Thiems Comeback muss Fahrt aufnehmen
Warum Österreichs Tennisstar Niederlagen wie in Tel Aviv nicht mehr „akzeptieren“darf.
SALZBURG. 2:42 Stunden hat Dominic Thiem am Mittwochabend beim
ATP-250-Hallenturnier in Tel Aviv gegen Marin Čilić gespielt und gekämpft, geflucht und gejubelt. Die Leistung war zu gut, um alles zu
hinterfragen, das Ergebnis aber ernüchternd. Das 7:6(6), 2:6, 4:6 gegen die Nummer 16 der Welt aus Kroatien machte einmal mehr deutlich, dass das Comeback von Österreichs Tennisstar nicht die Fahrt aufnimmt, die es bräuchte, um die
nahen (Top 100) und mittelfristigen Ziele (Top 10) zu erreichen.
Thiem hatte zwar eine schwierige Auslosung, doch war es auch eine vergebene Chance, eine Siegesserie zu starten. Denn die möglichen Gegner bis ins Finale wären – zumindest laut Papierform – schwächer als Čilić. „Ich muss akzeptieren, dass ich diese Matches zurzeit noch verliere“, sagte Thiem. Ebendiese Matches gegen Spitzenspieler müssen aber besser heute als morgen gewonnen werden, um die Rückkehr in die Top 100 am Jahresende zu realisieren. 336 ATP-Punkte
hat Thiem als Weltranglisten-160., rund 200 fehlen ihm auf einen Platz unter den besten 100.
Eigentlich stehen heuer nur mehr drei Turniere – die 250erEvents in Gijón und Antwerpen sowie das 500er in der Wiener Stadthalle – auf dem Plan. „Jetzt heißt es daheim trainieren und dann hoffentlich bei den letzten drei Turnieren auf in die Top 100“, lässt Thiem anklingen, dass er die Saison mit Challenger-Turnieren in den November hinein verlängern würde.
200 Punkte, das sind mehr als etwa zwei Halbfinalteilnahmen in Gijón und Antwerpen. Und beim
Heimturnier in Wien ist bei der enorm starken Konkurrenz aus aktueller Sicht ohnehin jede gewonnene Runde als Erfolg und Überraschung zu werten. Angefangen bei Daniil Medwedew, Stefanos Tsitsipas, Jannik Sinner oder Matteo Berrettini stehen elf der 20 besten Spieler der Welt auf der Nennliste der Erste Bank Open (ab 22. Oktober).
Zudem nagt es an Thiems Selbstvertrauen und Glauben an die eigene Stärke, je länger die ehemalige Nummer drei der
Welt solche Niederlagen „akzeptiert“. Am fehlenden Willen, an der fehlenden Fitness oder Matchpraxis liegt es nicht mehr. Schließlich hat Thiem seit Anfang Juli neun Turniere und 25 Spiele bestritten. In der kommenden Woche ist Training angesagt, dann Gijón.