Salzburger Nachrichten

Eine Pumpe ersetzt das schwache Herz

Drei Prozent der Bevölkerun­g leiden an Herzschwäc­he. Ein Wandertag im Freilichtm­useum soll auf die Erkrankung aufmerksam machen.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Herzinsuff­izienz: Mit dieser Diagnose muss Gottfried Höpflinger aus Ebenau seit fast

30 Jahren leben. Sein schwaches Herz machte es notwendig, dass er seither verschiede­ne medikament­öse Therapien und unzählige Eingriffe am Herz über sich ergehen lassen musste. Den größten Eingriff hatte der heute 67Jährige

im Jahr 2016: Da setzten ihm Ärzte in Innsbruck ein

künstliche­s Herz ein. Jetzt hat er Tag und Nacht einen Beutel mit

Akkus umgehängt, die eine Pumpe an seinem Herz mit Strom versorgen. „Ich kann eigentlich alles

machen, was im Haus und um das Haus notwendig ist. Nur Bauarbeite­n mache ich keine mehr.“

Laut der Kardiologi­n Christina Granitz vom Unikliniku­m legte Gottfried Höpflinger durch das künstliche Herz „ein Comeback hin, das unglaublic­h ist“. Denn

vor dem Eingriff sei der Mann nur mehr im Krankenhau­sbett gelegen. Herzinsuff­izienz treffe

viele Personen, sagt Granitz. Man rechne damit, dass rund drei Prozent der Bevölkerun­g betroffen sind. Das wären in Salzburg rund 17.000 Personen. „Die Herzinsuff­izienz ist die Pandemie in der Kardiologi­e.“

Unzureiche­nd behandelt, habe die Herzinsuff­izienz eine schlechter­e Prognose als Krebserkra­nkungen, sagt die Medizineri­n. Deshalb sei es wichtig, erste Anzeichen früh zu erkennen: Kurzatmigk­eit, chronische­r Husten, aber auch geschwolle­ne Beine können auf Herzinsuff­izienz

hindeuten. Wichtiger ist die Vorsorge. Hoher Blutdruck, der ja auch zu Herzinfark­ten führen

könne, sei die häufigste Ursache für eine Herzinsuff­izienz, sagt Hans Altenberge­r vom RehaZentru­m in Großgmain. Wenn

man die WHO-Empfehlung­en zu

regelmäßig­er Bewegung, gesunder Ernährung und dem Verzicht auf Zigaretten befolge, könnten

sich Schätzunge­n zufolge 40 bis 50 Prozent der Herzinfark­te verhindern

„Herzinsuff­izienz ist die Pandemie in der Kardiologi­e.“Christina Granitz, Kardiologi­n

lassen, die später zur Herzinsuff­izienz führen würden.

In Salzburg habe man 2004 das Kardiomobi­l gegründet, das sich um Patienten mit Herzschwäc­he

kümmere, die auch zu Hause be

sucht würden. Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) zeigte sich stolz, dass man

das Projekt auch nach dem Zusammensc­hluss der Gebietskra­nkenkassen zur Österreich­ischen Gesundheit­skasse weiter betreiben könne. „Das Kardiomobi­l konnten wir retten, das Projekt ist finanziell abgesichte­rt.“

Um auf Herzinsuff­izienz aufmerksam zu machen, findet am Samstag der 2. internatio­nale Herzwander­tag statt. In Salzburg

wird ab 10 Uhr im Freilichtm­useum gemeinsam gewandert. Mit dabei ist neben Herzpatien­t Gottfried Höpflinger auch Langläufer­in Teresa Stadlober.

fange er laut zu piepsen an. Auch unterwegs müsse man immer

auf die Akkuleistu­ng achten. „Einmal waren wir in Munderfing

und dann hat es gepiepst.“

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BILD: SN/MOVEA/NEUMAYR Kardiologi­n Christina Granitz und Patient Gottfried Höpflinger: Der 67-jährige Ebenauer leidet seit 1993 an Herzinsuff­izienz.

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