Salzburger Nachrichten

Thiems Comeback muss Fahrt aufnehmen

Warum Österreich­s Tennisstar Niederlage­n wie in Tel Aviv nicht mehr „akzeptiere­n“darf.

- CHRISTIAN MORTSCH

SALZBURG. 2:42 Stunden hat Dominic Thiem am Mittwochab­end beim

ATP-250-Hallenturn­ier in Tel Aviv gegen Marin Čilić gespielt und gekämpft, geflucht und gejubelt. Die Leistung war zu gut, um alles zu

hinterfrag­en, das Ergebnis aber ernüchtern­d. Das 7:6(6), 2:6, 4:6 gegen die Nummer 16 der Welt aus Kroatien machte einmal mehr deutlich, dass das Comeback von Österreich­s Tennisstar nicht die Fahrt aufnimmt, die es bräuchte, um die

nahen (Top 100) und mittelfris­tigen Ziele (Top 10) zu erreichen.

Thiem hatte zwar eine schwierige Auslosung, doch war es auch eine vergebene Chance, eine Siegesseri­e zu starten. Denn die möglichen Gegner bis ins Finale wären – zumindest laut Papierform – schwächer als Čilić. „Ich muss akzeptiere­n, dass ich diese Matches zurzeit noch verliere“, sagte Thiem. Ebendiese Matches gegen Spitzenspi­eler müssen aber besser heute als morgen gewonnen werden, um die Rückkehr in die Top 100 am Jahresende zu realisiere­n. 336 ATP-Punkte

hat Thiem als Weltrangli­sten-160., rund 200 fehlen ihm auf einen Platz unter den besten 100.

Eigentlich stehen heuer nur mehr drei Turniere – die 250erEvent­s in Gijón und Antwerpen sowie das 500er in der Wiener Stadthalle – auf dem Plan. „Jetzt heißt es daheim trainieren und dann hoffentlic­h bei den letzten drei Turnieren auf in die Top 100“, lässt Thiem anklingen, dass er die Saison mit Challenger-Turnieren in den November hinein verlängern würde.

200 Punkte, das sind mehr als etwa zwei Halbfinalt­eilnahmen in Gijón und Antwerpen. Und beim

Heimturnie­r in Wien ist bei der enorm starken Konkurrenz aus aktueller Sicht ohnehin jede gewonnene Runde als Erfolg und Überraschu­ng zu werten. Angefangen bei Daniil Medwedew, Stefanos Tsitsipas, Jannik Sinner oder Matteo Berrettini stehen elf der 20 besten Spieler der Welt auf der Nennliste der Erste Bank Open (ab 22. Oktober).

Zudem nagt es an Thiems Selbstvert­rauen und Glauben an die eigene Stärke, je länger die ehemalige Nummer drei der

Welt solche Niederlage­n „akzeptiert“. Am fehlenden Willen, an der fehlenden Fitness oder Matchpraxi­s liegt es nicht mehr. Schließlic­h hat Thiem seit Anfang Juli neun Turniere und 25 Spiele bestritten. In der kommenden Woche ist Training angesagt, dann Gijón.

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BILD: SN/APA/AFP/JACK GUEZ Dominic Thiem verpasste eine große Chance.

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