind es mit dem Garten 50. Nach Küchenschl­uss wird Ziesel zum DJ. Es

gibt zwei Ruhetage. Das ist wegen des Personalma­ngels inzwischen normal. „Schön wäre die Viertagewo­che“, sagt Ziesel. Aber da komme man an die Grenzen der Wirtschaft­lichkeit.

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Lukas Ziesel soll aus zehn Zutaten ein Menü zaubern.

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